Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
braucht einen starken Kaffee. Wie kann man nur wegen ein paar Stunden weniger Schlaf so mufflig sein?«
»Ich bin nicht mufflig, ich bin nur müde!«, protestierte Jörg.
»Hattet ihr keinen Schlafwagen?«, fragte Lena und sah, wie Ron Jörg einen Schlag auf die Schulter versetzte.
»Doch, doch«, wiegelte Jörg ab. »Aber durch das Geschaukel konnte ich trotzdem nicht schlafen.«
Sie sah überrascht zu Ron. »Und du bist solidarisch wach geblieben? So viel Rücksichtnahme kenne ich von dir ja gar nicht.« Lena drückte Jörg ein Küsschen auf die Wange und setzte sich wieder. »Tja, da sieht man mal wieder den Unterschied. Mich hätte Ron in dieser Zeit nicht unterhalten, außer vielleicht mit seinem Geschnarche.«
Jörg und Ron wechselten einen Blick, den Lena nicht deuten konnte. »Sag nicht, du willst Brownie doch nicht.«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Jörg. »Wo steckt meine Lady eigentlich?«
Lena holte Brownie aus der Transporttasche und über Jörgs Gesicht ging ein Strahlen. Sofort griff er nach dem Welpen und drückte ihn sich an die Wange.
»Ach du Süße. Wie kommt diese merkwürdige Frau nur auf solche Gedanken«, säuselte er und herzte Brownie weiter.
»Vielleicht, weil ihr euch so komisch angesehen habt?« Lena setzte sich wieder hin. »Es könnte aber auch daran liegen, dass ich auch wenig geschlafen habe.«
»Oh, bist du mit Marcel hergekommen?«
Lenas Magen zog sich schmerzhaft zusammen und dieses Mal lag es nicht am Hunger. Der war gänzlich verschwunden. Nachdenklich trank sie einen Schluck Kaffee. Sie überlegte, ob sie den beiden die Wahrheit sagen sollte, und entschied sich dafür. »Bestimmt nicht. Der Kerl ist ein Arschloch, so wie ich es eigentlich schon immer vermutet hatte. Es war nichts weiter, als eine kurze Verblendung meinerseits.«
Jörg setzte sich an den Tisch und tätschelte ihre Hand. »Ich kenne ihn ja nicht.«
»Was ist passiert?«, wollte Ron wissen und setzte sich ebenfalls.
Lena trank noch einen Schluck Kaffee. Auch wenn sie es Alex schon erzählt hatte, fiel es ihr jetzt bedeutend schwerer, die Worte zu wiederholen. »Für ihn war ich nur ein weiteres Betthäschen.« Zaghaft erzählte sie von der Fernsehsendung und was er dort gesagt hatte.
Die Kellnerin unterbrach Lena, als sie fragte, ob Ron und Jörg Tee oder Kaffee zum Frühstück wollten. Beide entschieden sich für Kaffee und Lena verlangte ebenfalls noch eine Tasse.
»Orangensaft und alles Weitere finden Sie am Buffet«, erklärte die Dame und wies auf die angerichteten Tische an der Wand.
»Was für ein Schwein!«, entrüstete sich Jörg, der für diesen Ausbruch einen tadelnden Blick von Ron erntete.
»Er hat also mit dir Schluss gemacht?«, hakte Ron nach.
Lena verneinte. »So weit habe ich es nicht kommen lassen. Ich habe seine Anrufe geblockt.«
Ron verdrehte die Augen. »Dann weißt du gar nichts. Das ist so typisch für dich. Du hörst oder siehst etwas, deutest es, und setzt dann die Scheuklappen auf. Manchmal kommst du mir vor, wie die drei Affen. Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen.«
»Nichts hören und nichts sagen stimmt vielleicht, aber gesehen habe ich damals genug. Immerhin steckte Jörg in meinem Kleiderschrank. Und dieses Mal hing eine Blondine am Arm meines angeblichen Freundes. Aber sie sind ja nur befreundet. Schon klar, das sind sie ja immer so lange, bis sie heiraten. Also hör auf, mir Vorhaltungen zu machen.«
Ron hob abwehrend die Hand. »Damals hättest du aber mit mir sprechen sollen, und nicht nur einfach abhauen und dich tot stellen. Das hat noch nie was gebracht. Aber gut, es ist dein Leben, und dein Liebesleben geht mich nichts an. Dein Verhalten ist aber trotzdem feige.«
»Ich bin feige? Wer hat denn wochenlang ein Verhältnis gehabt und nichts gesagt? Das warst ja wohl du!«
Die Kellnerin brachte den Kaffee und Ron verrührte nachdenklich den hineingeschütteten Zucker. Jörg war mit Brownie beschäftigt und Lena mit sich selbst. Hatte Ron recht? War sie feige? Vielleicht ein wenig. Aber das war reiner Selbstschutz. Wer ließ sich schon gerne am Telefon abservieren?
Lena brütete weiter über Rons Worte und spielte mit dem Salzstreuer.
»Wann ist Sabinas Trauung?«, fragte Ron.
»Heute Mittag um eins«, murmelte Lena.
»Da sitzen wir längst wieder im Zug. Wir sollten sowieso langsam aufbrechen, damit wir pünktlich sind.« Ron gab Jörg ein Zeichen und stand auf.
Das mit dem Zug schien Lena eine Ausrede zu sein. Der Streit hatte die
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