You are Mine
werde ich zweimal fahren. Nur die Staffelei bleibt in dem leeren Zimmer zurück, weil sie zu groß ist, um leicht beseitigt zu werden. Ich nehme an, ich kann sie später einfach nach draußen stellen, an die Hausmauer lehnen, bis sie im Regen aufquillt, bricht und verrottet. Wie ihr Sarg, der von Würmern zerfressen in der Erde verfault – nicht einmal das Geld der Sargoods kann das verhindern.
Das Geld der Sargoods.
Es wird nicht da sein – die Worte wiederholen sich in einer Endlosschleife in meinem Kopf und ich renne in mein Schlafzimmer. Es wird nicht da sein, es wird nicht da sein – aber es ist da. Meine Erleichterung ist nur von kurzer Dauer, denn als ich den Umschlag hinten aus der Schublade ziehe, ist die Lasche offen; das Klebeband, das sie zugehalten hat, wurde sorgfältig durchschnitten. Ich zähle die Geldscheine und wünsche mir, dass ich unrecht habe. Fast fünftausend Dollar, das hat Bailey an dem Tag gesagt, als er mir den Umschlag über den Tisch zugeschoben hat. Jetzt sind nur noch etwas weniger als dreitausend da.
Zweitausend Dollar in weniger als einem Monat. War ich das? Habe ich das Geld sinnlos verprasst? Ich habe nichts Neues im Haus entdeckt, keine extravaganten, unerklärlich aufgetauchten Konsumgüter oder Designerklamotten. Mein Kontostand ist ziemlich genau da, wo er sein sollte, also ist das verschwundene Geld auch nicht für Rechnungen oder Essen oder die Miete draufgegangen. Zweitausend Dollar. Wie kann ich so viel ausgegeben haben, ohne dass irgendetwas davon zu entdecken ist? Und noch schlimmer, wie kann es sein, dass ich mich nicht daran erinnere?
Diesmal kann ich definitiv nicht Joaquin die Schuld geben – der Junge mag ein Gelegenheitsdieb sein, aber er ist ein geschickter. Er hätte um einiges weniger mitgenommen, in der Hoffnung, dass es nicht auffällt, oder er hätte sich gleich mit dem ganzen Umschlag davongemacht und wäre nie wieder zu sehen gewesen.
Mein Hirn wirft mir das unerwünschte Bild von dem Kerl in dem Café entgegen, von Paul, seinem wütenden Gesicht und seinem Zähnefletschen.
Wissen sie, was du am Wochenende so treibst?
Ich lasse mich aufs Bett fallen. Auf keinen Fall will ich auch nur darüber nachdenken, was das bedeuten könnte.
∞
»Bitte, Ruth, heb es eine Weile für mich auf.«
Sie wirft einen schnellen Blick über die Schulter zurück, um sicherzustellen, dass Stephen immer noch außer Hörweite und damit beschäftigt ist, den Transporter zu entladen. Ihr Bruder mochte ja zugestimmt haben, Ruth beim Wiedereinzug zu helfen, aber er macht seine Missbilligung nur zu deutlich und Gott allein weiß, was er beim Anblick eines prallen Geldumschlags, den ich ihr übergebe, gedacht hätte.
»Mir ist das wirklich nicht ganz recht«, sagt sie. »Kannst du nicht deine Eltern fragen?«
»Sie werden nur wissen wollen, wo es herstammt.«
»Woher stammt es, Alex?«
Skeptisch jetzt, mit misstrauischer Miene, also erkläre ich so schnell wie möglich und flehe sie wieder an, den Rest des Geldes zu nehmen und zu verwahren, bis ich bereit bin, es mir zurückzuholen.
»Und wann ungefähr wird das sein?« Ruth seufzt und nimmt den Umschlag aus meiner ausgestreckten Hand. »Sollen wir einen Geheimcode ausmachen, damit ich mir sicher sein kann, wann der echte Alex darum bittet?«
Das Knallen der Autotür bewahrt mich vor einer Antwort. Es ist Stephen, der Hilfe bei einem Bücherregal braucht, also antworte ich Ruth einfach mit einem wortlosen Achselzucken. Sie steckt den Umschlag unauffällig in ihre Manteltasche, dann folgen wir ihrem Bruder nach draußen.
∞
Später an diesem Abend, während wir zusammen im Wohnzimmer sitzen und wie die Kinder Pizza mit den Fingern aus dem Karton essen, fragt sie, ob ich bei einem Arzt war. Nein, gebe ich zu, noch nicht. Sie schüttelt den Kopf, zieht ihre Tasche über den Couchtisch an sich heran und eine cremefarbene Visitenkarte hervor.
»Sie ist sehr zu empfehlen«, sagt Ruth. »Du musst dich auch nicht von einem Arzt zu ihr überweisen lassen. Sie ist Psychologin, nicht Psychiaterin.«
Kaye Allen , verrät die Karte mir. Klinische Psychologin. Zwei Telefonnummern und eine Adresse am anderen Ende der Stadt.
»Danke, Ruth, aber ich komme allein damit klar. Wahrscheinlich geht es ganz von selbst vorbei, weißt du. Es ist jetzt über eine Woche her und ich glaube, ich hatte keine weiteren Blackouts.«
»Ah, das glaubst du. Aber du weißt es nicht, oder?«
Da hatte sie nicht ganz unrecht. Ich spiele mit der
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