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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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Reihe von zufälligen Linien und Zeichen, die sich zu einem Gesicht formen, einer Frau, drei Frauen. Die Frau in der Mitte erinnert mich an etwas, an jemanden.
    Wilde Locken, die dafür sorgen, dass ich mir Farbe wünsche, ein leuchtendes, brillantes Rot, brennend wie das Meer in Stygia … jemand …
    Madigan.
    Mein Skizzenblock fällt zu Boden, als ich mich drehe und jedes Detail meines Studios studiere. Das ist der Traum, dieser Ort, der mir nie gehörte, den ich nie besitzen werde, die Landschaft vor mir, die ich nie hätte zeichnen können, die ich niemals auch nur hätte erdenken können. Wut lässt meinen Blick verschwimmen und Hass steigt stark und frisch in mir auf.
    Die ganze Sache ist ein Witz, diese dumme Phantasie, in die ich mich unzählige Male zurückgezogen habe. Diese Phantasie und all die anderen, dieser ganze Affenzirkus, den ich gegen ein echtes Leben getauscht habe.
    Madigan, das größte Desaster von allen.
    Das Bild beginnt, Blasen zu schlagen, die Wellen brennen noch heller und verzehren die gesamte Landschaft, bevor sie schließlich verblassen, um eine weiße, reine Leinwand zurückzulassen. Unberührt, unbeschmutzt und zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühlt mein Kopf sich genauso an. Mein Geist ist klar und leer und gehört vollkommen mir.
    Ob du bereit bist oder nicht, Madigan, jetzt komme ich.
    Ich zögere kurz vor der Tür, als die Erinnerung an das Nichts mir einen kalten Schauder über den Rücken jagt, aber nein. Nein. Diesmal ist es mein Konstrukt, nicht ihres und dort draußen ist keine Leere. Nur mein Geist, mein Revier. Meins.
    Unbefugte werden unter Anwendung von Gewalt entfernt.
    Ich reiße die Tür auf und – Dorothy, was war das mit Kansas? – trete in einen Flur, der wirkt, als wäre er aus Fleisch geschaffen oder zumindest aus etwas Ähnlichem. Alles ist rosa und roh und pulsiert, durchzogen von Venen und feinen, spinnenartigen Kapillargefäßen. Der rote Gestank nach Fleisch verursacht mir einmal mehr Übelkeit. Die Wände stehen eng, und der Boden unter meinen nackten Füßen ist widerwärtig nachgiebig. Als ich mich in Bewegung setze, quillt etwas zwischen meinen Zehen hindurch, was kein Blut sein kann. Ich ducke mich unter der niedrigen, gebogenen Decke und strecke die Arme aus, um auf dem schwankenden Boden nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Langsam krieche ich vorwärts. Ich finde keine Türen, nur einen gebogenen Weg, von dem ich vermute, dass er sich bis in die Unendlichkeit im Kreis dreht, sich in einem klaustrophobischen Gewirr aus warmen, fleischigen Fluren und Sackgassen immer wieder neu verzweigt.
    Wenn es das ist, was Erins Hippie-Trip-Cocktail mit mir anstellt, wäre ich fast lieber zu Madigans Bedingungen hier.
    Aber bald erkenne ich an den Wänden ein sich wiederholendes Muster oder glaube zumindest, es zu erkennen; ich kann sehen, wie die Blutgefäße sich in unregelmäßigen Abständen auf ein dunkles, glitzerndes Zentrum zu winden. Ein Nukleus, ein Strudel, und sobald ich einen davon bemerkt habe, fallen mir Dutzende weitere ins Auge, manche so riesig, dass sie ihren eigenen Pulsschlag zu besitzen scheinen, andere fast zu klein, um sie von der umgebenden Ader zu unterscheiden.
    Ich strecke den Arm aus und berühre einen der größeren Punkte, drücke vorsichtig gegen das nachgiebige Gewebe. Ohne Vorwarnung wird mein kompletter Arm hineingezogen. Panisch versuche ich, ihn zurückzuziehen, aber der Sog ist zu stark, die Wände sind zu glitschig, um mich daran abzustützen. Ich habe kaum genug Zeit, um den Atem anzuhalten, bevor mein ganzer Körper hineingesogen wird, durch warme, weiche Dunkelheit gleitet, um dann auf dem Boden eines kalten, leeren Zimmers zu landen. Karge Wände erheben sich zu einer Decke, die so hoch ist, dass ich gerade noch die leisen Schatten in den Ecken ausmachen kann.
    Tot. Dies ist ein toter Ort. Leer. Verlassen.
    Zitternd drehe ich mich um. Ich will nicht mal darüber nachdenken, welcher Teil meines Geistes das sein mag oder warum er so aussieht. Aber das Portal ist verschwunden. Keine Türen, keine Spiralen oder Muster. Kein Ausgang. Entsetzen steigt in mir auf: Jetzt hast du es geschafft, jetzt bist du hier gefangen.
    Aber die Winkel der Wände stimmen nicht ganz. Die Oberflächen sind lose und reiben aneinander. Spontan drücke ich meine Finger in eine Ecke, ziehe die Ränder weit genug auseinander, bis ich eine Schulter hindurchschieben kann, dann meine Hüften. So zwinge ich mich aus dem toten Raum zurück in das

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