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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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nutze sie.
    Es gibt keine Alternative.
    Ruhe breitet sich in mir aus, wird größer, überlagert sogar das alles verzehrende Feuer des Hasses, das ich so sorgfältig kultiviert habe. Ein allumfassendes Gefühl von Entschlossenheit, von Gewissheit, das ich vielleicht der Tatsache zu verdanken habe, dass ich zurück bin in meinem Körper, wieder Haut und Muskeln und Fleisch besitze, meine Körperlichkeit wieder spüre. Ich schlucke, bewege meine Hände, dehne die Sehnen in meinen Händen und Beinen und genieße es, wieder dreidimensional zu sein, wieder real und ganz. Meine fehlgeleitete Überzeugung der Reinheit fällt von mir ab, denn Erin hatte recht. Hat noch recht. Geist und Körper können nicht voneinander getrennt werden, nicht dauerhaft. Nicht, ohne dem Wahnsinn zu verfallen.
    Madigan, hast du das je bedacht? Auch nur für eine Sekunde?
    Es gibt Dinge, auf die ich mich vorbereiten muss.
    Ja, und uns läuft die Zeit davon, uns beiden. Wenn ich also je handeln will, dann sollte es besser jetzt sein, bevor sie aufwacht und nach vorne drängt. Was auch immer sonst geschieht, ich muss das Überraschungsmoment auf meiner Seite haben.
    Nur noch ein paar Minuten, dann stehe ich auf.
    Nur noch ein paar Minuten, fünf, zehn, fünfzehn, um hier mit geschlossenen Lidern zu liegen, tief durchzuatmen, um meinen Geist zu klären und meinen Mittelpunkt zu finden.
    Nur noch ein paar Minuten.
    ∞
    Ein Geräusch ist zu hören und ich öffne die Augen. Es war nichts, nur das Hupen eines vorbeifahrenden Autos, das sich noch dreimal wiederholt, während das Motorengeräusch verklingt. Laut der Uhr auf dem Nachttisch ist es fast fünf Uhr. Ich habe den Großteil des Tages verschlafen, aber Selbstbeschuldigungen sind jetzt mehr als nutzlos und außerdem scheint es mir gutgetan zu haben. Ich fühle mich leichter, wacher. Mein Kopf ist klarer.
    Ich rolle mich herum und etwas Hartes drückt sich an meine Hüfte. Das Messer, die Klinge dankbarerweise nicht auf meinen Körper gerichtet. Mit vorsichtigen Bewegungen hebe ich es auf.
    Fünf Uhr. Eine Zeit ist so gut wie die andere, nehme ich an.
    Im Bad setze ich mich auf den Wannenrand, während das heiße Wasser in die Wanne plätschert, gerade noch kühl genug, um mich nicht bei lebendigem Leib zu verbrühen. Ich kratze mich am Kinn und frage mich, ob ich mich rasieren sollte. Es ist nur ein Zweitagebart, aber heute ist ja nicht irgendein Tag, oder? Meine Eingeweide verkrampfen sich, als meine guten alten Freunde, Zweifel und Angst, Arm in Arm zu mir zurückkehren. Denn was, wenn ich verrückt bin? Was, wenn das Ganze wirklich eine Wahnvorstellung ist? Dann erinnere ich mich an Ruths Gewicht in meinen Armen, tot und schlaff und kalt, und schüttle den Kopf. Wahnsinn wäre sogar noch schlimmer.
    Es ist viel, viel angenehmer, meine Sünden mit Madigan zu teilen.
    Die Wanne ist jetzt voll und dampft. Als ich mich vorlehne, um den Wasserhahn abzudrehen, bemerke ich eine kleine Glasflasche in einer Ecke, halbversteckt hinter einer Shampooflasche. Ungleichmäßige grüne Kristalle klappern im Glas, Badesalz, der Geruch von Äpfeln trifft mich wie ein Schlag, als ich den Korken hebe. Und noch schlimmer ist die Erinnerung an Madigan, die gleichzeitig aufsteigt, so natürlich wie ein Atemzug, so schmerzhaft wie ein Lungenriss …
    sie kommt dampfumhüllt aus dem Bad, warm und feucht und nur in ein Handtuch gewickelt, legt ihre Arme um meine Hüfte, drückt sich eng und hungrig an mich. Ein nach Zahnpasta riechender Kuss, eine aufreizende Berührung mit der Zunge, und wofür war das, frage ich überrascht. Sie grinst, breit und herzerweichend. Nur weil ich dich liebe, Dummerchen
    … und entschlossen verdränge ich das Bild.
    Muss wohl die rosarote Brille sein.
    Denn selbst wenn diese Erinnerung wahr ist, zeigt sie eine Madigan, die schon lange tot ist, und ich weigere mich, dieses Gespenst auch nur eine weitere Sekunde zu beachten.
    Ich ziehe mich aus, falte meine Kleidung und lege sie ordentlich auf den Wäschekorb. Fast kann ich Ruth hören: Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Ich vertreibe auch sie aus meinen Gedanken. Direkt unter meinen Lippen entdecke ich einen eindrucksvollen blauen Fleck, der bereits verblasst, und noch ein paar kleinere auf meinem linken Oberarm. Wenn man sie zu dem Schnitt an meinem Ellbogen hinzurechnet, ist es der Anfang einer schönen Sammlung.
    Das Messer wartet auf dem Badewannenrand.
    Zeit, es zu erledigen.
    Zeit, sie zu erledigen.
    Wasser schwappt über den

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