Yvonne Lindsay
war? Selbst das Unternehmen kam da erst an zweiter Stelle. Zumindest war es bis vor einem halben Jahr noch so gewesen.
Jetzt erst verstand sie, warum Matt sich derart verändert hatte. Warum er unbedingt Blackstone Diamonds übernehmen wollte. Weshalb er mit den Blackstones nichts mehr zu tun haben wollte. Marise wollte sich scheiden lassen, weil sie eine Affäre mit Howard Blackstone hatte. Dass er das gerade im Leichenschauhaus erfahren musste, war mehr als bitter.
„Deshalb habe ich jetzt eine Entscheidung gefällt“, sagte er und blickte Rachel eindringlich an.
Was konnte das sein? So wie er sie ansah, sicher nichts Gutes. Doch sie wich seinem Blick nicht aus.
„Und die wäre?“
„Es geht um das, was vorhin passiert ist und auch vorher schon, auf Tahiti. Das muss aufhören. Auf keinen Fall möchte ich mich auf so etwas wie eine ernsthafte Beziehung einlassen, von einer Ehe ganz abgesehen. Was ich mit Marise erlebt habe, hat mir eins gezeigt: Blake ist das Wichtigste für mich auf der Welt, und davon werde ich mich durch nichts und niemanden abbringen lassen. Da du mich erregst, ich dir aber nicht das bieten kann, was du willst, sollten sich unsere Wege möglichst bald trennen. Sowie deine Mutter zurück ist, suche ich eine neue Nanny. Und du kannst wieder nach London zurückkehren, was ja auch dein Wunsch ist.“
„Was meinst du mit ‚du kannst mir nicht das bieten, was ich will‘?“ Rachel musste ihre ganze Kraft zusammennehmen, um ihn nicht merken zu lassen, wie sehr seine Worte sie getroffen hatten. Denn was sie ihm jetzt sagen wollte, war die größte Lüge ihres Lebens, und sie musste glaubhaft klingen. „Wir sind doch beide erwachsen, Matt. Ich erwarte überhaupt nichts von dir. Dafür kenne ich dich doch viel zu gut. Keine Sorge, ich weiß genau, was ich will und was ich nicht will.“
Sie stand auf und zwang sich zu lächeln.
„Und doch will ich ehrlich zu dir sein und es auch aussprechen. Ich habe meine Stellung als dein Arbeitgeber ausgenutzt und dein Vertrauen missbraucht. Ich möchte nur nicht, dass du daraus die falschen Schlüsse ziehst. Ich bin nicht an einer ernsthaften Beziehung interessiert.“
Sie lachte kurz auf, so schwer es ihr auch fiel. „Mach dir doch darum keine Gedanken. Ich weiß genau, was du meinst. Du hast dich sehr deutlich ausgedrückt. Es war ein Irrtum, ein Versehen, ein Ausrutscher, du hast nicht gewusst, was du tust. Aber mir ging es doch genauso, auch ich habe meine Bedürfnisse. Dass du mein Vertrauen missbraucht hast, davon kann keine Rede sein. Vielleicht hast du schon länger enthaltsam gelebt …? Auf mich trifft das wenigstens zu. Lass uns die ganze Sache doch einfach vergessen, ja?“
Damit hatte Matt nicht gerechnet, und er sah Rachel verblüfft hinterher, die hoch erhobenen Hauptes den Raum verließ. Ja, er hatte schon länger keinen Sex gehabt, ziemlich lange sogar. Wenn er es sich recht überlegte, hatte Marise sich nach Blakes Geburt regelmäßig verweigert, immer mit der Ausrede, es gebe keine zuverlässigen Verhütungsmittel und sie wolle auf keinen Fall wieder schwanger werden.
War es Rachel wirklich ernst mit dem, was sie gesagt hatte? Er zumindest konnte das, was er mit ihr erlebt hatte, nicht als Ausrutscher bezeichnen. Auch sonst war er oft von schönen Frauen umgeben. Aber noch nie hatte er das dringende Verlangen gehabt, mit irgendeiner von diesen Frauen an einem unwirtlichen Ort wie einer Garage Sex zu haben.
Dieses Verlangen spürte er immer noch. Seit Rachel als Blakes Nanny in sein Haus gekommen war, sehnte er sich nach ihr. Und ihm war immer klar gewesen, dass sie sich irgendwann nackt und heiß vor Begierde im Bett wiederfinden würden. Aber das wäre wirklich fatal, denn er wusste schon heute, eine einmalige Begegnung konnte sein Verlangen nicht befriedigen.
Sowie also ihre Mutter zurückgekehrt war, würde er Rachel aus ihrem Dienst entlassen, unabhängig davon, ob die feindliche Übernahme von Blackstone Diamonds bereits stattgefunden hatte. Sie konnte dann nach England zurückkehren, und er war nicht mehr ihrer verführerischen Gegenwart ausgesetzt. Dass er nicht darauf aus war, wieder zu heiraten oder wenigstens eine feste Beziehung einzugehen, entsprach absolut der Wahrheit. Zweimal schon hatte er nicht auf seine Vernunft vertraut, sondern sein Gefühl entscheiden lassen. Und beide Male war es schiefgegangen, das eine Mal mit Rachel nach ihrem Abschlussball und das zweite Mal mit Marise, die er kaum kannte, als er sie
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