You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
dich auch führen mögen.“
Michael hatte zudem eine besondere Überraschung parat, die wir alle erst sehen durften, als sie wirklich komplett fertiggestellt war. Der Zutritt zum „Dachboden“ – zwei schmalen Räumen über der Garage – war wochenlang verboten. „Niemand darf dort hinauf“, sagte er zu Mutter. „Es wird ein Geschenk für euch alle, und ich möchte, dass ihr es alle zur selben Zeit zu sehen bekommt.“
Nächtelang war er oben auf dem Dachboden, rannte die kurze Treppe neben der Garage hinauf und hinab und organisierte sein Geheimprojekt mit einer Schar von Assistenten und Helfern.
Am Tag der großen Einweihung rief Michael Mutter, Joseph und alle Geschwister im Esszimmer zusammen. Der Koch hatte ein beeindruckendes Buffet aufgebaut, wir ahnten also schon, dass etwas Besonderes bevorstand. Die Atmosphäre hatte etwas Festliches, und schließlich erschien Michael in der Tür und klatschte in die Hände, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. „Meine Überraschung ist fertig – bitte folgt mir alle!“
Wir überquerten im Gänsemarsch den Hof und stiegen die Treppe zum Dachboden hinauf. Ich war irgendwo in der Mitte der ganzen Gruppe, als ich die überraschten Rufe derjenigen hörte, die schon oben angekommen waren. Als ich selbst eintrat und mich umsah, verstand ich den Grund dafür.
Michael hatte einen Erinnerungsraum geschaffen.
Alle Wände und auch die Decken waren mit Bildern bedeckt, mit vergrößerten Fotos, die ineinander übergingen. Jede Fläche, selbst die Unterseite des Garagendachs und das Innere des Wandschranks, ist bis heute ein Teil seiner Montage aus schwarzweißen und farbigen Fotos. Es war nicht wie in einem Museum, wo ordentlich gerahmte Bilder streng nebeneinanderhängen, sondern vielmehr so, dass jeder Quadratzentimeter von Bildern ausgefüllt war, die sich wie die Geschichte unserer Familie, unserer Gruppe und seiner Zeit als Solokünstler lasen. Er hatte seine liebsten Erinnerungen an einem Ort vereint, um ein geheimes Archiv seiner und unserer Reise aufzubauen.
Der Umfang dieses Monumentalprojekts machte mich sprachlos. Es gab Bilder unserer Großeltern, unserer Familie, aus der Jackson Street 2300, aus unserer Kindheit, den Zeiten mit den Jackson 5, Titelseiten von Zeitschriften, Fernsehschnappschüsse, Livefotos und Bilder aus der Menge. Was man sich nur vorstellen konnte, er hatte es in dieser Collage untergebracht. Sogar Mutters Führerschein, die Heiratsurkunde unserer Eltern und seine alten Schulzeugnisse fanden sich. Im zweiten Raum auf der anderen Seite wurden später Erinnerungsstücke, Auszeichnungen, Andenken und Glasvitrinen mit seinen Strass-Handschuhen aufbewahrt. Mitte der Achtziger entstand an einer Wand die „celebrity wall“, bestehend aus etwa fünfzig Fotos, die ihn mit berühmten Leuten zeigten – unter anderem mit Julie Andrews, Elton John, Jackie Onassis, Frank Sinatra, Barbra Streisand, Sean Connery, Whoopi Goldberg, Joan Collins, Liza Minnelli, Dustin Hoffman, Meryl Streep und James Brown. Da Michael bei der Hörspielversion von E.T.: Der Außerirdische den Erzähler gesprochen hatte, gab es sogar ein Bild von ihm und E.T., und er hatte auch ein Porträt unserer Lehrerin Rose Fine vergrößern lassen.
Aber die dekorierten Wände waren nicht alles. Die Fußleisten zierten kurze Sätze in perfekter Schönschrift, umlaufend wie der Newsticker auf dem Fernsehschirm: „Joseph erfüllte sich seine Träume durch uns.“ – „Danke, Jehova, Joseph, Mutter, Berry Gordy, Suzanne de Passe, Diana Ross.“ – „Die Welt hat Musik für jene, die zuhören.“ Im Badezimmer auf dem Dachboden hing jedoch nur ein einziges Bild – das riesige Cover von Diana Ross’ Album Why Do Fools Fall In Love von 1981, dessen Titel vielleicht einen kleinen Hinweis darauf gibt, wie er selbst über seine Beziehung zu Diana dachte. Ich fand es bezeichnend, dass dieses Bild hier oben eine solche Sonderstellung eingeräumt bekam.
Einer der beiden Räume war der Zeit mit den Jackson 5 gewidmet. Michael hatte ein schwarzweißes Promotion-Foto auf ein Format von einem Meter fünfzig in der Höhe vergrößert und oben am Ende der Treppe anbringen lassen, so dass unsere Konterfeis das Erste waren, was man beim Betreten des Dachbodens sah. Die Bildunterschrift stammte von ihm selbst: „Nichts weiter als Kids mit einem Traum.“ Daneben hatte er eine Plakette an die Wand schrauben lassen, auf der in goldenen Buchstaben auf Schwarz zu lesen war:
Ein Foto zu
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