Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Alex beugte sich zu ihrem Sohn und küsste ihn auf den Kopf. »Er wusste schon immer, wann er sich daneben benehmen darf. Und jetzt wird es Zeit für den Kleinen. Ohne Mittagsschläfchen wird er bald ungemütlich. Wobei die Zeitverschiebung sowieso alles durcheinanderbringt.«
Alex winkte dem Kellner und bat ihn, die Rechnung auf ihr Zimmer zu schreiben.
Lena zückte ihre Geldbörse, um ihr wenigstens ihren Anteil zu bezahlen, doch Alex wehrte ab. »So weit kommt es noch, dass ich dich als Studentin in ein teures Restaurant schleppe und dann zahlen lasse!«
»Danke dir.« Lena erhob sich ebenfalls. »Ich geh mit Brownie mal kurz vor die Tür und suche ihr einen schönen Baum. Sehen wir uns später noch?«
»Das hoffe ich doch.« Alex sah auf die Uhr. »Wie wäre es um fünf? Komm doch einfach in mein Zimmer und wir überlegen uns, was wir mit dem angebrochenen Tag anstellen.«
Lena drückte ihre Cousine fest an sich. Der heutige Tag bestätigte ihr deutlich, wie sehr Alex ihr gefehlt hatte und sie bedauerte, dass Sabina nicht auch schon hier war, um das Trio komplett zu machen.
19
Am nächsten Morgen kämpfte sich Lena aus dem Bett. Sie hatten bis spät in die Nacht gequatscht und Alex hatte ihr wilde Geschichten aus der Dominikanischen Republik erzählt. Auch wenn sie per Mail in Kontakt standen, so war es doch etwas ganz anderes aus Alex´ Mund zu erfahren, wie ihr Leben dort verlief und vor allem, wie die Sache damals mit Tom und Simón abgelaufen war.
Sabina hatte, obwohl sie Simón liebte, die Hochzeit weit in die Zukunft geschoben, weil sie sich sicher sein wollte, dass sie auch ein gemeinsames Leben in den eigenen vier Wänden ohne Probleme meisterten. Simón hatte zwar gekränkt reagiert, aber letztlich war ihm nichts anderes übrig geblieben. Und an diesem Nachmittag sollte nun die Hochzeit stattfinden. Lena freute sich sehr mit ihrer Cousine. Sabina hatte bis dahin auch nur Beziehungspleiten erlebt, und dieses Happy End gab ihr Hoffnung, dass auch sie irgendwann noch den passenden Partner finden würde. Ansonsten blieb ihr wirklich nur noch ein Hund. Aber es gab auch Schlimmeres, tröstete sich Lena. Sich ständig betrügen zu lassen, wäre viel schlimmer, als niemanden zu haben. Ihre Oma hatte immer gesagt: Man kann in einer Ehe einsamer sein, als man es alleine jemals wäre. Und ihre Großmutter wusste, wovon sie sprach. Sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, wie sehr sie ihre Ehe verabscheute und auch, dass sie es sich nicht leisten konnte, sich scheiden zu lassen. Lena hatte ihrer Oma damals versprechen müssen, ihre Worte niemals zu erwähnen, denn sie liebte ihre Kinder und wollte sie mit dieser Aussage nicht kränken. Wären die Zeiten jedoch anders gewesen, hätte sie sich scheiden lassen. So hatte sie, nachdem ihr Mann an einem Herzinfarkt verstorben war, eine Flasche Sekt geöffnet und gefeiert. Lena hatte sie besuchen wollen, um ihr bei der Vorbereitung der Beerdigung zu helfen, und hatte sie damals angeschickert vorgefunden. Vielleicht sollte Lena sich das Motto ihrer Oma selbst zu eigen machen. Nur weil man keinen Partner hatte, war man trotzdem eine vollwertige Person. Und wenn sie so manche Beziehung genauer beleuchtete, waren die Paare auch nicht unbedingt zufriedener als Singles. Nur die Probleme waren andere. Und die Zeit auf Mallorca hatte ihr gezeigt, dass sie sehr wohl alleine sein konnte, ohne dass ihr etwas fehlte.
Lena schlug die Bettdecke zurück, schlurfte ins Bad und machte sich für das Frühstück fertig. In einer Stunde wollten Ron und Jörg hier sein, um Brownie abzuholen, und sie selbst musste sich eine Stunde später für die Hochzeit umziehen und stylen.
Mit der Transporttasche in der Hand verließ Lena das Hotelzimmer und fuhr mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss, wo sich der Speiseraum befand. Für eine Tasse Kaffee sollte die Zeit noch reichen. Sie schenkte sich ein und ihr Magen knurrte vernehmlich. Trotzdem wollte sie auf Ron und Jörg warten, die sicherlich auch noch nicht gefrühstückt hatten.
Ron steckte zuerst seinen Kopf durch die Tür des Speisezimmers und winkte wild, als er sie entdeckte. Er drehte kurz den Kopf weg und eilte dann auf sie zu. Wenige Meter hinter Ron schlurfte Jörg mit einem Gähnen im Gesicht.
»Hallo Lena«, begrüßte Ron sie und küsste sie mitten auf den Mund.
»Lass das!« Lena wischte sich über den Mund und sah Ron verärgert an.
Ron grinste nur schief und beachtete ihren Kommentar nicht. »Der Stinkstiefel hinter uns
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