You are Mine
okay?«
»Ja, das ist cool, aber kann ich dich was fragen?«
Er wirkt so unglücklich. Seine Mundwinkel hängen genauso nach unten wie seine dürren kleinen Schultern. Seine Finger ziehen nervös an einem Zipfel meiner Decke.
»Sicher.« Ich seufze. »Was?«
»Es geht um sie, um Madigan.«
Ich kann das nicht mehr. Ich habe genug eigene Probleme. »Madigan ist tot, Joaquin, sie ist jetzt schon lange Zeit tot. Du musst sie gehen lassen.«
»Ja, was auch immer.« Der Junge zuckt mit den Achseln. »Es ist nur, weißt du, ist sie das? Ist sie wirklich tot?«
Der Blick, den er mir jetzt zuwirft, hinterhältig und böse hinter seinem Pony hervor, sorgt dafür, dass mir kalt wird.
Denn wie hat Joaquin herausgefunden, was passiert ist, ganz abgesehen davon, wo ich bin? Meine Familienangehörigen sind die einzigen, die es wissen, und sie ahnen nicht mal, dass dieses Kind existiert, und noch weniger, wie sie ihn benachrichtigen sollten. Gott, selbst ich weiß nicht, wie ich ihn finden kann, und die einzige Person, die es wusste, die einzige Person, nach dessen Pfeife er getanzt hat …
Nein. Auf keinen Fall.
Aber jetzt liegt ein Lächeln auf diesem schmalen Gesicht, ein Grinsen, das mir nur zu vertraut ist. Und diese ruhelosen Hände spielen an nichts mehr herum, sondern liegen stattdessen ruhig verschränkt vor dem Bauch. Er wirkt auch größer, als er sich aus seiner üblichen, gebeugten Haltung aufrichtet, und der Blick in diesen Augen …
Diesen Blick hätte ich überall erkannt.
»Aber du bekommst Fleißpunkte, Lexi.« Selbst die Stimme klingt jetzt anders, als alle Schauspielerei abfällt. Subtil, aber deutlich erkennbar, diese klare Melodie, die kleinen Veränderungen in der Aussprache. Und, natürlich, mein Name.
Nur eine Person auf der ganzen Welt würde mich je so nennen.
»Ich habe gefühlt, wie du verschwunden bist«, sage ich. »Du solltest tot sein.«
»Oh, Lexi.« Sie lächelt und setzt sich neben meine Füße. »Kann ich dir begreiflich machen, wie verblüffend es war? Und wie beängstigend, einfach so zu gehen, ohne zu wissen, wohin und ob ich überhaupt irgendwo hinging?«
»Aber Joaquin, woher wusstest du, wo du ihn findest?«
Das musste sie gar nicht, erklärt sie mir. Sie musste nicht suchen, denn die Verbindung zwischen seinem Geist und meinem, unserem, war so hell, so stark, dass das leuchtende Band sie fast von alleine weitergezogen hat. So viel einfacher als beim ersten Mal – bei mir –, ein so einfacher, schöner Übergang, einfach wunderbar, sie wünschte, ich hätte es sehen können, erleben können.
»Mein Gott, muss dieser Junge dich geliebt haben«, sagt sie, eine Hand über dem Herzen. »Das arme Ding hatte eigentlich nie eine Chance.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er ist weg.« Madigan lächelt. »Ich wollte denselben Fehler nicht zweimal machen, nicht nach all dem Ärger, den du mir bereitet hast.«
»Weg? Was meinst du mit weg ?«
»Ich glaube, ich meine tot«, antwortet sie. »Ich kann ihn überhaupt nicht fühlen, nicht wie bei dir. Gott, du warst immer da, wie eine Migräne, die nur darauf wartet, mich umzuwerfen.«
»Du hast ihn umgebracht? Das kannst du?«
»Serge hat es mir beigebracht, zusammen mit allem anderen. Aber es muss sofort geschehen, während der einheimische Geist noch im Schock ist. Sonst …« Sie hält inne, um mir zuzuzwinkern. »Sonst verschanzt er sich einfach und macht Ärger.«
Mir ist schlecht. »Und was passiert mit Joaquin, wenn du mit ihm fertig bist?«
»Mit dem Körper, meinst du?« Madigan schüttelt den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht stirbt er, vielleicht fällt er in ein dauerhaftes Koma. Wer weiß das schon?«
»Interessiert es dich überhaupt?«
»Ich habe ihn nie geliebt, Lexi.« Sie lehnt sich vor und legt mir eine Hand aufs Knie. »Nicht, wie ich dich geliebt habe.«
Ich schüttle den Kopf. »Du bist unfähig zu lieben.«
Ihr Lächeln gerät ins Wanken. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Du warst in mir, du weißt, was ich gefühlt habe. Ich wollte dich behalten, ich wollte dich mitnehmen. Wir hätten zusammenbleiben können, Lexi. Du und ich, für immer. Das hast du mir mal versprochen, erinnerst du dich?«
Ich wende den Blick ab. Ich habe dieser Frau, diesem Ding, was auch immer sie jetzt ist, nichts mehr zu sagen.
»Aber ich kann dir nicht vergeben, was du getan hast, Lexi, und ich kann dir nicht vertrauen. Also versäumst du jetzt die Ewigkeit.«
Schnell wie eine Schlange packt sie meine Handgelenke und ihre
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