Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
hättest du gestern wenigstens die Wahrheit sagen können.«
Lena zuckte mit den Schultern und rollte ihre Matte aus.
Maureen murrte. »Dieses Mal hat mir das Ganze wirklich keinen Spaß gemacht und dabei habe ich gehofft, dass dieser Bengel dadurch wieder vernünftig wird.«
Lena drängte die aufsteigenden Tränen zurück und stellte sich in die Ausgangsposition. »Können wir nun endlich anfangen?«
Anna schaltete das Gerät ein und die übliche Entspannungsmusik erklang. Lena war froh, nicht mehr darüber reden zu müssen. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Wahrheit länger hätte für sich behalten können. Wollte Peter sie schützen oder hatte er ihr etwas vorgemacht? Immerhin war er Schauspieler. Die ersten Zweifel nagten an ihr. Aber dann hätte er stolz verkünden können, die Wette gewonnen zu haben. Trotzdem wusste sie nicht mehr, was sie denken sollte.
Auch wenn sie versuchte, sich auf die Übungen zu konzentrieren, schaffte sie es nur mit großer Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Ihr graute schon davor, nach der Stunde alleine mit Maureen im Pool zu sein. Davonstehlen konnte sie sich nicht, ohne dass es verdächtig wirkte. Yoga und anschließendes Schwimmen war zu einem Ritual geworden, und bisher hatte sie diese Stunden immer genossen. Nur an diesem Tag würde sie sich lieber verkriechen, um ihre Gedanken zu sortieren.
Maureen verzichtete anschließend darauf, die genauen Details der vergangenen Tage erfahren zu wollen und entschuldigte sich nochmals bei ihr. Sie versprach, Lena künftig aus ihren Spinnereien herauszuhalten. Nach einiger Zeit grinste sie Lena sogar breit an. »Ihr habt mich wirklich sauber reingelegt. Wir sind uns noch ähnlicher, als ich dachte. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich erschreckt habe, als ich euch vom Hotelparkplatz fahren sah. Dabei habt ihr euch nur zusammengetan, um mich aufs Kreuz zu legen.« Maureen stieß sich vom Beckenrand ab. »Aber ich habe meine Lektion gelernt.«
»Habe ich dir meine Abschlussarbeit schon gezeigt?«, wechselte Lena das Thema.
Maureen verneinte, auch wenn Lena die Antwort schon im Vorfeld gekannt hatte. Sie hatte das Projekt an dem Tag beendet, als sie das Gespräch zwischen Maureen und Niklas belauscht hatte. Seither hatte sie nicht mehr daran gearbeitet. Das kommende Wochenende würde sie die letzten Feinheiten vornehmen und ihre Prüfungsarbeit am Montag an ihren Professor schicken. Und in einer Woche würde sie zur Hochzeit ihrer Cousine fliegen. Anschließend musste sie sich überlegen, wie es in Zukunft weitergehen sollte. Auf Mallorca konnte sie nicht ewig bleiben, wenn es ihr auch schwerfiel, die Insel schon wieder zu verlassen.
Den restlichen Tag über arbeitete sie an ihren Grafiken für ihre Website. Anna und Maureen waren von den Entwürfen begeistert, was Lena neuen Auftrieb gab. Es nutzte nichts, neben dem Handy zu sitzen und auf Peters Anruf zu warten. Um nicht dauernd das Telefon anzustarren, schaltete sie es kurzerhand auf stumm, damit ihre Konzentration nicht noch mehr litt. So kam sie gut voran, bis sie sich für die Arbeit fertigmachen musste und ihren Laptop ausschaltete.
Die Terrasse im Isolde war voll belegt, und auch die Schinkenlady saß wie gewohnt an ihrem Tisch und steckte sich bereits die erste Schinkenscheibe in den Mund, während sie die Karte studierte.
Ron und Jörg standen plötzlich neben Lena. »Hier ist ja die Hölle los. Ist gar kein Tisch mehr frei?«
»Ich hätte euch einen reservieren sollen. Tut mir leid. Bin gleich wieder bei euch«, sagte sie und ging mit dem voll beladenen Tablett an einen Tisch, um die Getränke zu verteilen. Da die Gäste gleich noch die Essensbestellung aufgaben, dauerte es länger, bis sie sich wieder nach den beiden umsehen konnte.
Sie waren verschwunden.
Lena sah sich um und entdeckte sie am Tisch der Schinkenlady. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihr Chef das nicht beobachtet hatte, denn das Isolde war ein gehobenes Speiselokal und kein Biergarten, wie er sich auszudrücken pflegte, an dem sich die Gäste einfach an einen besetzten Tisch setzen konnten, nur weil dort noch Stühle frei waren.
»Entschuldigen Sie bitte«, wandte sie sich an die englischsprachige Schinkenlady. »Die Herren sind mit den Gepflogenheiten des Lokals nicht vertraut. Ich werde sie an die Bar setzen, bis ein Tisch frei wird.«
Ron und Jörg machte Lena durch ihren Blick deutlich klar, dass sie sie gerade mal wieder in Schwierigkeiten brachten.
Doch die
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