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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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psychotisches Flittchen –, bevor ich schließlich einfach auflegte, das Telefon ausschaltete und mich in einen kranken, bewusstlosen Schlaf trank. Weil genug wirklich genug war.
    Bis es spät am nächsten Morgen, das Telefon war seit weniger als einer Minute wieder angestellt, wieder klingelte und ich zögerlich abhob, um nicht sie, sondern Bailey am anderen Ende der Leitung zu hören.
    Bailey, schonungslos und mit gebrochener Stimme. Alex, sie ist tot.
    Nein, nicht diese Erinnerungen, jetzt noch nicht.
    Aber das Bedürfnis nach einer Erinnerung ist drängend und hell wie der Zwang, wieder und wieder an einem verfaulten Zahn herumzuspielen, egal, wie weh es tut – oder vielleicht sogar gerade deswegen. Mein Geist dreht und dreht sich, um sich schließlich für einen anderen Tag zu entscheiden, einen anderen Morgen: Ich, als ich erschöpft nach einer Nachtschicht im 7-Eleven nach Hause kroch, um sie zusammen auf der Couch zu finden, sein Kopf in ihrem Schoß, während ihre Finger dünne, lose Zöpfe in seine Haare flochten.
    ∞
    Das murmelnde Gespräch brach plötzlich ab, als zwei Paar Augen sich auf mich richteten.
    »Hallo, Lexi.« Ein mysteriöses Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
    »Hi.« Ich zögerte in der Tür und starrte erst Madigan an, dann den dünnen, schwarzgekleideten asiatischen Jungen, der sich neben ihr zusammengerollt hatte. Einen Jungen, der unter meinem Blick nicht einen Zentimeter zurückwich: keine plötzlichen Schuldgefühle, kein unruhiger, befangener Positionswechsel. Er lag einfach da, als wäre das alles vollkommen natürlich, als gehöre er dorthin.
    »Das ist Joaquin«, sagte Madigan, als könnte der Name alles erklären.
    Der Junge wedelte leicht mit den Fingern, bewegte sich sonst aber nicht.
    Unzählige Fragen schossen mir durch den Kopf, angestachelt von, o ja, von dem plötzlichen Aufflackern von Eifersucht – wer war er, um so nah herangelassen zu werden? –, aber ich stellte keine davon. Inzwischen kannte ich die Regeln. Sie würde mir alles erzählen, könnte sich tatsächlich gar nicht davon abhalten, aber nur, wenn ich nicht als erstes nachfragte.
    Die Herausforderung eines starken Gegners.
    Also gähnte ich stattdessen. »Ich muss wirklich schlafen gehen. Schön, dich kennenzulernen, Joaquin. Wir sehen uns, ja?«
    Ich war nicht länger als zehn Minuten im Bett, die Decke über den Kopf gezogen, um das Tageslicht auszusperren, als sie in den Raum schlich. »Macht es dir was aus, wenn ich mich zu dir geselle?« Ihre Finger an meiner Hüfte, ihre übliche eiskalte Berührung, so kalt, dass es mich all meine Willenskraft kostete, nicht zurückzuweichen. Sie schien diese winterliche Kälte zu kultivieren und weigerte sich sogar, die Heizung anzumachen, unter dem Vorwand, dass es ihre Augen austrocknete. Manchmal fragte ich mich, ob es gar nicht die Kälte war, die sie so sehr liebte, sondern eher der thermodynamische Prozess: der Übergang der Wärme von meinem Körper in ihren.
    »Ich bin selbst ziemlich geschafft«, flüsterte Madigan und legte einen Arm um meine Hüfte. »Wir haben uns die ganze Nacht unterhalten, Joaquin und ich.«
    »Mmmm.«
    »Über Kunst, überwiegend über Kunst. Er pennt übrigens auf der Couch.«
    Kaum eine Bitte um Erlaubnis, aber trotzdem nickte ich. »Sicher.«
    Ein paar Momente praller, schweigender Erwartung und dann war sie bereit. Musste alles erzählen, musste es einfach tun wie ein Kindergartenkind: Schau, siehst du mein neues Spielzeug?
    Ihr neues Spielzeug. Joaquin, ein Junge, der sich in den kleinen Galerien von Northcote und Fitzroy herumtrieb, gekleidet in zerfetzte Gothic-Kleidung mit einem Skizzenblock unter dem Arm, dessen Inhalt er jedem zeigte, der ihm auch nur einen kurzen Blick schenkte. So hungrig, der Ausdruck auf seinem Gesicht, eine eifrige Gier, die sie am Nachmittag dazu bewogen hatte, sich seine Bilder einmal anzusehen. Größtenteils jugendliche Morbidität – Dämonen und Kerker und bluttropfende Kreuze –, aber darunter ein Funken von Potenzial, der sie genug interessiert hatte, um ihn mit nach Hause zu nehmen, ihn im Duft von Ölfarbe vor eine leere Leinwand zu stellen und zu schauen, was er wirklich konnte.
    »Und?«
    »Oh, da ist absolut etwas. Aber man muss ihm ein paar Dinge beibringen.«
    »Und du wirst ihn unterrichten?«
    Madigan kuschelte sich fest an meine Brust. »Warum nicht? Er will einfach nur eine Weile hier abhängen. Du weißt schon, zuschauen, was ich tue, und vielleicht hier und dort ein paar

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