You are Mine
nächsten, bis schließlich: eine Spirale, anders als alle anderen, silbern und unnatürlich still. Schon bevor ich sie berühre, weiß ich, dass meine Suche vorüber ist.
Madigan ist hier .
Die Spirale liegt kalt unter meiner Hand und gibt nichts preis. Keine Geräusche, keine Bilder, keine Gefühle außer einer kalten, gereizten Gleichgültigkeit. Hier also versteckt sie sich, und deswegen kann ich ihre Gegenwart nicht spüren, wenn sie dort ist. Dieses Portal ist vollkommen versiegelt, das Portal und der Raum, den sie dahinter für sich selbst geschaffen hat. Aber die Barriere funktioniert in beide Richtungen und das ist mein Vorteil. Hier versteckt kann sie nicht fühlen, was in der Außenwelt geschieht, kann nicht ahnen, wie nah ich bin oder was ich vorhabe.
Das ist mein Geist, und Madigan wird mich nicht aussperren.
Ich drücke testweise gegen das eiskalte Innerste der Spirale, aber es hält, ein glatter, unabhängiger Knopf, scheinbar ohne Möglichkeit, ihn zu öffnen. Wie hat sie das geschafft? Meine Finger folgen dem komplexen Muster nach außen, und es bleibt bis fast zum Ende stumm und silbern, bis es notwendigerweise in das warme, durchblutete Gewebe der umgebenden Wand übergehen muss.
Und jetzt erkenne ich es.
Ein Grinsen erscheint auf meinem Gesicht. »Ob du bereit bist oder nicht, Madigan.«
Ich fange an den Stellen an, an denen das Blut noch pulsiert, und arbeite mich die Spiralarme entlang, massiere sie ins Leben zurück und erlaube dem Blut, seinen Weg zu dem Portal zu finden. Es ist anstrengend und mir läuft der Schweiß über die Stirn, als ich meinen ganzen Körper einsetze, meinen ganzen Geist, um das Silber entschlossen Stück für Stück wieder in Purpur zu verwandeln. Schwitzend, vor Anstrengung grunzend, trifft ein Klagen meine Ohren. Das Geräusch kommt von hinter der Wand und wird lauter und schriller, je mehr sich das Blut der Mitte nähert. Eine Stimme, ihre Stimme, ruft ein einziges Wort – nein nein nein nein nein –, als wolle sie mich aussperren, aber dafür ist es zu spät. Das Portal ist jetzt dunkel genug, flexibel, und ich zwinge meine Hände hindurch, dränge mich gegen das Gewebe. Denn diesmal muss ich mich hineindrängen, statt gezogen zu werden, aber schließlich, endlich, bin ich durch.
Madigan wartet auf der anderen Seite auf mich. Hochaufgerichtet steht sie da, gekleidet in weiße Seide, die Arme über der Brust verschränkt und das Gesicht genervt verzogen, während ein nackter Fuß auf den Boden trommelt.
»Ich nehme an, du erwartest jetzt Glückwünsche.«
Ich sage nichts, sondern dränge mich mit dem Rücken in die nächste Ecke. Ich bin erschöpft und meine Schultern und Oberarme schmerzen, als hätte ich stundenlang Kisten durch die Gegend getragen. Dieser Raum sieht anders aus als die Flure: Die Oberflächen sind metallisch und glatt, eisig wie das Portal, aber die Winkel stimmen nicht, als befänden wir uns in einer an ihre äußersten Grenzen geführten Escher-Skulptur. Und an der Wand, durch die ich gekommen bin, ist ein neues Muster. Eine scharfkantige, geometrische Nachahmung der Wirbel auf der anderen Seite, seine komplizierten Rillen in der Mitte rotgefärbt und mit daraus hervorquellenden purpurnen Tränen.
Ein Ausweg, sollte ich einen brauchen.
Mein Atem bildet Wolken vor meinem Gesicht und meine Lunge verkrampft. Ich drehe mich wieder zu Madigan um und bin mir nur allzu bewusst, wie unvorbereitet ich allem gegenüberstehe, was sie vielleicht zu tun beschließt.
Aber sie zuckt nur mit den Achseln und lässt die Arme sinken. »Ich bin beeindruckt, Lexi, das gestehe ich. Natürlich hattest du ein wenig Hilfe dabei, hierherzukommen – deine eigene kleine Hexe; wie stolz du sein musst.«
Das überrascht mich. »Woher weißt du davon? Du hast dich doch die ganze Zeit hier drin versteckt, oder? Und getan, was auch immer du so tust?«
»Schlafen, um genau zu sein. Dieser Trick, den du bei Serge abgezogen hast, hat mich erschöpft.« Madigan lächelt. Es ist kein besonders freundliches Lächeln. »Aber es spielt keine Rolle, ob ich schlafe oder nicht. Alles, was du weißt, weiß ich auch. Ich muss nur Kontakt zu deinen Gedanken oder deinen Erinnerungen aufnehmen, und wie das funktioniert, habe ich schon in den ersten paar Tagen herausgefunden. Du bist ein offenes Buch, Lexi. Ich kann alles in dir lesen.«
»Aber das funktioniert in beide Richtungen, richtig? Du kannst in meine Gedanken eindringen, ich kann in deine eindringen. Weil wir im
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