Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
kochen kann.« Ihr Lächeln war das einer zufriedenen, sorglosen Frau. Er verstand sie einfach nicht. Manchmal kam es ihm vor, als ob sie ihren Ehemann völlig vergessen hätte. Es war, als hätte er nie existiert. Sie erwähnte ihn nur selten. Sie wollte keinen Gedenkgottesdienst. Sie schien nicht um ihn zu trauern. Das war alles verdammt merkwürdig.
Es sei denn, sie war froh, dass er tot war.
»Was immer Sie kochen, es wird mir schmecken«, sagte er in einem Tonfall, dem man seine Gedankengänge nicht anmerken konnte.
»Ich mache Käse-Schinken-Sandwiches. Die habe ich schon ewig nicht mehr gegessen.«
»Klingt lecker. Insbesondere, da ich mich selbst einlade.« Vielleicht konnte er endlich einiges erfahren, wenn er nur mit Brees Mutter zu Abend aß. Er hatte nicht vor, ihr direkte Fragen zu stellen, die in der Praxis eines Psychotherapeuten besser aufgehoben wären, aber vielleicht fand er irgendetwas heraus, um zu erkennen, was Bree wirklich brauchte.
Mrs. Mason ging vor ihm in die Küche und erwiderte: »Ach was! Sie sind doch immer eingeladen.«
Im Haus war alles veraltet, die Flächen mit Resopal überzogen, die Elektrogeräte braun und das Linoleum im Ziegelsteindesign. Es war, als würde in diesem Haus nichts mehr vorwärtsgehen, als wäre es in der Vergangenheit gefangen.
Während er sich genauer umsah, unterhielt er sich mit ihr. »Sie haben Kekse gebacken.« Ein Blech voller Haferflocken-Rosinen-Kekse stand auf der Arbeitsplatte, und in der Spüle stapelten sich Rührschüsseln, Messbecher und zwei Schneebesen.
»Ich muss meine Keksdosen füllen«, erklärte sie und holte eine Bratpfanne unter dem Herd hervor.
Als er die Ansammlung der verschiedenen Dosen musterte, stellte er fest, dass sie dafür ganz schön viele Kekse backen musste. »Die riechen köstlich.«
»Die gibt’s zum Nachtisch«, sagte sie. »Milch und Kekse. Sie können sich ja schon mal die Hände waschen, während ich den Käse grille.«
Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, als sie ihn so durch die Gegend scheuchte. Sie war eine seltsame Frau, und er kam schnell zu dem Schluss, dass Bree recht damit hatte, sich Sorgen um sie zu machen.
Im kleinen Gästebad stand eine weitere Keksdose hinter der Toilette, die wie Dumbo aussah. Kekse in der Toilette? Das wurde ja immer merkwürdiger. Er ging auf die Toilette und wusch sich die Hände. Als er die Tür schon wieder öffnen wollte, stellte er fest, dass er nicht widerstehen konnte. Er ging zur Toilette und hob Dumbos Schwanz hoch.
Und erstarrte. Das war nicht möglich. Der Inhalt sah aus wie … Asche. Großer Gott!
Vorsichtig legte er den Deckel wieder zurück. Okay, das hatte er nicht wirklich gesehen. Die Asche von Brees Vater konnte nicht in einer Keksdose hinter der Toilette aufbewahrt werden. Das war unmöglich. Vielleicht war es Badesalz. Ja, genau. Badesalz, das wie Asche aussah.
Als er in die Küche zurückkehrte, stand Mrs. Mason summend am Herd und briet zwei Sandwiches in der Pfanne.
»Wann kommt Bree nach Hause?«, erkundigte er sich. »Wir können auf sie warten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Oh, sie wollte in der Stadt etwas essen.«
Er verspannte sich. »Was?«
Sie sah auf, als sie seinen Tonfall bemerkte. »Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie mit Ihnen essen gehen würde. Aber dann sind Sie ja hier aufgetaucht.«
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Ich dachte, es wäre nett, wenn wir mal unter uns wären.« Dann widersprach sie sich sogleich. »Sie wollte mit Freundinnen von der Arbeit essen gehen. Sie wollten sie nach all den unangenehmen Ereignissen der letzten Zeit auf andere Gedanken bringen.«
Unangenehme Ereignisse? Das war die Untertreibung des Jahres. Aber nachdem er Dumbo im Bad entdeckt hatte, musste er einfach etwas sagen. »Das ist eine merkwürdige Ausdrucksweise. Ihr Vater ist vor Kurzem gestorben. Das ist wohl mehr als nur ein unangenehmes Ereignis .«
Sie wendete die Sandwiches in der Pfanne. »Ich weiß nicht, was die Leute von mir wollen. Soll ich etwa trauern und traurig sein? Er war über eineinhalb Jahre lang krank.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich bin eher erleichtert. Und ich werde nicht so tun, als ob es anders wäre.« Sie drückte mit dem Pfannenwender auf das Brot, bis der Käse an den Seiten herausquoll.
Auf gewisse Weise verstand er sie. Nach einer langen Krankheit musste man erleichtert sein, dass das Leiden ein Ende hatte. Aber als er sie ansah, wurde ihm klar, dass da noch mehr, viel mehr,
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