Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
dass er derjenige gewesen war, der sie getröstet hatte, und sie diejenige, die den Trost nötig hatte. »Es tut mir so leid, dass ich nicht eher gekommen bin, Mom.«
»Das verstehe ich doch, Schatz.«
Sie hatten sich nie besonders nahegestanden. Manchmal fragte sich Bree, wie es sein würde, wenn ihr Vater gestorben war. Hatte ihre Beziehung dann endlich die Chance, sich zu verbessern?
»Ich weiß, dass du nicht hier sein willst, Brianna, aber ich bin dir sehr dankbar, dass du das für mich tust.«
Brianna. Ihr ganzer Name. Ja, ihre Mutter war bedrückt. Diese Schuldgefühle. Bree lehnte sich zurück und umklammerte ihre eigene Tasse, damit ihre Mutter nicht sehen konnte, wie sie zitterte. »Es ist nicht so einfach.«
»Du wirst mich doch nachts nicht alleine lassen, oder? Ich möchte nicht allein im Dunkeln sein, falls …« Ihre Mutter biss sich auf die Lippe. »Du weißt schon, falls etwas passiert.«
Ja, Bree wusste, was sie meinte. Ihre Mutter wollte nicht alleine sein, wenn er starb. Einen Augenblick lang war sie stinksauer, dass ihr Vater sich geweigert hatte, sich in ein Hospiz verlegen zu lassen. Das wäre für alle so viel leichter gewesen, auch für ihn und erst recht für ihre Mom, aber er wollte das nicht. Manchmal war er wirklich ein egoistisches Schwein.
»Ich werde dich nachts nicht alleine lassen.« Himmel, und was war, wenn sie Luke brauchte? Wenn sie ihn sehen musste, um nicht durchzudrehen? Kamen die Freiwilligen auch, wenn man seinen Meister aufsuchen musste?
»Ich liebe dich, Bree.«
Sie wollte die Worte aussprechen, aber ihr Hirn konnte sich einfach nicht dazu durchringen, und ihre Lippen formten sie nicht. »Wir stehen das durch, Mom.«
Dann hingen sie ihren Gedanken nach. Das Haus war so ruhig. Normalerweise rief ihr Vater und verlangte dieses oder jenes. Er war immer sehr präsent gewesen. Trotz seiner geringen Größe war er stämmig und kräftig gebaut. Er war fünf Jahre älter als ihre Mutter und hatte als Automechaniker gearbeitet. Noch vor einigen Jahren hatte er eine eigene Werkstatt geleitet, bis die Kunden auf einmal ausblieben. Er schob das auf die neumodische Elektronik in den Autos, aber er war kein Mensch, der sich leicht ändern konnte. Von da an war es bergab gegangen, als er seine Arbeit nicht mehr machen konnte. Der Krebs schien nur ein Nebenprodukt seiner Enttäuschung darüber zu sein, was ihm das Leben noch gelassen hatte. Das einzig Gute war, dass er genug gespart hatte, damit ihre Mutter versorgt war, wenn er nicht mehr unter ihnen weilte.
»Hast du das gehört?«, sagte ihre Mutter, sprang auf, warf dabei ihre Tasse um und eilte aus dem Zimmer. Ein milchiger Teefleck breitete sich auf der Spitzendecke aus, doch das hatte sie in ihrer Eile nicht einmal bemerkt.
Genau so war Bree aufgewachsen, immer wie ihre Mutter auf dem Sprung, sobald ihr Vater etwas verlangte.
Sie fragte sich, ob ihre Mutter und sie auch noch, lange nachdem das Schwein tot war, weiter so aufspringen würden.
6
Bree legte einige Servietten auf den Fleck, die das Schlimmste aufsaugten, dann folgte sie ihrer Mutter. Sie hatte zwar nichts gehört, aber ihre Mutter war in dieser Hinsicht geübter als sie. Sie ging an ihrem alten Zimmer, dem Bad, das sie früher benutzt hatte, und dem Nähzimmer ihrer Mutter vorbei zum Schlafzimmer ihrer Eltern, das am Ende des Flurs lag.
Hübsche Spitzengardinen hingen vor dem großen Fenster, das zum Garten hinausging. Der grüne Rasen war dank des vielen Regens viel zu lang geworden. Ihr Puppenhaus stand in der Ecke am rückseitigen Zaun, allerdings traf die Bezeichnung »Puppenhaus« nicht ganz zu, da es so groß war, dass sie als Kind aufrecht darin stehen konnte. Ihr Vater hatte es zu ihrem achten Geburtstag für sie gebaut. Es hatte rosafarbene Dachschindeln und sah mit den gelben Fensterrahmen aus wie ein Lebkuchenhaus. Die Wände zierten gelbe und rosafarbene Blumen, deren Farben noch so frisch aussahen, als wären sie erst vor Kurzem gemalt worden. Oder als hätte ihr Vater sie aufgefrischt.
Bree ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich ab. Der Himmel war voller Wolken, die Schatten auf den abgenutzten beigefarbenen Teppich des Schlafzimmers warfen. Die abgestandene Luft im Zimmer roch nach schlechtem Atem, Medikamenten und einem Körper, der nicht gründlich gewaschen worden war.
Neben dem Bett stand eine kleine Sauerstoffflasche auf Rädern, die ihr Vater während seines Nickerchens jedoch nicht genutzt hatte. Er benötigte den
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