Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Sie nahm ihren Sohn an die Hand und hakte sich bei Lena ein. »Du musst mir unbedingt erzählen, was die letzte Zeit bei dir los war.«
Alex grinste. »Bis wir beide wieder auf dem Laufenden sind, wird es vermutlich Mitternacht werden.«
»Und? Hast du heute sonst noch was vor?«, fragte Alex mit einem Glitzern in den Augen.
Lena schüttelte den Kopf. »Meine Eltern reisen auch erst morgen an. Wir können also die Nacht durchquatschen.« Sie freute sich auf ein ausführliches Gespräch mit ihrer Cousine. Seit deren überstürzter Abreise hatten sie nur noch zu den Geburtstagen telefoniert und sich ab und zu E-Mails geschrieben. »Welch ein Glück, dass wir beide schon früher angekommen sind. Auf der Hochzeit hätten wir uns kaum unterhalten können, weil du sicher mit einer Dauerbelagerung rechnen musst. Ich weiß noch gut, wie deine Mutter zu meiner sagte, du wärst zu den Wilden gegangen.«
Alex lachte. »Ja, das hat sie anfangs auch geglaubt und sie meinte auch, Tom sei wahnsinnig geworden, weil er mich nicht an den Haaren zurück nach Hause geschleift hat, sondern auch noch bei mir geblieben ist.«
Der Kellner am Restauranteingang wies ihnen einen Tisch zu, und Alex bat um einen Hochstuhl für David.
»Wenn ich ehrlich bin, hätte ich ihm das gar nicht zugetraut«, gab Lena zu. Der spießige Tom in der Dominikanischen Republik. Das waren zwei Dinge, die kaum zueinanderpassen wollten und trotzdem schien es zu funktionieren.
»Ich auch nicht«, meinte Alex mit einem breiten Grinsen. »Es klappt vermutlich auch nur, weil er sehr viel Zeit im zivilisierten Miami verbringt.« Der Kellner brachte den Kindersitz und Alex setzte David hinein. »Aber jetzt genug von mir, ich will wissen, was mit euch beiden passiert ist. Ich hätte nie gedacht, dass ihr euch trennt. Du bist doch sogar zu ihm nach Berlin gezogen.«
Lena seufzte. »Stimmt. Und das war der Anfang vom Ende.« Der Kellner brachte die Speisekarte. »Mir knurrt der Magen. Also, lass uns erst bestellen und dann erzähle ich dir alles.«
Alex entschied sich für Rinderrouladen mit Spätzle und Salat und bestellte für David ebenfalls eine Portion Spätzle mit Soße. »Ich bin mal gespannt, wie ihm das schmecken wird. Mir fehlt die deutsche Küche, und in der Hitze Spätzle machen?« Sie schüttelte den Kopf. »Das würde mir im Traum nicht einfallen.«
Nachdem Lena die letzten Wochen sehr viel Fisch gegessen hatte, schloss sie sich Alex` Bestellung an, zumal sie in Berlin ebenfalls selten wirklich typisch deutsche Gerichte gegessen hatte. Zu viele internationale Essstände gab es dort zu entdecken, und es war einfacher und schneller, als selbst zu kochen; von Spaghettis mal abgesehen.
Lena begann mit ihrer Erzählung, wie sie zu Ron gezogen war und sich in Berlin eingewöhnt hatte. Als das Essen serviert wurde, war sie kurz vor Rons Betrug gelandet. Sie erzählte davon, während sie herzhaft aß und merkte, dass es sie tatsächlich nicht mehr schmerzte. Alex unterbrach sie an manchen Stellen, um etwas zu erwidern, aber die meiste Zeit ließ sie Lena einfach weitererzählen, wischte David den verschmierten Mund ab, oder sorgte dafür, dass er noch etwas aß. Trotzdem war Lena davon überzeugt, dass ihrer Cousine nicht ein Wort entging. Sie hatte sich verändert. War sie früher eher zurückhaltend und auch eher bequem gewesen, sprühte sie jetzt vor Energie und erledigte mehrere Dinge gleichzeitig, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.
»Diese Maureen würde ich gerne mal kennenlernen. Sie scheint etwas ganz Besonderes zu sein«, sagte Alex, als ihr Lena von deren Angebot erzählte.
»Oh ja, das ist sie. Das kannst du mir glauben«, stimmte ihr Lena zu und berichtete ihr von der Wette.
»Marcel Rogan«, murmelte Alex. »Müsste ich den kennen? Ist er so berühmt und erfolgreich?«
Lena nickte. »Obwohl? Sein richtiger Durchbruch war vielleicht auch zu der Zeit, als du deine Koffer gepackt hast.«
»Hast du ein Foto?«
Lena holte ihr Smartphone aus der Hosentasche. Im Internet wurde sie schnell fündig. Sie schob das Handy über den Tisch. »Aber auch das ist vorbei. Ich hätte nur nicht gedacht, es durch eine Fernsehreportage erfahren zu müssen. Da hing nämlich an seinem Arm eine Blondine, die ihn anhimmelte, und dann meinte er noch, für eine Freundin hätte er keine Zeit, da er sich auf seine Karriere konzentrieren wollte. Die Blondine wäre nur eine Kollegin.«
»Und du denkst, er hat was mit ihr«?, hakte Alex nach.
Lena nickte.
Weitere Kostenlose Bücher