Yvonne Lindsay
Zurückweisung zehn Tage zuvor auf Tahiti. Warum hatte er nichts gesagt, was ihr ein wenig Hoffnung ließ? Irgendetwas, das ihr Mut machte, doch noch eine Chance zu haben, ihn von ihrer Liebe überzeugen zu können? Stattdessen tat es ihm leid. Warum konnte er nicht einsehen, dass sie sich nicht nur aus sexuellem Verlangen so stark zueinander hingezogen fühlten?
Mit schleppenden Schritten ging sie ins Bad und kühlte sich das Gesicht. Draußen fuhr ein Wagen vor, und sie hörte Blakes Begeisterungsschrei, als der Vater ihm die Haustür öffnete. Obwohl sie wusste, dass es Zeit war, das Dinner vorzubereiten, hätte sie sich am liebsten in die dunkelste Ecke ihres Kleiderschranks verkrochen.
Als Matt ihr von dem Testergebnis erzählt hatte, schien er für wenige Minuten der Matt von früher zu sein, der Matt, der gern lachte und das Leben liebte und vor nichts zurückschreckte. Nicht der kalte und rachsüchtige Fremde, zu dem er in den letzten sechs Monaten geworden war.
Sie griff nach einem Handtuch, tupfte sich das Gesicht trocken und musterte sich dann im Spiegel. Äußerlich war ihr nichts von dem anzusehen, was sie quälte. Warum auch, damit lebte sie schließlich schon über zehn Jahre. Das war nichts Neues. Wie immer würde sie auch diese Enttäuschung überleben. Auch wenn sie als Teenager weniger gelitten hatte als jetzt. Denn die Liebe, die sie als erwachsene Frau empfand, ging sehr viel tiefer.
Damals war sie naiv genug gewesen, zu glauben, dass alles gut werden würde, wenn sie miteinander schliefen. Dass er zugeben würde, sie zu lieben, und sie von dem Zeitpunkt an seine feste Freundin wäre.
Doch sie hatte sich gründlich getäuscht. Er schien sich immer weiter von ihr zurückzuziehen.
Gut, wenn er es nicht anders wollte … Sie würde ihm schon zeigen, dass die Leidenschaft, die sie füreinander empfanden, sie nicht weiter berührte. Dass sie genauso kühl und sachlich sein konnte wie er.
Und wenn es sie innerlich zerriss.
7. KAPITEL
Rachel folgte den Stimmen, die aus dem Spielzimmer kamen. Blake und Matt saßen auf dem Fußboden und puzzelten. Als sie in den Raum trat, blickte Matt hoch. In Jeans und Pulli sieht er viel zu sexy aus, gestand Rachel sich insgeheim ein.
„Ich wollte mit Blake eigentlich an den Strand fahren und Fisch und Chips essen. Dann kannst du den Abend frei nehmen.“
Sie war sprachlos. So schnell wollte er sie los sein? Damit hatte sie nicht gerechnet. War sie ihm so zuwider? Auch wenn er sich sexuell zu ihr hingezogen fühlte?
Bevor sie etwas sagen konnte, kroch Blake zu seinem Vater und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Matt schüttelte den Kopf. „Nein, mein Sohn. Rachel muss auch mal Zeit für sich haben.“
Sofort verzog der Kleine weinerlich das Gesicht. „Ich will aber, dass Rachel mitkommt!“
„Nicht weinen, Blake.“ Rachel hockte sich hin und legte dem Kind den Arm um die schmalen Schultern. „Es wird sicher ganz prima mit Daddy. Ihr nehmt altes Brot mit, dann könnt ihr die Möwen füttern. Allerdings müsst ihr euch beeilen. Der Wetterbericht hat Regen angesagt.“
Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster zog Matt die dunklen Brauen zusammen. „Sieht so aus, als sei der Regen bereits da.“
Plötzlich fiel Rachel etwas ein. „Hast du eigentlich schon deine Eltern angerufen? Ich meine, wegen der guten Nachricht.“
„Nein, ich wollte mich heute Abend bei ihnen melden. Warum?“
„Ist das nicht ein Grund zum Feiern? Für fünf zu kochen ist nicht mehr Arbeit als für drei. Frag sie doch, ob sie zum Essen kommen wollen. Du könntest sie abholen, weil deine Mutter doch ungern bei solchem Wetter fährt. Und Blake und ich, wir kümmern uns in der Zwischenzeit um das Essen.“
Kurzfristig hatte Rachel den Eindruck, Matt wolle ablehnen, so feindselig sah er sie an. Doch dann entspannten sich seine Gesichtszüge. „Okay. Ich rufe sie gleich an.“
Als er in seinem Büro verschwunden war, atmete Rachel erleichtert auf und streckte die Hand nach Blake aus. „Komm, Herzchen, wir kochen jetzt Dinner für Nonna und Poppa.“
Matts Eltern waren begeistert und sehr erleichtert über die gute Nachricht. Doch als Katherine bemerkte, dass im Esszimmer nur für vier Personen gedeckt war, runzelte sie die Stirn. „Was soll das, Rachel? Isst du nicht mit uns?“
„Nein, Mrs. Hammond. Ich esse in der Küche.“ Rachel stellte eine dampfende Platte mit Huhn und Zucchininudeln auf den Tisch.
„Sei nicht albern. Du gehörst doch zu uns. Ist es nicht so,
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