Yvonne Lindsay
sprechen. Ich plane eine neue Kollektion, und dafür brauche ich Perlen, wie sie zur Zeit des Barock üblich waren. Außerdem wäre die Verwendung von schwarzen Perlen sicher ein sehr interessanter Aspekt für die neue Design-Linie.“
„Dann möchte ich die Herren nicht weiter stören.“ Rachel stand auf und nahm Blake an die Hand. „Wenn es Ihnen recht ist, Mr. Sullivan, möchte ich Blake gern den Garten zeigen.“
„Bitte, nennen Sie mich Temana. Selbstverständlich ist es mir recht. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Später kann Philippe Sie zu meinem Büro führen.“
Nachdem Rachel und Blake den Raum verlassen hatten, wartete Matt darauf, dass sein Gastgeber das Gespräch begann. Damit hatte er gute Erfahrungen gemacht, denn meist hielt sein Gegenüber das Schweigen nach gewisser Zeit nicht mehr aus. Auch diesmal bewährte sich seine Strategie.
„Ich vermute, Sie möchten endlich auf den Anlass Ihres Besuchs zu sprechen kommen“, fing Sullivan an. „Ich muss schon sagen, ich bewundere Ihre Geduld und Ihre Zurückhaltung. Andere Männer hätten schon längst versucht, das Gespräch auf das eigentliche Thema zu bringen.“
„Ich bin nicht andere Männer“, sagte Matt kühl und bedeutete seinem Gegenüber damit, ihn nicht zu unterschätzen.
Temana Sullivan lächelte leicht und lehnte sich zurück. „Ich besitze etwas, was Sie haben möchten, und Sie sind bereit, dafür eine nicht unbedeutende Summe zu zahlen. Ist das richtig?“
Matt neigte zustimmend den Kopf.
„Es ist etwas, was ich von Rechts wegen eigentlich nicht haben dürfte.“
„Richtig.“
„Und Sie sind der rechtmäßige Besitzer dieses … Gegenstands?“
„Ja. Ich habe schriftliche Beweise.“
„Die werden nicht nötig sein. Quinn ist in dem Punkt sehr zuverlässig. Und ich vertraue ihm.“ Sullivan richtete sich wieder auf. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, wie mein Vater in den Besitz des Steins gekommen ist. Ihr Diamant gehörte zu einer Kollektion von Steinen, die er während seines Lebens angelegt hatte. Und wie ich auch schon zu Quinn sagte, ich verkaufe Ihnen den Stein nur unter einer Bedingung.“
„Dass der Name Ihrer Familie aus allem herausgehalten wird. Ich weiß. Quinn hat es mir gesagt. Ihr Wunsch wird selbstverständlich respektiert. Kein Problem.“
Sullivan fixierte ihn lange, und Matt wich seinem Blick nicht aus. Schließlich lehnte Sullivan sich wieder entspannt zurück. „Quinn hat gesagt, dass Sie zu Ihrem Wort stehen. Und ich glaube ihm. Mit Betrügern und Lügnern macht er keine Geschäfte.“
„Sie sagten, Sie wüssten nicht genau, wie Ihr Vater an den Stein gekommen ist. Haben Sie denn einen Verdacht?“
„Mein Vater war Australier. In den siebziger Jahren hat er sich hier niedergelassen, heiratete eine Ansässige, und die beiden gründeten die Perlenfarm. In den achtziger Jahren begann er dann, Edelsteine zu sammeln. In dieser Zeit muss er auch an den rosa Diamanten gekommen sein. Aber ich weiß nicht genau, wann.“
Mr. Sullivan nahm einen Schluck Wein und fuhr dann fort: „Mein Vater war, was die Buchführung betraf, peinlich genau, und deshalb überraschte es mich, über diesen speziellen Diamanten so gut wie nichts an Unterlagen zu finden. Es gab kein Zertifikat, keine Rechnung, nichts. Allerdings hatte er den Briefwechsel mit jemandem in Melbourne aufbewahrt, den er nur mit den Initialen B. D. bezeichnete.“
Barbara Davenport. Marises Mutter. Dann war seine Vermutung doch richtig gewesen. Sie war das fehlende Bindeglied, nach dem sie immer gesucht hatten. Am liebsten hätte Matt sofort seinen Bruder Jarrod angerufen, um ihm alles zu erzählen. Deshalb hatte man die vier anderen Steine in Marises Nachlass gefunden. Sie hatte sie von ihrer Mutter bekommen. Offenbar hatte Barbara nur einen Stein verkauft. Hatte sie die anderen behalten wollen? Oder war der Verkauf des einen Steins schon so schwierig gewesen, dass sie vor einem weiteren Verkauf zurückschreckte? Das würde man wohl nie erfahren.
„Dürfte ich den Diamanten sehen?“ Matts Stimme klang ruhig und gefasst, aber sein Herz schlug vor Aufregung sehr schnell.
„Selbstverständlich. Bitte, kommen Sie.“
Der Raum, den sie kurz danach betraten, wurde offenbar als Büro und als Ausstellungsraum genutzt. An den Wänden standen Vitrinen mit Perlen in allen erdenklichen Farben und Größen. Sullivan öffnete den in die Wand eingelassenen Safe und nahm ein schwarzes Samtkästchen heraus. Er stellte es vor Matt auf einer mit
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