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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Schulterblättern, dass er nach vorne fiel. Klauen drangen durch Jacke und Hemd, als wären sie aus Papier, und bohrten sich in seine Rückenmuskeln. Jeden Augenblick erwartete er, den furchtbaren Schnabelhieb des Falken in seinem Nacken zu spüren. Er rollte sich herum, um zu versuchen, den Vogel unter sich zu begraben. Aber das Tier war zu schnell für ihn. Es löste seinen Griff, hüpfte ein paar Meter den Gang entlang und schwang sich wieder in die Lüfte. Beim harten Schlag seiner Flügel verlor es ein paar Federn, die langsam zu Boden schwebten.
    Auf wackligen Beinen rappelte sich Sherlock wieder auf. Viel länger würde er das nicht mehr durchstehen.
    Er hörte, wie der große Mann, der Besitzer des Vogels, erneut einen Pfiff ausstieß.
    Am fernen Ende des Ganges schoss der Falke plötzlich steil in die Höhe, hielt kurz inne und schien sich mit einer komplizierten Bewegung seiner Schwingen mitten in der Luft zu überschlagen.
    Dann kam der Vogel wie eine gefiederte Kanonenkugel den Gang entlang erneut auf ihn zugeschossen.
    Am leeren Glasschaukasten Halt suchend, streckte Sherlock die linke Hand aus. Zu seiner Verwunderung bewegte sich die Glastür etwas. Sie war unverschlossen. Wer auch immer für die Ausstellung der Exponate verantwortlich war, hatte die Tür offen gelassen, während er unterwegs war, um irgendwelche ausgestopften Vögel und Landschaftskulissen zu besorgen.
    Der Falke hatte bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt.
    Seine Flugbahn neigte sich kurz dem Boden entgegen. Doch ein einziger gewaltiger Flügelschlag – und der Vogel beschleunigte wieder und hielt mühelos seine Höhe.
    Er zielte direkt auf Sherlocks Hals.
    Sherlock packte die Mitte des Türrahmens. Für großartige Berechnungen blieb keine Zeit. Er musste sich auf seinen Instinkt verlassen.
    Als der Vogel nur noch zwei Meter entfernt war, riss Sherlock mit einem Ruck am Rahmen.
    Die Glastür flog auf und sauste genau in die Flugbahn des Falken. Der Vogel krachte durch die Glasscheibe und stürzte in einem Regen aus Glassplittern benommen zu Boden.
    Sherlock sah zu, wie das Tier den Kopf schüttelte und versuchte, wieder hochzukommen. Blut war nicht zu erkennen, und die Schwingen schienen unversehrt zu sein. Doch es war auf keinen Fall mehr in der Lage, den Kampf fortzusetzen.
    Sherlock schaute auf und blickte den Gang hinunter. Dort am anderen Ende stand der riesige Mann mit dem Spazierstock. Mit dem hellen Licht in seinem Rücken war er nur als schwarzer Schatten erkennbar. Doch Sherlock konnte förmlich spüren, wie sich der Blick des Mannes in seine Stirn bohrte. Genauso wie er zuvor den starren Blick des Falken in seinem Nacken hatte spüren können.
    Er hob die Hand und brachte ein Winken zustande, das bedeutend entspannter wirkte, als ihm zumute war. Dann drehte er sich um und steuerte auf die Tür zu, durch die er vorhin gekommen war. Er machte sich keine Gedanken darüber, dass sie verschlossen sein könnte. Schließlich hatte er es mit einem Killerfalken aufgenommen. Eine verschlossene Tür sollte dagegen ein Kinderspiel sein.
    Wie sich herausstellte, war die Tür tatsächlich verschlossen. Doch als er sie erreichte, hörte er glücklicherweise schon, wie jemand von der anderen Seite dagegen hämmerte und etwas rief. Wenige Augenblicke später war das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels zu vernehmen. Dann flog die Tür auf, und ein Mann in Wachmannuniform kam förmlich in den Raum gefallen.
    »Was geht hier vor?«, blaffte er. »Wer hat die Tür abgeschlossen?«
    »Das müssten eigentlich
Sie
mir sagen«, erwiderte Sherlock. »Sie sind schließlich derjenige mit dem Schlüssel.«
    Der Wachmann ließ den Blick über Sherlocks zerschlissene und blutverschmierte Kleidung gleiten. »Was war hier los?«, fragte er. »Ich habe Glas splittern hören.«
    Sherlock war kurz davor, dem Mann alles zu erzählen. Aber dann verkniff er es sich lieber. Das Ganze würde sich anhören, als hätte er es sich nur ausgedacht, um einen Akt von Vandalismus zu verschleiern. Wer würde ihm schon abkaufen, dass ein lebender Falke ihn angegriffen hatte? Er würde kostbare Zeit mit stundenlangen Erklärungen und Anschuldigungen verlieren, und er hatte Wichtigeres zu tun. Denn er musste unbedingt zu Crowe, um ihm alles zu berichten.
    »Eine der Schaukastentüren schwang plötzlich auf, als ich vorbeigegangen bin«, sagte Sherlock erschöpft. »Dabei ist das Glas zerbrochen, und ich hab mich geschnitten. Wem melde ich den

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