Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
nickte. »Du offensichtlich auch. Wollen wir zusammen zur Kirche fahren?«
»Wenn dich meine Eltern nicht stören. Sie werden jeden Moment herunterkommen.«
Er schien kurz zu überlegen und neigte den Kopf. Dann setzte er sich zu ihr und grinste schief. »So leicht bin ich nicht zu erschüttern.«
Lena musterte Sven, als er seine Kaffeetasse auf dem Tisch vor ihnen abstellte. »Möchtest du auch noch einen Kaffee?«
Lena verneinte.
»Ach, ich habe aus Langeweile eigentlich auch schon zu viel von der Brühe getrunken.« Er lehnte sich zurück und musterte sie unverhohlen. »Du siehst wirklich umwerfend aus. Wohnst du in München?«
»Nein«, antwortete Lena kurz angebunden, weil sie nicht wusste, was sie ihm erzählen sollte. Schließlich hatte sie im Moment gar keinen festen Wohnsitz, und wenn sie das erzählte, müsste sie sich erklären, was sie vor einem Fremden nicht wollte.
Er sah sie forschend an.
Lena überlegte, was sie sagen konnte. »Ich bin eben mit dem Studium fertig geworden und gönne mir eine kleine Auszeit.«
Sven nickte. »Auch nicht ohne. Das hätte ich damals auch tun sollen, aber irgendwie kam mir dann mein Job in die Quere, und einmal in den Fängen der Firma, kommt man nicht mehr so einfach zu einer Auszeit. Ich wollte eigentlich reisen. Aber bisher habe ich es immer aufgeschoben. Jemand sollte mir einen Tritt in den Hintern geben, damit ich nicht doch noch ein Spießer werde.«
Sven war optisch von einem Spießer meilenweit entfernt. »Darüber machst du dir Sorgen?«
»Manchmal schon. Vor allem morgens, wenn ich keine Lust habe aufzustehen und trotzdem pünktlich in der Firma ankomme.« Sven lachte. »Die Weichen sind gestellt. Ohne fremde Hilfe werde ich wohl wirklich als Spießbürger enden.«
Sie wollte ihn gerade fragen, in welchem Bereich er arbeitete, als die Fahrstuhltür sich öffnete und Lenas Eltern heraustraten. »Meine Eltern. Wenn du also mit uns fahren willst?«
Sven stand auf und Lena stellte ihn vor. Über das Gesicht von Lenas Mutter huschte ein Schatten, doch Lenas Vater drückte Sven fest die Hand, klopfte ihm auf die Schulter und nickte zustimmend als Lena vorschlug, gemeinsam zu fahren.
»Damit hast du dir einen Tanzpartner gesichert«, feixte ihr Vater, drehte sich zu Sven und fragte: »Sie können doch tanzen?«
Sven grinste verlegen. »Naja, ich bin nicht gerade John Travolta, aber vielleicht kann Lena mir ja helfen, nicht ganz so dämlich auf der Tanzfläche auszusehen.«
Lenas Vater klopfte ihm erneut auf die Schulter und brach in sein typisch polterndes Lachen aus. »Dann kommen Sie mal mit uns, junger Mann.«
* **
In der Kirche entdeckte Lena ihre Cousine Alex mit dem kleinen David in der ersten Reihe und winkte ihr. Alex machte ihr mit Pantomime klar, dass sie später noch mit ihr reden wollte. Lena nickte und lächelte. Hoffentlich hätten sie tatsächlich noch etwas Zeit zusammen. Vor dem Altar trat Simón von einem Bein auf das andere. Sven flüsterte ihr ins Ohr, Simón habe bestimmt schon zwei oder drei Schnäpse intus, um seine Nerven zu beruhigen. Der Trauzeuge, Svens bester Freund, hatte ihm eine SMS geschickt und erklärt, dass er bald betrunken sei, weil er mit Simón mithalten musste.
Lena kannte Simón nur aus Erzählungen, doch selbst sie konnte sehen, wie nervös er war. Er zupfte an seiner Fliege herum, steckte die Hände in die Hosentaschen, zog sie wieder heraus, nur um sie gleich wieder darin zu vergraben.
Die Kirche füllte sich, und kurz darauf trat der Priester aus dem Seitenschiff der Kirche an den Altar. Im selben Moment begann die traditionelle Hochzeitsmusik und Sabina ging an der Seite ihres Vaters Schritt für Schritt auf den Altar zu.
Niemals hätte Lena geglaubt, dass sich Sabina für den Eintritt in die Kirche den traditionellen Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn-Bartholdy auswählen würde und schaute verwundert, wie sie nun strahlend dahinschritt. Doch nach schon wenigen Takten bemerkte Lena, dass über das klassische Stück eine dezente Rockversion gelegt war. Das passte schon viel besser zu ihrer Cousine. Amüsiert betrachtete sie die überraschten Gesichter der älteren Verwandtschaft, wobei eine der Damen sogar pikiert die Augen aufriss. Das war definitiv Sabinas Hochzeit, und Lena konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen. Sven stand neben ihr und grinste nicht weniger breit.
Simón starrte zu Sabina und Lena schien es, als würde er jeden Moment umkippen. Als Sabinas Vater ihm die Hand
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