Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
prallte.
»Oh mein Gott, oh mein Gott!«, schrie ihre Mutter immer wieder.
Ihr Vater lag halb auf ihren Beinen, und Bree konnte ihn nicht zur Seite schieben. War er tot? Hatte sie ihn umgebracht und ihm im Fallen das Genick gebrochen? Gott, oh Gott! Sie hätte am liebsten einfach nur auf dem Boden gelegen und wäre gestorben, wäre nie wieder aufgestanden, damit endlich alles vorbei war. Bitte, bitte, Gott, ich kann das nicht.
Dann hörte sie ihn fluchen. »Ihr dummen Schlampen.«
Und sie hatte nicht vor, sich von ihm schlagen zu lassen.
»Es geht ihm gut, Mom, uns beiden ist nichts passiert. Wir müssen ihn bloß wieder auf die Beine bringen.« Sobald er im Bett lag, würde sie dafür sorgen, dass er nie wieder aufstand.
Sie schob seine Beine herunter und richtete sich auf Händen und Knien auf.
Sie brauchten fünfzehn Minuten, nach denen ihr T-Shirt schweißdurchtränkt war und ihr Vater schwer atmete, aber sie schafften ihn wieder ins Bett.
»Trink einen Schluck Wasser, Schatz.« Ihre Mutter beugte sich über ihn und schob ihm einen Strohhalm zwischen die Lippen. Er saugte daran wie ein kleines Kind. Als er fertig war, befestigte sie die Sauerstoffzufuhr an seiner Nase und stellte die Flasche an. »Ruh dich aus!« Sie tätschelte seinen Arm.
Und was ist mit mir? , hätte Bree ihre Mutter am liebsten angeschrien. Was ist mit meinen Gefühlen?
Ihr Herz pochte noch immer von der Anstrengung und dem Schreck, den sie im Badezimmer erlebt hatte, und sie folgte ihrer Mutter, die auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich.
Sie war so gut zu ihm und so geduldig. Bree wusste nicht, wie sie das schaffte. Manchmal hasste sie ihre Mutter sogar dafür, dass sie immer alles tat, was er wollte. Dass sie sich immer auf seine Seite stellte. Dass sie ständig Ausreden für ihn parat hatte.
Aber sie konnte nicht erwarten, dass sich ihre Mutter jetzt änderte. Das war die Vergangenheit, das alles lag hinter ihnen. Jetzt war sie die Schuldige, die ihre Mutter mit ihm alleine ließ. Ihre Mutter passte sich einfach an, wie sie es immer getan hatte, und Bree war die schlechte Tochter.
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Bree, als sie in der Küche standen. »Mir war nicht bewusst, wie schlimm es geworden ist.« Sie hatte es nicht glauben wollen, als ihre Mutter am Telefon berichtet hatte, wie schnell es mit ihm bergab ging.
Ihre Mutter tätschelte ihren Arm, wie sie es auch bei ihrem Vater getan hatte. »Es ist schon okay, Schatz. Das ist alles so schrecklich schnell gegangen. Du hast recht, wir brauchen das Krankenhausbett.«
»Und eine Bettpfanne. Selbst zu zweit können wir ihn nicht ins Badezimmer bringen.«
»Was ist mit einer Gehhilfe?«, schlug ihre Mutter vor.
»Ich glaube nicht, dass die auf dem Teppich was bringen würde.« Wenn er stürzte … Bree wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren konnte, wenn sie nicht da war und ihrer Mutter helfen konnte. »Es wäre sicherer, wenn er gar nicht mehr aufstehen muss.«
Ihre Mutter drückte ihren Arm und seufzte noch einmal, um sich wieder zu beruhigen. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du bei seinem Sturz nicht da gewesen wärst.«
»Es tut mir so leid.« Brees Augen brannten, aber sie weinte nicht. »Ich werde das Bad putzen, dann kannst du beim Hospiz anrufen und das Bett bestellen.«
Er schlief bereits, als sie wieder ins Schlafzimmer kam. Sie zog die Vorhänge zu, um das Nachmittagslicht ebenso wie den Anblick des Puppenhauses auszusperren. Dann stand sie einen Augenblick neben dem Bett. Seine Wangen waren eingefallen, und seine Augen sahen in seinem hageren Gesicht wie schwarze Teiche aus. Dank der Sauerstoffflasche schien er nach der Anstrengung im Bad wieder besser atmen zu können. Er war früher so stark, so mächtig gewesen. Wenn er sprach, hatte seine Stimme wie Donner gegrollt. Schlug er mit der Faust auf den Tisch, wackelte das ganze Haus. Was er einem sagte, erledigte man sofort und unverzüglich.
Er war die eingeschrumpfte Version des Mannes, der er früher gewesen war. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie sich noch vor ihm fürchtete.
Sie hatte größere Angst davor, wie sie sich fühlen würde, wenn er starb und sie ihre Mutter mit alldem alleine gelassen hatte. Diese Schuldgefühle hatte sie nur so lange verdrängen können, indem sie sie einfach ignoriert hatte. Wenn er tot war, würde sie sie nie mehr loswerden.
Doch jetzt hatte sie es glasklar vor Augen. Der alte Mann starb. Sie konnte es nicht ignorieren, und sie
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