You are Mine
Haus bewegte, die Dinge aufsammelte, die sie zurückgelassen hatte, und in das zweite, leer stehende Zimmer verbannte. Verschiedene Kleidungsstücke, halb ausgequetschte Farbtuben und nach Terpentin stinkende Pinsel, Paperback-Romane, die kleinen blauen Tabletten, die sie bei Regelschmerzen schluckte, und der gesamte Rest der Unordnung, die ihr in mein Leben gefolgt war.
Oh, welche Erleichterung! Viel besser, als ich es mir vorgestellt hätte, und mit jedem Stück, das ich in eine Kiste steckte oder in eine Ecke schob, vertiefte sie sich. Eine unbestreitbare Leichtigkeit breitete sich in mir aus, die jeden Anflug von Bedauern oder Reue verdrängte.
Ein Monat, sagte ich mir selbst. Ein Monat und wenn sie dann ihr Zeug nicht abgeholt hätte, wenn sie nicht einmal anrief, um darum zu bitten, dass ich es irgendwo ablieferte, dann würde ich das ganze verdammte Zeug verbrennen. Ein bitterer Eid, geschworen in Wut und Trauer, und ich habe ihn nie eingelöst. All ihre Sachen liegen immer noch dort in meinem Gästezimmer, wo sie hinter einer Tür, die ich nicht einmal ansehen kann, wenn ich den Flur entlanggehe, Staub sammeln.
Heute Abend, verspreche ich mir selbst. Heute Abend werde ich das Zeug loswerden.
Es hat wieder angefangen zu regnen. Ich schließe die Augen und lausche auf das beruhigende Geprassel von Wasser auf Glas. Die Erinnerung an Madigan ist nur zu leicht heraufzubeschwören: ihr Lächeln, wenn sie sich vorlehnt, um mich zu küssen, ihr kehliges, raues Lachen, ihre weiche Haut. Und ich friere das Bild genau in diesem Moment ein, bevor es umkippt, bevor die Risse erscheinen.
Madigan, meine Liebe, wunderschön und mutig und perfekt.
Das ist die einzige Erinnerung, die ich je brauchen werde.
∞
Von der Straße aus kann man das Haus der Sargoods nicht einmal sehen. Am Ende einer langen, gewundenen Auffahrt gelegen und von einem dichten Wald europäisch wirkender Bäume umschlossen, ist das Herrenhaus gut geschützt vor den Blicken neugieriger Fußgänger. Das gesamte Anwesen – selbst für Toorak-Standards ist es riesig – ist umgeben von einer zwei Meter hohen Steinmauer und die Zufahrt wird von eisernen Toren verhindert.
Der Taxifahrer zieht eine Augenbraue hoch, als er mir mein Wechselgeld zurückgibt. »Sicher, dass du hier richtig bist, Kumpel?«
»Richtiger Ort, falsche Person.« Ich trete in den Regen hinaus und ziehe meinen Mantel eng um mich. Ich gehöre hier nicht hin, in diesen versnobten, vom Reichtum besessenen Vorort mit seinen breiten, von Bäumen gesäumten Straßen, den Garagen für vier Autos und den Vorsicht, bissiger Hund -Schildern, die ihre Warnung auf jedem zweiten Tor in die Welt hinaus knurren. Ich habe hier nie hingehört und ohne Madigan als meinen Pass fühle ich mich verletzlich, als würde mich jeden Moment jemand auf die Schulter tippen und verlangen, mein Visum zu sehen.
Es ist dumm, mehr als dumm, aber gäbe es da nicht die Erinnerung an Baileys ausgezehrtes, gramgezeichnetes Gesicht, würde ich direkt zurück ins Taxi kriechen und nach Hause fliehen.
Stattdessen spreche ich meinen Namen in eine kleine, graue Kiste, die unauffällig in das Mauerwerk eingelassen ist. Einen Moment später brummt die Gegensprechanlage und die Tore öffnen sich lautlos auf wohlgeölten Scharnieren. Die Einfahrt ist jetzt gepflastert. Glatte lachsfarbene Pflastersteine ersetzen den knirschenden weißen Kies, an den ich mich aus meiner Kindheit erinnere. Madigan und ich haben Stunden damit verbracht, uns durch die Steine zu graben, um die größten und am ungewöhnlichsten geformten als Glücksbringer in unsere Tasche zu stecken, auch wenn ich mich nicht mehr im Mindesten erinnern kann, warum wir das getan haben.
Madigan-Logik; wer könnte sich ihr widersetzen?
Der Mann, der die Tür öffnet, gehört zu derselben Gattung von ausdruckslosen, anzugtragenden Kreaturen, wie sie auch am Rande der Beerdigungsmesse auftraten, um Büchlein auszugeben und den älteren Trauernden zu ihren Sitzen zu helfen. Er schätzt mich schnell und diskret ab, dann bittet er um meinen Mantel. Ich schüttle den Kopf und murmle etwas darüber, dass ich nicht lange bleiben werde.
»Natürlich, Sir.«
Er führt mich den Gang entlang und in einen Raum, den die Sargoods immer als Salon bezeichnet haben. Als Kind hatte ich das Wort bisher nur in einem Kinderreim gehört, dem über Königinnen und Brot und Honig. Heute ist er voller Leute, die an Kristallgläsern nippen und sich leise unterhalten. Ein paar kurze
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