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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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wenig schlimmer.
    Er bemühte sich, das Gesicht zu einem Ausdruck übertriebener Schockiertheit zu verziehen. »Du hast den armen alten Mann ausgenommen, der vorhin aus deiner Wohnung gewankt ist?«
    »Du bist wirklich zum Schießen. Joe ist eben ein Gentleman der alten Schule. Er war überaus glücklich, einer bedürftigen jungen Frau aushelfen zu können, und wollte keine Gegenleistung dafür haben.«
    »Ein echter Heiliger.«
    »Du hast noch nicht mal die Hälfte gehört. Nicht nur hat mir der Herzensgute so viel Geld gegeben, dass ich in diesem Monat alle Rechnungen bezahlen kann, nein, er hat sich dann auch noch ungefähr drei Stunden lang von mir durchficken lassen.«
    Jamie war auf einmal übel, aber er zwang sich zu einem Grinsen. »Diese Selbstlosigkeit!«
    »Ich weiß.« Sie gähnte und sah dabei wie ein kleines Mädchen aus, das auf den Gutenachtkuss seiner Mutter wartet. »Ich bin einfach ein Glückskind.«

4
    »Ich habe tolle, tolle Neuigkeiten.« Jess flocht ihren Zopf um den Finger, den Blick mit einem verschämten Lächeln auf die Tischplatte gesenkt.
    Shelley setzte ihr Cola Light ab und beugte sich vor.
    »Was? Sag, sag.«
    Sarah beobachtete das Paar am Nachbartisch. Sie war neugierig, in welcher Art von Beziehung die zwei zueinander standen. Der Mann war mindestens dreißig Jahre älter als seine Begleiterin, und dass beide rotes Haar und blasse Haut hatten, ließ die Möglichkeit gemeinsamer Gene plausibel erscheinen. Das Mädchen war völlig hingerissen. Lächelnd und kopfschüttelnd hing sie an den Lippen des Mannes, als wäre sie jemandem wie ihm außerhalb ihrer Träume noch nie begegnet.
    »Sarah? Hörst du mir mal zu? Es ist wichtig.«
    Sarah nickte Jess zu. »Ja, natürlich. Ich bin ganz Ohr.«
    »Okay, also …« Lächelnd blickte Jess von Shelley zu Sarah und wieder zurück. »Ich werde heiraten!«
    Kreischend warf sich Shelley über den Tisch und packte Jess in einer linkischen Umarmung. »Mein Glückwunsch!
    Ach, das ist einfach wunderbar!«
    »Ich weiß! Ich weiß! Gestern Abend hat er mich gefragt, und ich hab natürlich sofort ja gesagt, den Ring hab ich zwar noch nicht, den suchen wir uns erst heute Nachmittag aus, aber ich konnte es einfach nicht mehr erwarten, ich musste es einfach loswerden. Ah!«
    »Ah!«, quietschte Shelley im Chor.
    Die Leute starrten schon zu ihnen herüber wegen des Geschreis und des Geknuddels und der fliegenden Salz- und Pfefferstreuer. Von allen Gästen im Cafe waren Fräulein Mai und Herr Dezember die Einzigen, die überhaupt nichts von Shelleys und Jess’ Theater mitbekommen hatten. Der Mann redete ununterbrochen, aber so leise, dass Sarah nichts verstehen konnte, und das Mädchen blickte wie gebannt zu ihm auf, als wäre er nicht alt und hässlich und würde nicht diese entsetzliche Snoopy-Krawatte tragen. Sarah spürte die Eifersucht wie einen kleinen Stich, doch im Grunde war sie glücklich über diesen Beweis dafür, dass es wahre Liebe tatsächlich gab. Sie lächelte ihnen zu, obwohl sie genau wusste, dass sie sie nicht einmal bemerken würden, wenn sie sich nackt auf ihren Tisch legte.
    »Und was sagst du dazu, Sarah?«
    »Ich bin sprachlos.« Was nicht ganz stimmte. Sie hätte einiges dazu sagen können, doch wenn, dann wäre es darauf hinausgelaufen, dass sie Jess als Schwachkopf und blöde Kuh beschimpft hätte, und sie besaß zumindest so viel Zartgefühl, dass sie nicht mitten in die überschäumende Prinzessinnenfreude ihrer alten Freundin hineinplatzen wollte.
    »Uhhh, ich könnte dir die Augen auskratzen, so neidisch bin ich.« Shelley quetschte Jess die Hand zusammen. »Na, vielleicht bringt diese Neuigkeit Jamie endlich auch dazu, die Frage zu stellen.«
    Sarah hätte fast die Zigarette verschluckt, die sie sich gerade anstecken wollte. »Du willst, dass Jamie dir einen Antrag macht? Einen Heiratsantrag? Jamie ?«
    »Warum nicht? Meinst du, dass wir nicht zusammenpassen?«
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen.« Sarah unterbrach sich, um die Zigarette anzuzünden. »Aber Jamie und heiraten ? Er ist doch so ein verhätscheltes Mamakind.«
    Shelley schnaubte. »Und wieso hängst du dann dauernd mit ihm rum?«
    Sarah dachte darüber nach, aber nicht zu lang, weil Shelley die Augen zu Schlitzen verengt hatte. Außerdem war die Freundschaft zwischen Sarah und Jamie kompliziert, so wie das bei allen langen Beziehungen der Fall war. Die abfällige Bemerkung, mit der sie ihn gerade bedacht hatte, nagte bereits an ihr, denn Jamie war viel

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