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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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Plastik gewickelte Tonklumpen, überquellende Skizzenblöcke und ihre Staffelei, fleckig und angeschlagen, die wie ein Skelett in einer Ecke des Wohnzimmers herumstand. Zu Ruths Missfallen stank das gesamte Haus bald nach Ölfarbe und Terpentin. Hat sie dich auch nur gefragt, Alex? Mich hat sie auf jeden Fall nicht gefragt.
    Ruths Zimmer ist das einzige, das von der Annektierung verschont bleibt, bis schließlich auch dieser Raum besetzt wird. Eine Haarbürste, ein Stift oder was auch immer es war, das Madigan sich ohne zu fragen ausgeliehen hatte. Ich glaube nicht, dass es eine Rolle gespielt hat. Es ging um das Eindringen in Ruths Gebiet; das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    An diesem Abend wartete Ruth nach der Arbeit in der Einfahrt auf mich, der geliehene Kombi ihres Bruders bereits gefüllt mit ihren wenigen Möbeln und mehreren zugeklebten Kartons. Mit bleichem Gesicht und rotgeriebenen Augen drückte sie mir einen Umschlag in die Hand – das sind zwei Wochen Miete, ich gehe – und als ich sie nach dem Warum fragte, spuckte sie aus, spuckte tatsächlich auf das Gras vor meinen Füßen.
    Frag sie . Außer, du willst diesmal tatsächlich die Wahrheit hören.
    Laut Madigan war es Eifersucht, ganz einfach. Ein Kichern von der Couch, eine der unbedeutenderen Marionetten – Leigh? Brett? – schlürfte etwas Sprudelndes, Orangefarbenes aus einem Glas und reinigte pflichtbewusst ihre Pinsel. Auf der Staffelei stand ein neues Gemälde, wildes Rot und Schwarz und zu wüst, um es lange zu betrachten, ihm wandte Madigan sich mit einem Achselzucken wieder zu.
    Eifersucht. Die arme Ruth, bei ihr ging es immer um Eifersucht.
    Ihr Rücken war warnend angespannt. Lass es nicht drauf ankommen. Stell mich nicht infrage.
    Und ich tat es nicht.
    Während ich hier sitze, die Predigt oder das Evangelium oder wie immer sie es nennen nur ein dumpfes Hintergrundgeräusch, frage ich mich, was Ruth sagen würde, wenn ich sie anriefe und fragte, was genau an diesem Tag passiert war. Eine lächerliche Idee. Wie sollte ich das jetzt überhaupt ansprechen?
    Hey, Ruthie, rate mal? Ding dong, die Hex’ ist tot und so. Jetzt ist sie unter der Erde und kann nicht mehr zurückkommen, um dich zu holen, also wie wäre es, wenn du mal erzählst? Tut mir übrigens leid, dass ich dich nicht zur Beerdigung eingeladen habe, aber vielleicht willst du dich später mit den Marionetten treffen und beim Ententanz auf ihrem Grab mitmachen?
    Vielleicht haben all diese alten Frauen recht, wenn sie sagen, dass es besser ist, die Geheimnisse der Toten nicht zu kennen.
    Der Pfarrer hat das Thema gewechselt und spricht jetzt über Madigan selbst. Ein farbloses, sicheres, dürftiges Porträt, das überhaupt nicht der Frau gleicht, die ich kannte. All dieses Gerede über Stärke im Leiden und das tapfere Tragen seines Kreuzes. Sanfte Worte, nicht so sehr auf Wahrheit ausgerichtet, eher auf Trost, und hätte Madigan sie hören können, wie sehr hätte sie sie verachtet.
    Hinter mir lacht jemand. Kaum hörbar, ein unfreiwilliges amüsiertes Schnauben, das sofort in ein Husten verwandelt wird, aber trotzdem ein Lachen. Ich drehe mich halb um und sehe sie alle in der letzten Reihe, Ellbogen an Ellbogen aufgereiht wie Krähen, die auf eine Leiche warten. Joaquin fängt meinen Blick auf, sein langsames, langbewimpertes Zwinkern übermäßig verschwörerisch und so fast schon obszön.
    Wütend wende ich den Blick ab und ramme mir die Fingernägel in die Handfläche. Wie kann er es wagen! Dieser pathetische kleine Wichser, wie kann er es wagen, auch nur anzudeuten, dass ich zu ihrem Kreis gehörte. Ich bin keiner von ihnen und ich war es nie. Ich war so viel mehr als eine Marionette und so viel länger. Und das ist die Wahrheit, die ich ihm ins Gesicht schreien will, die ich jedem einzelnen von ihnen ins Gesicht schreien will.
    Ich war vor euch da. Ich war als Erster da.
    Aber selbst mitten in diesem plötzlichen Wutanfall höre ich ihre Worte, ihren trockenen, spöttischen Tonfall.
    und als Letzter, Lexi, wer war als Letzter da? Du, meine gelegentliche Liebe? O nein, du nicht. Erinnerst du dich?
    Nein. Ich werde nicht darauf hören und ich werde mich nicht daran erinnern. Diese Erinnerungen sind zu frisch. Weniger als eine Woche alt und noch scharf genug, um zu verletzen: ihre Tiraden und mitternächtlichen Beschuldigungen, die sie ins Telefon kreischte, und ich, der ich zurückschrie – du hast verfickt noch mal verloren, Madigan, du irres,

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