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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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»Ich kann’s kaum erwarten.«
    »Ich bin auch fünfzehn«, erinnerte ihn Kim.
    »Aber du bist anders.«
    »Ach ja?«
    »Du bist reifer.«
    Ja, ich brauch ein C-Körbchen, dachte Kim, sagte es aber nicht laut.
    Sie wollte Teddy nicht mit zu viel Schlagfertigkeit und Reife vergraulen.
    »Gehen wir da rüber?«, Teddy wies zum Schülerparkplatz.
    »Was ist da drüben?«, fragte Kim.
    »Mein Auto.«
    »Ach so.« Sie ließ ihre Pausenbrottüte fallen, hörte das Zischen der Coladose, die sie am Morgen eingepackt hatte, und fragte sich, ob das Ding gleich explodieren würde. »Ich dachte , du wolltest draußen essen.«
    »Es ist doch kälter, als ich gedacht habe.« Er hob die Tüte auf, nahm Kim beim Ellbogen und schob sie zu dem nagelneuen dunkelgrünen
    Chevrolet, der in der entferntesten Ecke des Platzes stand.

Hatte er absichtlich dort geparkt? Kim bekam plötzlich heftiges
    Herzklopfen und hatte Mühe zu atmen.
    Teddy zielte mit einer Fernbedienung auf den Wagen, der daraufhin
    zu quietschen begann wie ein angestochenes Schwein, das Zeichen, dass die Türen jetzt entriegelt waren. »Gehen wir hinten rein«, sagte er lässig.
    »Da ist mehr Platz.«
    Kim kroch hinten in den Wagen und schnappte sich sofort ihr Brot
    aus der Tüte. »Tunfisch«, sagte sie verlegen und hielt es hoch wie zur Inspektion. »Ich hab’s selbst gemacht.« Sie begann , das Brot auszupacken , hielt inne , als sie seinen Atem auf ihrer Wange fühlte , und wandte sich ihm zu. Ihre Nasen stießen sachte aneinander.
    »Entschuldige, ich wusste nicht, dass du so nahe bist«, begann sie, dann brachte er sie mit einem Kuss zum Schweigen. Sie hörte ein leises
    Stöhnen und fuhr hastig zurück, als ihr bewusst wurde, dass es von ihr selbst kam.
    »Was ist denn?«
    »Gar nichts.« Sie starrte so stur nach vorn durch die
    Windschutzscheibe, als säßen sie in einem Autokino, und begann zu
    quasseln wie ein Wasserfall, wie sie das immer tat, wenn sie nervös war und die Kontrolle wieder gewinnen wollte. Es war ja nicht so, dass sie ihn nicht küssen wollte – im Gegenteil, sie wollte es so sehr, dass sie kaum an sich halten konnte. »Ich hab nur gedacht, wir sollten vielleicht was essen. Ich hab den ganzen Nachmittag Unterricht, und danach muss ich noch zu meiner Großmutter, die Mutter meiner Mutter, Grandma Viv«,
    erklärte sie umständlich, obwohl sie genau wusste, dass Teddy, der mit einer Hand ihren Nacken streichelte, bestimmt kein Interesse an ihrer Grandma Viv hatte. »Ich hab ihr versprochen, dass ich nach der Schule bei ihr vorbeikomme. Sie musste nämlich gestern einen von ihren
    Hunden einschläfern lassen. Er war schwer krank und so, und sie sagte, er hätte sie dauernd mit diesem Blick angesehen, du weißt schon, diesem Blick, der sagt, es ist Zeit, aber es geht ihr natürlich trotzdem furchtbar nah, darum hab ich gesagt, ich würde bei ihr vorbeikommen. In ein paar Tagen wird’s schon wieder besser werden, wenn einer von ihren anderen Hunden wirft. Dann hat sie wieder was, was sie von Duke ablenkt. So
    hieß der Hund. Er war halb Collie, halb Cockerspaniel. Unheimlich
    gescheit. Meine Großmutter sagt, dass Mischlinge viel intelligenter sind als reinrassige Hunde. Hast du einen Hund?« »Einen goldenen
    Labrador«, sagte Teddy. Ein listiges Lächeln spielte um seinen Mund, als er Kim das Tunfischbrot aus der Hand nahm und es wieder in die Tüte
    steckte. »Reinrassig.«
    Kim verdrehte die Augen, dann schloss sie sie. »Er ist bestimmt
    superklug.«
    »Er ist strohdumm.« Teddy strich mit den Fingern über Kims Lippen.
    »Deine Großmutter hat schon Recht.«
    »Ich habe keinen Hund«, sagte Kim und machte die Augen wieder
    auf, als Teddys Finger in ihren Mund spazierten und ihr das Sprechen fast unmöglich machten. »Meine Mutter hasst Hunde«, erklärte sie und sprach hartnäckig trotz seines Fingers. »Sie behauptet , sie wäre allergisch , aber ich glaube , das stimmt gar nicht. Ich glaube, sie mag sie einfach nicht.«
    »Und du?«, fragte Teddy mit heiserer Stimme, als er sich vorbeugte,
    um Kim auf den Mundwinkel zu küssen. »Was magst du?«
    »Was ich mag?«
    »Magst du das?« Er begann, ihren Hals zu küssen.
    O ja, antwortete Kim lautlos und hielt den Atem an vor Wonne.
    »Und das?« Seine Lippen wanderten zu ihren Augen, streiften die
    Wimpern ihrer geschlossenen Lider. »Oder das?« Er drückte seinen
    Mund auf den ihren. Sie spürte, wie er behutsam ihre Lippen öffnete, während er mit einer Hand ihren Nacken liebkoste und

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