Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
Vom Netzwerk:
es noch nie zuvor bei ihnen gesehen hatte. Die möglichen Auswirkungen von dem, was da vor sich ging, überstiegen doch etwas seine Vorstellungskräfte. Wie konnten denn vier Männer, von denen noch dazu einer erwiesenermaßen geistig unzurechnungsfähig war, die Politik einer ganzen Nation beeinflussen? Doch Sherlock wusste, dass seine eigenen Probleme im Vergleich dazu unbedeutend waren. Wenn er irgendwie helfen konnte, sollte er das auch tun, unabhängig von den persönlichen Folgen.
    Das war ein ziemlich merkwürdiger Erwachsenen-Gedanke, und die Schlussfolgerung gefiel ihm keineswegs.
    »Matty hat sie auch gesehen«, platzte es aus ihm heraus, kaum dass ihm der Gedanke durch den Kopf geschossen war.
    »Was meinst du?«, fragte Mycroft und sah Sherlock an.
    »Ich meine, dass Matty den Mann gesehen hat, der mich ins Haus gezogen hat. Den Mann, bei dem es sich um John Wilkes Booth handeln könnte. Und später dann, als er mich gerettet hat, hat er mindestens noch zwei von den anderen Männern gesehen. Der dritte war ohnmächtig, und keiner von uns hat Zeit gehabt, ihn sich genauer anzusehen. Wenn ihr eine Beschreibung braucht, aber meinem Erinnerungsvermögen nicht recht traut, warum holen wir dann nicht einfach Matty dazu? Aus unseren beiden Darstellungen zusammen lässt sich vermutlich eine gute Personenbeschreibung anfertigen. Vor allem, wenn ihr uns getrennt befragt. Denn auf diese Weise wird niemand von uns den anderen unbeabsichtigt in seiner Aussage beeinflussen.«
    »Da ist was dran«, knurrte Crowe. »Vier Augen sehen mehr als zwei. Ich könnte Virginia losschicken, um den Jungen zu holen. Sie weiß, wo sein Boot liegt.« Er nickte stumm. »Eine Skizze, die auf zwei Beschreibungen beruht, würde der Realität sehr viel näher kommen.«
    Mycroft blickte Sherlock ruhig an. »Ich weiß, dass du nicht möchtest, dass Mr Crowe und seine Tochter uns verlassen«, sagte er verständnisvoll. »Und trotzdem hast du gerade einen Vorschlag gemacht, der ihre Abreise noch wahrscheinlicher werden lässt. Du denkst schon wie ein Mann und gar nicht mehr wie ein Junge. Ich bin sehr stolz auf dich, Sherlock. Und Vater würde es auch sein.«
    Sherlock wandte sich ab, damit Mycroft das feuchte Schimmern in seinen Augen nicht bemerkte.
    Unbeeindruckt von dieser Szene hatte Crowe sich inzwischen von seinem viel zu kleinen Sessel erhoben und war auf die Haustür zugestapft. »Ginnie!«, rief er, kaum dass er die Tür aufgerissen hatte. »Du wirst gebraucht!« Er blieb einen Moment lang in der Tür stehen, um sicherzugehen, dass sie sich auch wirklich auf den Weg gemacht hatte. Dann kam er wieder zurück und blieb neben dem Sessel stehen.
    Gleich darauf tauchte Virginia Crowe in der Tür auf. Lächelnd blickte sie zu Sherlock hinüber. Wie immer war Sherlock überwältigt von der Farbenvielfalt, die Virginia umgab: das leuchtende Rot ihrer Haare, der braune Teint ihrer Haut, die lustig über Wangen und Nase gesprenkelten Sommersprossen und die zart violette Tönung ihrer Augen … Im Vergleich zu Virginia wirkten andere Mädchen eher wie öde Schwarz-Weiß-Zeichnungen.
    »Ja, Vater?«
    »Hab einen Auftrag für dich. Ich möchte, dass du zum Boot von diesem Arnatt-Jungen rüberreitest. Sag ihm, dass ich ihm ein paar Fragen wegen der heutigen Vorfälle stellen muss. Und sag ihm, dass er nichts zu befürchten hat. Ich brauch nur seine Hilfe.«
    Sie nickte. »Möchtest du, dass ich ihn gleich auf Sandia mitbringe?«
    »Ja, so geht’s schneller. Das Pferd kann euch beide tragen. Matty ist ja ein kleiner Bursche.«
    »Aber zäh und rauflustig«, fügte Sherlock zu Mattys Verteidigung hinzu.
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte Crowe und sah zu Virginia hinüber. »Und nun ab mit dir.«
    Sie warf einen letzten Blick auf Sherlock, als würde sie noch etwas sagen wollen – vielleicht ihn fragen, ob er Lust hatte mitzukommen – aber stattdessen drehte sie sich um und ging. Kurz darauf hörte Sherlock das freudige Wiehern von Virginias Pferd, das Klirren des Zaumzeugs und Huftritte auf hartem Boden, die sich rasch entfernten.
    Crowe und Mycroft überlegten, wie es ihnen gelingen könnte, den Atlantik schneller zu überqueren als die vier Amerikaner. Alles schien davon abzuhängen, welches Schiff sie nehmen und von welchem Hafen aus sie die Reise antreten würden. Anscheinend gab es Schiffe, die viel schneller waren als andere, da sie nicht mehr allein von ihren Segeln und der Kraft des Windes abhängig waren.

Weitere Kostenlose Bücher