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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Richtung gelenkt, ohne dass er es gemerkt hatte.
    Das Theater lag etwas abseits in einer Seitenstraße verborgen, in der Nähe einer Hauptverkehrsstraße. Seine Front bestand aus roten Ziegelsteinen und weißen Portikus-Säulen. Vier Stufen führten zu den Eingangstüren hinauf.
    Sherlock trottete hinauf und betrat das Foyer. Dort war niemand zu sehen und die Rollläden am Ticketschalter waren heruntergelassen. Dennoch meinte Sherlock fast die Anwesenheit der vielen Menschen zu spüren, die das Foyer vermutlich regelmäßig bevölkerten: eine Spur von Zigarettenrauch, Eau de Toilette- und Parfümduft, die vom kunstvollen Stuck an Decken und Wänden im Laufe der Jahre absorbiert worden war.
    Zu beiden Seiten des Foyers führte jeweils eine Treppe nach oben, wahrscheinlich zu den ersten Rängen. Doch geradeaus am anderen Ende des Foyers befand sich eine zweiflüglige Schwingtür, die seiner Vermutung nach direkt ins Parkett führte. Durch eine weitere Tür neben dem Ticketschalter gelangte man wahrscheinlich in den Backstage-Bereich, zu den Garderobenräumen, dem Aufenthaltsraum für die Schauspieler und zur Bühne selbst.
    Sherlock stand einen Moment lang nur da, inhalierte die Düfte des Theaters, lauschte dem Ächzen und Stöhnen des alten Gebäudes und ließ den Blick über die alten Plakate schweifen, die hinter Glas gerahmt an den Wänden hingen. Da war etwas fast
Lebendiges
, das diesem Ort anhaftete. Er war bereits in vielen der Öffentlichkeit zugänglichen Gebäuden gewesen. Aber dies hier war der einzige Ort, der sich irgendwie anfühlte, als ob er von den Leuten, die durch seine Tür gekommen waren, etwas Gutes aufgenommen hatte. Die Deepdene Schule für Jungen hatte nach Verzweiflung gerochen, und der Diogenes Club hatte etwas Gereiztes, Irritierendes an sich gehabt. Doch das King’s Theatre kam einem wie ein Zuhause vor, in dem man noch nie gewesen war.
    Sherlock ging auf die große Schwingtür des Zuschauerraums zu und drückte sie auf.
    Der Saal dahinter war kleiner, als er erwartet hatte.
    Rechts und links von ihm breiteten sich die kurvenförmigen Reihen der Sitzplätze aus, die nach vorne zur Bühne hin leicht abfielen. Alle Sitze waren mit abgegriffenem grünem Samt überzogen. Über ihm ragte die Unterseite des ersten Ranges wie eine tiefe dunkle Wolke empor. Sie wurde von Eisensäulen gestützt, die, in kunstvolle Formen geschmiedet und braun, rot und grün bemalt, wie schlanke, mit Blättern und Blüten bedeckte Bäume aussahen. In die Wände zu beiden Seiten waren mit Vorhängen drapierte Logen eingelassen, in denen es eine geringe Zahl von etwas zurückversetzten Sitzen für all diejenigen gab, die das nötige Geld dafür besaßen. Was den Wert der Tickets anbelangte, so wusste Sherlock Bescheid. Die Plätze im Parkett waren am billigsten, die im ersten Rang schon etwas kostspieliger und die Logenplätze schließlich am teuersten. Wenngleich »teuer« bei so einem Theater wie diesem hier wahrscheinlich ein relativer Begriff war. Durch die Sitzreihen im Parkett zogen sich Gänge, die hinunter zur Bühne führten.
    Dort hatte sich eine Gruppe von Leuten versammelt, unter ihnen sein Bruder. Im feinen Paletot und mit Zylinder und Gehstock ausstaffiert, sah Mycroft einfach prächtig aus. Einen Augenblick lang meinte Sherlock nicht seinen Bruder vor sich zu sehen, sondern eine fremde Respektsperson. Mycroft haftete eine natürliche Autorität an, und er versprühte förmlich eine Aura von Bedeutung und Macht um sich.
    Rufus Stone stand etwas seitlich, dicht hinter Mycroft. Der rothaarige Bär von einem Mann, den Sherlock zuvor gesehen hatte – Mr Kyte –, hatte sich neben Mycroft gestellt und trug immer noch seinen riesigen Mantel. Wiederum daneben befand sich eine Gruppe von Leuten, bei denen es sich Sherlocks Vermutung nach um Schauspieler und Bühnenarbeiter handelte. Die Schauspieler trugen größtenteils historische Kostüme: die Frauen prachtvolle Samtkleider, die Männer Spitzenhemden und Pluderhosen.
    »Ah, Scott«, begrüßte Mycroft ihn. Seine Stimme hallte dröhnend durch den Zuschauerraum. »Komm und gesell dich zu uns.«
    Sherlock begab sich auf einem der Gänge den Saal hinunter. Der Weg auf die Bühne war von einem abgezäunten, tiefer gelegenen Bereich versperrt, in dem vermutlich das bei Musikproduktionen erforderliche Orchester Platz fand. Er blickte nach links und rechts. Auf beiden Seiten führten fünf Stufen vom Parkett auf die Bühne empor. Er entschied sich für die rechte

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