Young Jedi Knights 03 - Die Verlorenen
die diese Landschaft bevölkerten, war Zekk der einsamste Mensch auf dem Planeten.
Nach den peinlichen Eskapaden dieses Abends kam Zekk sich vor, als hänge ein Auskunftsdroide über seinem Kopf, der aller Welt verkündete, daß Zekk ein tölpelhafter Narr war, eine Schande für seine Freunde. Was hatte er denn geglaubt – daß er in diese gesellschaftlichen Schichten hineinpasse, daß er sich unter Botschafter und Diplomaten mischen konnte, daß er mit den Kindern der Staatsministerin wie mit Freunden umgehen konnte? Wer war er denn, daß er mit solchen Leuten Umgang pflegen durfte?
Er suchte auf dem Boden nach etwas, an dem er seine Wut auslassen konnte, und entdeckte schließlich einen leeren Getränkebehälter. Er tat mit voller Wucht mit seinem Stiefel dagegen, einem Stiefel, den er wer-weiß-wie-lange geputzt hatte, damit er vor seinen sogenannten Freunden einen guten Eindruck machte. Der Behälter kollerte klappernd über den Boden und krachte gegen eine Durabetonwand, aber zu Zekks Enttäuschung blieb er heil.
Er ging weiter, den Blick nach unten gerichtet, auf die Schatten und die Müllhaufen in den Gossen. Ziellos lief er durch die Seitenstraßen, ohne zu wissen, wo er ankommen würde. Die untere Welt von Coruscant war seine Heimat. Er kannte sie gut und hatte gelernt, hier zu überleben – zum Glück, denn so wie es aussah, würde er den Rest seines Lebens in diesen trostlosen Straßen hängen bleiben. Es gab keine Hoffnung, keine Chance hier wegzukommen. Er gehörte einfach nicht zu den Menschen, die in eine strahlende Zukunft blicken konnten, Menschen wie Jaina und Jacen.
Zekk war ein Niemand.
Er sah eine Gruppe von Händlern, die ihre Läden schlossen und mit den Wächtern der Neuen Republik plauderten, die in den Straßen patroullierten. Zekk hielt sich von ihnen fern, er wollte mit niemandem auch nur ein Wort wechseln. Er verschwand in einem öffentlichen Turbolift und drückte irgendeinen Knopf. Als der Lift hielt, befand Zekk sich neunzehn Stockwerke tiefer im düsteren Teil der Stadt.
Der alte Peckhum war bereits auf dem Weg zur Spiegelstation, um dort seinen Dienst anzutreten, so daß auch Zekks Wohnung verlassen und wenig einladend war. Er würde die Nacht allein verbringen und versuchen, sich mit Spielen oder Unterhaltungssystemen die Zeit zu vertreiben… auch wenn ihn das alles wenig begeisterte.
Immerhin konnte er so lange durch die Gegend laufen, wie es ihm Spaß machte, und grimmig beschloß er, diesen ›Spaß‹ in vollen Zügen zu genießen. Niemand würde ihm vorschreiben, wann er schlafen zu gehen hatte, niemand würde ihn ermahnen, wenn er sich an Orten herumtrieb, die für ihn angeblich nicht geeignet waren, niemand konnte über ihn bestimmen.
Er lächelte dünn. Er besaß eine Freiheit, die Jacen und Jaina nicht kannten. Wenn sie die Gegend erkundeten und sich vergnügten, mußten die Zwillinge dauernd auf ihre Uhren schauen, damit sie auch ja nicht zu spät nach Hause kamen. Für nicht geplante Ereignisse gab es keinen Platz. Wahrscheinlich wollten sie vermeiden, daß ihrem Protokolldroiden die Sicherungen durchbrannten, wenn sie seine Anordnungen mißachteten. Die Zwillinge waren Gefangene ihres eigenen Zeitplans.
Was spielte es schon für eine Rolle, daß Zekk nicht alle Benimmregeln kannte, die ein Leben am diplomatischen Hofe verlangte? Wen interessierte es, wenn er nicht wußte, zu welchem Besteck er wann greifen mußte oder wie die angemessene Dankesformel für einen insektoiden Botschafter lautete? Er schnaubte verächtlich. Er wollte überhaupt nicht leben wie Jaina und Jacen. Niemals!
Während er durch die verlassenen Gänge streunte, so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, daß er es nicht einmal bemerkte, als er über eine der vielen lockeren Bodenplatten stolperte, verdichteten sich langsam die Schatten, wurde die Stille um ihn herum immer bedrückender. Jedes Mal wenn er an die erlittene Erniedrigung dachte, mußte Zekk erneut schlucken. Doch er biß die Zähne zusammen. Was kümmerte ihn das überhaupt? Er war schließlich sein eigener Herr, unabhängig – so, wie er es immer gewollt hatte.
Die trüben Leuchtpaneele über ihm flackerten unregelmäßig. Die Lichter am anderen Ende des Ganges waren längst durchgebrannt. Ein schleifendes Geräusch in den Deckenrohren verriet Zekk, daß sich über ihm ein großes, aber schwerfälliges Nagetier seinen Weg bahnte. Aber dann hörte er ein zweites Geräusch, ein lauteres.
Zekk sah mißtrauisch nach vorn.
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