Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
dass sie nicht ausglitten und über die Ränder der steilen Treppenanlage stürzten.
»Zu Hilfe!«, erklang jetzt Peckhums furchtsame, hohe Stimme.
Das grässliche Ungeheuer am Rand des Dschungels drehte seinen Schädel, als würde es von irgendetwas abgelenkt werden. Jacens Herz klopfte zum Zerspringen, und einen Augenblick lang dachte er, die tobende Kreatur hätte ihre Annäherung bemerkt. Doch dann sah er, dass die Aufmerksamkeit des Kolosses nicht ihnen galt, sondern einem Mann, der allein aus dem ebenerdigen Bereich der Tempelpyramide trat und selbstbewusst über die gemähte Fläche aus Gräsern und Unkräutern schritt.
Luke Skywalker trug nur seine Jedi-Robe. Jacens Blicke suchten vergeblich nach dem Lichtschwert. Lukes Hände waren leer. Er taxierte den Giganten, und der Gigant erwiderte den Blick aus einem ganzen Dutzend Augen, die am Ende der Fühler vor seinem Gesicht hin und her pendelten.
Der Jedi-Meister setzte seinen Weg unbeeindruckt fort und ging ohne zu zögern auf den Koloss zu. Schritt auf Schritt, als befände er sich in einer Art Trance. Das Ungeheuer streckte sich drohend und brachte mit seinem Gebrüll die Blätter in den Bäumen zum Rascheln. Vögel und Tiere des Dschungels flohen vor den entsetzlichen Lauten.
Als die Bestie für einen Moment abgelenkt wurde, warf sich der alte Peckhum zu Boden und floh auf allen vieren in eine der offen stehenden Ladeluken seiner abgetakelten Fähre. Jacen war erleichtert, dass es ihrem Versorger gelungen war, sich in Sicherheit zu bringen.
Das Monster sah es anders. Die Enttäuschung über die entgangene Beute veranlasste es zu noch lauterem Gebrüll. Da begann Luke, mit sonderbar gelassener und selbst über die Entfernung klar verständlicher Stimme auf das Dschungelwesen einzureden: »Nein, hierher! Sieh mich an!«
Tenel Ka erreichte, die letzten vier Stufen auf einmal nehmend, den Boden. Jacen und Jaina folgten atemlos und mit geröteten Gesichtern. Zu dritt standen sie stocksteif da und beobachteten, wie Luke Skywalker sich dem Ungetüm entgegenstellte. Auch sie waren waffenlos.
Plötzlich stürmte der alte Peckhum aus dem Laderaum der Lightning Rod. Seine Hände umklammerten einen vorsintflutlichen Vorderlader. »Überlassen Sie ihn mir, Master Skywalker! Bleiben Sie, wo Sie sind.« Er brachte das Gewehr in Anschlag und zielte.
Luke drehte sich zu ihm um. »Nein!« Er machte eine rasche Bewegung mit der Hand.
Das Gewehr entriss sich Peckhums Griff und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Verblüfft sah der alte Versorger zu, wie sich Luke weiter auf das Monster zu bewegte, ohne das geringste Anzeichen von Furcht.
»Dieses Geschöpf verkörpert nichts Böses«, erklärte Luke in ruhigem, aber bestimmtem Ton, die Kreatur nicht aus den Augen lassend. »Es ist ängstlich und verwirrt, das ist alles. Es weiß nicht, wo es hier ist – oder warum wir hier sind.« Er holte tief Atem. »Es braucht nicht getötet zu werden.«
Jacens Magen schien sich unter der kaum erträglichen Spannung, in der Luke seinen Weg fortsetzte, zu verknoten. Die langen Augenstiele des Ungetüms zitterten, und seine sechs baumstammartigen Extremitäten stampften mit der Schwerfälligkeit eines imperialen Kampfläufers. Es senkte sein dreieckiges Haupt und warf es ihn hin und her, als ob es mit seinem Gebiss Löcher in die Luft reißen wollte.
Plötzlich stieß es einen verwirrten, seltsam weichen Laut aus. Jacen sog erschrocken den Atem durch die Zähne, und auch seine Schwester verkrampfte. Jacen war vielen fremden Tieren des Dschungels mit seiner Macht entgegengetreten, aber niemals etwas so Starkem wie diesem Monstrum – niemals einer solch brodelnden Masse aus Zorn und Irritation.
Luke befand sich nun in greifbarer Nähe des zottigen, wütenden Geschöpfs. Neben diesem Koloss wirkte der Jedi-Meister erschreckend winzig. Dennoch blieb er ruhig.
Peckhum ließ sich neben seinem zerschlissenen Frachter auf die Knie fallen. Sein Vorderlader lag in Reichweite, trotzdem wagte der Alte nicht, ihn aufzuheben. Sein Blick wechselte zwischen dem Monster und Luke hin und her, fand schließlich auch die drei jugendlichen Beobachter der Konfrontation und schweifte dann weiter ab in den Dschungel, als fürchtete er, es könnten noch mehr von diesen Kreaturen auftauchen.
Luke stand dem Gestalt gewordenen Alptraum bewegungslos gegenüber. Das Ungetüm schnaubte. Die Pupillen der Augenstiele waren unnachgiebig auf den Jedi-Meister gerichtet. Luke hob seine Hand und
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