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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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müssen, von denen wir nur eine vage Beschreibung haben und deren Namen wir nicht kennen.« Plötzlich schlug er mit geballter Faust auf die Armlehne seines Sessels, so dass Sherlock vor Schreck von seinem Hocker hochfuhr. »Ich bin ein Spurensucher. Und es ist meine Aufgabe, sie aufzuspüren. So einfach ist das nun mal. Ich vermute, dass sie nach New York unterwegs sind, und da fange ich an.«
    »Ich könnte doch helfen«, platzte es zu Sherlocks eigener Überraschung aus ihm heraus. »Ich bin schließlich der Einzige, der sie gesehen hat. Ich könnte zu den Kais gehen und beobachten, wer die Schiffe besteigt.«
    »Wir wissen aber nicht, wo sie sich einschiffen«, gab Crowe zu bedenken.
    »Es könnte Southampton, Liverpool oder sogar Queenstown sein«, fügte Mycroft milde hinzu. »Ein Junge kann nicht drei Häfen gleichzeitig im Auge behalten, so clever er auch ist.«
    »Aber …«, begann Sherlock und brach dann ab. Eigentlich wollte er sagen, dass Crowe England nicht verlassen konnte, weil er seine Lektionen doch gerade erst richtig zu verstehen und schätzen begann. Und dass, sollte sein Lehrer aber tatsächlich fortmüssen, er unmöglich seine Tochter Virginia mitnehmen konnte. Denn Sherlock war dabei, so etwas wie Gefühle für sie zu entwickeln. Gefühle, die er, wie er zugeben musste, zwar selbst noch nicht ganz verstand, von denen er aber – auch wenn sie ihn zuweilen ängstigten – unbedingt wissen wollte, wohin sie ihn schließlich führen würden. Doch er wusste, dass keines dieser Argumente von Belang sein würde. Vor allem, wenn man sie vor dem Hintergrund einer sich zwar vage abzeichnenden, offensichtlich jedoch ernstzunehmenden Verschwörung gegen die Regierung eines anderen Landes betrachtete.
    Wie es aussah, würde also alles in seinem Leben auf den Kopf gestellt werden.
    Wieder einmal.

5
    Mycroft und Crowe begannen, über Schiffsfahrpläne sowie mögliche Einstiegs- und Ausstiegshäfen zu diskutieren, und Sherlock wurde es sehr schnell langweilig. Im Stillen suchte er fieberhaft nach irgendwelchen Gründen und Argumenten, die dagegen sprachen, dass Amyus und Virginia Crowe England verließen.
    »Ihr wisst immer noch nicht, wie die Männer aussehen«, gab er nach ein paar Minuten zu bedenken. »Ihr könnt vielleicht diverse Spuren verfolgen, aber woher wollt ihr wissen, dass sie es auch wirklich sind, wenn ihr sie gefunden habt? Solange sie den Mann mit den Brandnarben verborgen halten, sind es einfach nur drei Männer. Sie haben keine besonderen Merkmale. Abgesehen von ihrem Akzent. Und ich vermute, dass auf einem Kai, an dem ein Schiff nach Amerika liegt, haufenweise Leute mit amerikanischem Akzent herumlaufen.«
    »Du kannst sie mir doch beschreiben«, sagte Crowe. »Schließlich habe ich dir ja beigebracht, auf die kleinen Details zu achten, die ein Gesicht vom anderen unterscheiden: die Form der Ohren zum Beispiel, den Haaransatz oder die Augenform. Wir könnten anhand deiner Beschreibungen auch ein paar Zeichnungen anfertigen. Virginia ist sehr geschickt mit dem Bleistift.«
    »Ich weiß nicht, ob das reichen wird«, sagte Mycroft nachdenklich. »Die Erinnerungen eines einzelnen Zeugen – selbst eines so aufmerksamen wie meines Bruders – können oft von Stress beeinflusst und dadurch fehlerhaft sein. Das menschliche Gehirn kann Details erfinden und sich selbst davon überzeugen, dass sie tatsächlich stimmen. Das ist ein Thema, mit dem ich mich schon länger beschäftige. Meiner Vermutung nach gibt es so einige unschuldige Männer, die wegen des fehlerhaften Erinnerungsvermögens Einzelner in britischen Gefängnissen schmoren. Wenn es zum Beispiel heißt, dass ein Mann mit Bart gesucht wird, sehen die Leute auf einmal überall Männer mit Bärten. Nein, woran auch immer Sherlock sich erinnern mag, es muss mit Vorsicht genossen werden.«
    Sherlock wollte schon protestieren, dass er sich durchaus perfekt an alle vier Männer erinnern konnte, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Er hatte den Eindruck, dass die Auseinandersetzung sich wieder zu seinen Gunsten zu entwickeln begann, erkannten Mycroft und Crowe doch allmählich, dass das Problem größer war als gedacht, und diesen Meinungsbildungsprozess wollte Sherlock nicht stören.
    Aber während sein Herz verhindern wollte, dass Amyus und Virginia Crowe England verließen, sagte ihm sein Verstand, dass sie es gerade mit einer bedeutenden Sache zu tun hatten. Sowohl Mycroft als auch Crowe machten so ernste und besorgte Mienen, wie er

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