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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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hatte. Selbst damals schien sie eher wütend zu sein – warum hattest du deinen Helm nicht auf, du dummer Junge? – oder verängstigt, aber nicht traurig, wie sie jetzt wirkt.
    Mum , will ich sagen, und Es tut mir leid , will ich hinzufügen. Aber ich kann es nicht. Denn das habe ich nicht getan.
    Also stampfe ich einfach aus dem Raum und plane bereits neue Wege, diesem dummen Campingurlaub zu entkommen – und hasse mich, hier und jetzt, dafür, dass ich nicht geblieben bin, nicht geholfen habe, denn hätte ich das getan, wäre ich geblieben, um die Zwillinge mit Hühnersuppe zu füttern und ihre Haut mit Salbe einzureiben, wären Mum und ich vielleicht hinterher zusammen in die Küche gegangen, hätten uns wie Erwachsene zusammengesetzt und uns unterhalten.
    Aber so ist es nicht passiert, und es wird auch nie so passieren, weil ich jetzt wieder in dem Raum bin, wo Ginnys Bein aus dem oberen Bett hängt. Mum drängt sich an mir vorbei, die Szene wiederholt sich wie ein Teil eines Films und ich weiche durch die Tür zurück, weil ich nicht alles noch mal sehen will. Ich weiche durch die Tür zurück und zurück …
    … in den Flur aus Fleisch und Blut und unzähligen Spiralportalen.
    Frustriert schlage ich gegen die Wand …
    dunkle Flüssigkeit ergießt sich aus einem Glas
    … und springe instinktiv zurück. Was zur Hölle? Vorsichtig strecke ich die Hand aus, um die Kurve der Spirale nachzufahren, spüre ihren Puls warm unter meinen Fingern.
    ich stoße mit einem ungeschickten Ellbogen im Vorbeigehen das Glas um; Orangensaft. Die breiige Flüssigkeit ergießt sich über das Buch auf meinem Schreibtisch; Büchereibuch, Hochglanz-Kunstdruck, zu teuer, um es zu ersetzen; eilig wische ich mit dem Ärmel über die Sauerei, aber es zieht bereits ein
    Mit einem Lächeln ziehe ich die Hand zurück und Erleichterung breitet sich in mir aus. Natürlich, natürlich. Es ist nicht nötig, tatsächlich jedes Zimmer zu betreten – die Zusammenfassung, die Inhaltsangabe, die griffige Schnellversion liegt direkt hier unter meinen Fingern. Wortwörtlich. Fast jogge ich den Korridor entlang, lasse meine Finger über die Wände gleiten, erlaube das Aufflackern von Bildern und Worten; kurze Erinnerungen, die durch meinen Geist schießen, in einem zufälligen, schwindelerregenden Rhythmus übereinander stürzen.
    leerer Raum, Dunkelheit quillt aus den Ecken, unendlich unheimliche Formen und Schemen
    wie kann ein kleiner Schnitt so verdammt wehtun
    »Ich sage es dir nicht noch mal!«
    drei mal drei ist neun, drei mal vier ist zwölf, drei mal fünf
    Ich biege um Ecken, taste mich mit geschlossenen Augen voran, um den Aufruhr aus Informationen besser zu verarbeiten, die Schwemme der Erinnerungen, die so unmittelbar und rein erscheinen wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Manches habe ich vergessen oder habe versucht, es zu vergessen, anderes nur verlegt.
    »Du magst es? Bist du dir sicher?«
    Hier verweile ich einen Moment und zeichne mit den Fingern langsam die Windungen einer der größeren Spiralen nach. Ihr Zentrum ist riesig, üppig und blutrot.
    mein Geburtstag. Madigan beobachtet mit leuchtenden, hoffnungsvollen Augen, wie ich ihr Geschenk auspacke, das blaue Papier zerreiße, um einen schweren Wintermantel freizulegen, weiche Wolle in dunklem Schwarz, zweireihig genäht und klar erkenntlich teurer als alles, was ich mir je leisten könnte. Ich versichere ihr, dass er mir gefällt, ja, ich liebe ihn, er ist perfekt, also umarmt sie mich fest und ihr warmer Atem kitzelt mein Ohr – »Ich bin so froh, jetzt kannst du aufhören zu meckern, wie kalt es ist« – ihr Glück ist ansteckend, und ich küsse sie, koste den Geschmack ihres Mundes aus
    Selbst als ich mich zurückziehe, bleibt ihre Nähe auf meinen Lippen, und ja, ich habe vergessen, wie es war, dieses reine Gefühl, sie zu lieben, im Gegenzug von ihr geliebt zu werden, und – es ist ein verlockender Gedanke, der sich leise anschleicht. Sie zu suchen, all diese Erinnerungen an Madigan, die guten Erinnerungen, die schönen, die ich jetzt kaum noch spüren kann; fähig sein, sie alle in der Hitze des Moments erneut zu erleben, wieder und wieder, für immer und …
    Nein. Die Vergangenheit ist ein vergifteter Ort und ich werde dort nicht länger verweilen.
    Ich gehe weiter, achte jetzt sorgfältig darauf, meine Finger nur leicht auf die Portale zu legen, um nur einen Geschmack, einen kurzen Blick, den leisesten Eindruck zu gewinnen, bevor ich zum nächsten gehe und dem

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