Young Jedi Knights 02 - Akademie der Verdammten

»Sie sind unsere einzige Hoffnung, meine besten Freunde zu finden.«
    Augwynne musterte ihre Urenkelin nachdenklich. »Hast du den Leuten, die du retten willst, deine Freundschaft geschworen?«
    Tenel Ka nickte. »Mit der vollständigen Zeremonie.«
    »Dann haben wir keine andere Wahl«, sagte Augwynne in einem Ton der Endgültigkeit. »Du mußt deinen Fall vor den Rat der Schwestern bringen.«

 

12
    Brakiss hatte sich in sein Privatbüro in der Schatten-Akademie zurückgezogen, den einzigen Ort, wo er ungestört nachdenken konnte.
    Während er vor sich hin grübelte, starrte er auf die grellen Bilder an den Wänden ringsum: eine Kaskade aus glühend roter Lava auf dem urzeitlichen Planeten Nkllon; eine explodierende Sonne, die Bögen stellaren Feuers in die Denarii-Nova schleuderte; den noch glühenden Kern des Cauldron-Nebels, wo sieben riesige Sterne gleichzeitig zur Supernova geworden waren; und ein Blick über die Trümmer von Alderaan, den der erste Todesstern des Imperiums vor mehr als zwanzig Jahren zerstört hatte.
    Brakiss bewunderte die große Schönheit der Gewalt im Universum, der ungezügelten Macht, die von der Galaxis genährt wurde und der keine menschliche Erfindungsgabe Fesseln anlegen konnte.
    Brakiss saß schweigend da und benutzte Techniken der Macht, um zu meditieren und diese kosmischen Katastrophen in sich aufzunehmen, damit dieselbe Stärke in ihm auskristallisierte. Durch die dunkle Seite wußte er, wie er die Macht seinem Willen unterwerfen konnte. Die gesamte in der Galaxis gespeicherte Energie stand zu seiner Verfügung. Wenn er sie einfing und in seinem Herzen festhielt, konnte Brakiss seine ruhige Fassade aufrechterhalten und jegliche Neigung zu unüberlegter Gewalt unterdrücken, der seine Mitlehrerin Tamith Kai so oft nachgab.
    Er ließ sich in den gepolsterten Sessel zurücksinken und langsam seinen Atem ausströmen. Das synthetische Leder quietschte, als er es sich darin bequem machte, und die integrierten Heizelemente brachten die Temperatur auf einen angenehmen Wert. Die Polster paßten sich seinem Körper an und bereiteten ihm größtes Wohlbehagen.
    Tamith Kai lehnte solche Annehmlichkeiten rundheraus ab. Sie war eine harte Frau, bestand auf Not und Entbehrung, um ihre Fähigkeiten für das Imperium zu verfeinern, das ihr Potential erkannt und sie von dem trostlosen Planeten Dathomir weggeholt hatte. Brakiss fand dagegen, daß er zumindest besser denken konnte, wenn er sich entspannte. Nur so konnte er Pläne schmieden und Möglichkeiten überdenken.
    Brakiss schaltete den Recorder an seinem Schreibtisch ein und rief die heutigen Termine ab. Er würde heute einen Bericht verfassen und eine gepanzerte Hyperdrohne an den mächtigen neuen Führer des Imperiums entsenden, der sich tief in den Kernsystemen versteckte.
    Es war eine geraume Zeit her, seit ihm das Lager, das er im Great Canyon von Dathomir gegründet hatte, das letzte Mal starke neue Studenten geliefert hatte, aber diese drei jungen und talentierten, aus Skywalkers Jedi-Akademie entführten Rekruten waren von anderem Kaliber und rechtfertigten das Risiko einer Entführung. Das spürte Brakiss.
    Aber ihr Blickwinkel war völlig verkehrt. Zu lange waren sie von Master Skywalker unterrichtet worden, der sie auf einen falschen Weg geführt hatte. Sie wußten nicht, wie sie ihren Zorn in die scharfe Speerspitze einer mächtigen Waffe verwandeln konnten. Sie überlegten zuviel. Sie waren zu ruhig, zu passiv – bis auf den Wookiee. Brakiss nahm sich vor, die Ausbildung der drei persönlich in die Hand zu nehmen. Er und Tamith Kai würden beide ihre besonderen Fähigkeiten einsetzen müssen, um sie zu bearbeiten.
    Brakiss trommelte mit den Fingerspitzen auf der glatten Schreibtischoberfläche. Manchmal überkamen ihn Anflüge des Bedauerns, daß er Skywalkers Ausbildungszentrum auf Yavin 4 verlassen hatte. Er hatte dort viel gelernt, auch wenn seine Mission für das Imperium in seinem Denken immer den Vorrang gehabt hatte.
    Vor langer Zeit hatte das Imperium Brakiss aufgrund seines großen Jedi-Potentials auserwählt. Er war einer rigorosen Ausbildung und Konditionierung unterzogen worden, damit er in Skywalkers Akademie spionieren und wertvolle Informationen sammeln konnte. Niemand sollte je erfahren, daß er ein Spitzel war, der die Jedi-Techniken nur erlernen wollte, um sie an das Zweite Imperium weiterzugeben. Der Führer des neuen Imperiums hatte auf seinen eigenen, Dunklen Jedi-Orden bestanden, ein Symbol der Macht,