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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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leisem, aber unverkennbarem Trotz.
    »Lass den Quatsch, Honey. Warum bist du hier?«
    Die Schärfe seiner Erwiderung traf sie mit beinahe sichtbarer Wucht.
    Sie sackte zusammen, als hätte man auf sie eingestochen, ihr Körper sank vornüber. Tränen standen in ihren Augen. »Ich würde meinen , das ist ziemlich offensichtlich«, sagte sie nach einer Weile und wandte sich ab. »Klär mich auf.«
    Honey ging zum Fenster und starrte auf die regennasse Straße
    hinunter. »Nach unserer Begegnung in deinem Büro war ich ziemlich
    durcheinander« , begann sie , schluckte ihre Tränen hinunter, weigerte sich jedoch weiter, ihn anzusehen. »Durcheinander und wütend. Und ich
    hatte Angst.«
    »Angst?« Wovon redete sie?
    »Ich wusste, dass ich dabei war, dich zu verlieren. Dass ich dich schon verloren hatte«, verbesserte sie sich sofort. »Du hast es geleugnet, und ich habe versucht, es zu leugnen, selbst als du wochenlang nicht
    angerufen hast. So wie die Dinge zwischen uns standen , als ich an jenem Nachmittag einfach so aus deinem Büro marschiert bin , konnte ich sie nicht auf sich beruhen lassen. Ich konnte es nicht ohne einen weiteren Versuch zu Ende gehen lassen. Also habe ich in deinem Büro angerufen, herausgefunden , wann du weg sein würdest, mir ein nicht umtauschbares Ticket gebucht, damit ich keinen Rückzieher machen konnte, das
    Hotelzimmer im Voraus bezahlt und bin ein paar Tage vor dir hier
    eingetroffen. Ich hatte eigentlich keinen speziellen Plan. Ich wollte mich Mattie ganz bestimmt nicht zu erkennen geben. Ich wollte einfach für dich da sein, für alle Fälle.«
    »Für welchen Fall?«
    »Für den Fall, dass du mich brauchen würdest. Für den Fall, dass du
    mich wolltest?«, fügte sie flüsternd hinzu.
    »Es geht nicht darum, was ich will«, sagte Jake. »Ich dachte , das hättest du verstanden.«
    »Ich verstehe eine Menge , Jason. Mehr als du denkst. Jedenfalls mehr als du, glaube ich.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Ich verstehe, dass der Mann, den ich liebe, eine andere liebt.«
    »Hier geht es nicht um Liebe«, protestierte Jake. »Es geht um
    Bedürftigkeit.«
    »Es geht wohl um Liebe«, widersprach Honey ihm entschieden.
    »Warum fällt es dir so schwer , das zu begreifen? Du liebst deine Frau , Jason. So einfach ist das.«
    Jake schüttelte den Kopf , als wollte er Honeys Worte davon abhalten , in seinen Kopf einzudringen.
    Du liebst deine Frau, Jason. So einfach ist das.
    Du liebst deine Frau, Jason.
    Jason. Jason. Jason. Jason.
    »O Gott« , stöhnte er laut.
    »Was ist denn los?«
    »Sie weiß es.«
    »Was? Wovon redest du?«
    »Mattie weiß es.«
    »Das verstehe ich nicht. Wie sollte sie –«
    »Du hast mich Jason genannt.«
    »Was?«
    »Unten. Als du gerade gehen wolltest , hast du gesagt: ›Auf Wiedersehen, Jason.‹«
    »Nein, ich... o Gott, ja, das habe ich. Glaubst du, sie hat kapiert –«
    Er antwortete nicht, sondern war schon im nächsten Moment aus der
    Tür und rannte die Treppe hinunter in den zweiten Stock. »Du bleibst hier!«, befahl er Honey auf dem Absatz, bevor er begann, gegen die Tür ihres Zimmers zu pochen. »Mattie! Mattie, lass mich rein. Ich habe
    meinen Schlüssel vergessen. Mattie!«, rief er erneut, obwohl er ihre Abwesenheit spürte und schon wusste , dass das Zimmer leer und sie bereits weg war. »Mattie!« , brüllte er wieder. Die Tür des Nachbarzimmers ging auf , und eine große Frau in einem gelben Chenille-Bademantel steckte den Kopf in den Flur.
    »Amerikaner« , murmelte sie leise, bevor sie sich wieder in ihr Zimmer zurückzog und die Tür hinter sich schloss.
    »Verzeihung«, hörte Jake Honey irgendjemandem in einem der oberen
    Stockwerke zurufen. »Können Sie eine Tür für uns öffnen?« Mit wem
    redet sie, fragte Jake sich, drehte sich um und sah eine Putzfrau, die Honey die Treppe hinunter folgte. »Ich habe meinen Schlüssel
    vergessen« , sagte er , obwohl die Putzfrau sich offenkundig nicht für seine Erklärungen interessierte. Mit einem Schlüssel an einem großen Ring öffnete sie die Tür und zog sich wortlos wieder zurück. »Mattie!«, rief Jake, betrat das leere Zimmer und sah im Bad nach, bevor er die Kommode öffnete und feststellte, dass ihre Kleider noch da waren.
    Genau wie ihr Koffer, dachte er erleichtert , auch wenn er schon ahnte , dass sie weder Zeit noch Kraft noch das Bedürfnis gehabt hatte zu
    packen. »Wo zum Teufel ist sie? Wohin ist sie bloß gegangen?«
    »Ihr Stock ist noch da« , sagte Honey

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