Young Sherlock Holmes 1
zunächst durch ein Loch im Mikroskoptisch, dann durch die Glasplatte und daraufhin weiter bis zur Linse reflektierte.
Während Sherlock versuchte, nicht zu heftig zu atmen, um das Pulver nicht wegzupusten, beobachtete er, wie der Professor ins Mikroskop starrte, dabei erst am Rädchen für die Grobeinstellung und dann an dem für die Feineinstellung drehte, bis die Pulverkörnchen schließlich scharf gestellt waren.
»Ah«, sagte er, um dann gleich darauf ein »Hm« hinzuzufügen. Er nahm seinen roten Hut ab, kratzte sich am Kopf und platzierte die Kopfbedeckung wieder an exakt derselben Stelle, wo sie zuvor gesessen hatte.
»Was ist es?«, flüsterte Sherlock.
»Bienenpollen«, sagte der Professor. »Ziemlich eindeutig.«
»Bienenpollen?«
, wiederholte Sherlock, nicht sicher, ob er richtig verstanden hatte.
»Hast du jemals Bienen studiert?«, fragte der Professor und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Faszinierende Kreaturen. Ich empfehle sie dir als ernsthaftes Forschungsobjekt.« Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Sie sammeln Pollen von Blüten und transportieren sie in ihren Stock.«
»Was genau ist Pollen?«, fragte Sherlock, der ein merkwürdiges Gefühl der Enttäuschung verspürte. »Ich habe das Wort schon einmal gehört, war aber nie so sicher, was es bedeutet.«
»Pollen«, erklärte der Professor, »ist ein Pulver, das aus Microgametophyten besteht, die sich wiederum zu den männlichen Gameten – beziehungsweise Reproduktionszellen – von Samenpflanzen entwickeln. Der Pollen wird von den Staubblättern, den männlichen Fortpflanzungsorganen einer Blüte, produziert. Durch den Wind oder nahrungssuchende Insekten gelangt der Pollen zum Stempel, also dem weiblichen Fortpflanzungsorgan einer anderen Blüte der gleichen Pflanzenart. Dort verschmelzen sie miteinander und bilden einen Samen.« Er musterte seine Brillengläser und setzte sich dann das Gestell wieder auf die Nase.
Sherlock versuchte verzweifelt, die Ausführungen des Professors zu verarbeiten, aber dann merkte er, dass der Mann schon wieder weitersprach. »Was die Bienen anbelangt, so sammeln sie Pollen aus Blüten und formen ihn zu einer ballartigen Masse. Diesen Ball transportieren sie dann auf ihren Hinterbeinen in den Bienenstock. Der Nutzen für die Pflanze besteht natürlich darin, dass die Biene bei ihrer Reise von Blüte zu Blüte etwas Pollen vom Staubblatt einer Blüte auf den Stempel einer anderen fallen lässt. Auf diese Weise wird die Pflanze bei der Fortpflanzung unterstützt. Soweit so gut, nun zum Bienenpollen: Bienen haben auf der Oberseite der Hinterbeine winzige Härchen, die sozusagen als Korb fungieren. Dort hinauf rollen sie die Pollenkörner und vermischen sie mit Blütennektar, um einen Ball daraus zu formen. Und das nennt man dann ›Bienenpollen‹.«
»Und ist der harmlos?«
»Für die meisten Menschen ja. Obwohl es in der Tat ein paar Unglückliche gibt, bei denen der Kontakt mit Bienenpollen unangenehme körperliche Reaktionen auslöst.« Er lehnte sich zurück und dachte einen Augenblick lang nach. »Könnte das vielleicht die beulenartigen Schwellungen verursacht haben, die MrCrowe in seinem Brief beschrieben hat? Hm, ich bezweifele es. Unverträglichkeiten gegen Bienenpollen tendieren dazu, sich in Form von Hautausschlägen zu äußern. Und dass es zufällig zwei Menschen mit einer solch extremen Sensibilität kurz hintereinander getroffen hat, ist eher unwahrscheinlich.« Plötzlich knallte er mit der Hand auf den Tisch. Sherlock fuhr erschrocken hoch. »Natürlich! Die naheliegende Lösung habe ich völlig übersehen!«
»Naheliegend?« Sherlock zermarterte sich das Gehirn. Was konnte die naheliegende Erklärung für beulenartige Schwellungen sein, wenn Bienen involviert waren? Und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. »Stachel!«, rief er.
»Gut gemacht, mein Junge. Ja, Bienenstachel. Äußerst giftige Bienenstachel zudem. Die meisten Bienen hierzulande haben Stachel, die Schmerzen und leichte, punktartige Schwellungen verursachen. Aber nicht so etwas wie die Beulen, die MrCrowe beschrieben hat.«
Er blickte Sherlock an. »Du musst sie auch gesehen haben. Wie groß waren sie?«
Sherlock hielt die rechte Hand empor. »Ungefähr die Größe meines letzten Daumengliedes«, erwiderte er.
»Das deutet auf eine äußerst starke Giftform hin. Und vermutlich auf eine äußerst aggressive Bienenart.«
»Woher wissen Sie so viel über Bienen?«, fragte Sherlock.
Der
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