Zähmung der Wildkatze
… oder dich im Grunde immer wieder dazu reizen will, weiterzuspielen. Vielleicht quält er auch euch beide …“
Marie ließ sich stöhnend aufs Bett fallen.
„Ich hab wirklich keinen blassen Schimmer, wie das weitergehen soll. So oft wie in letzter Zeit hab ich meinen Delfin noch nie missbraucht.“
Delfin, nur ein Name des Dildos, den Marie sich vor einigen Monaten zugelegt hatte, in Form eines dieser niedlichen Meeresbewohner. Erica fand das Ding äußerst kitschig, nicht nur, weil sie von Sextoys sowieso nicht viel hielt, aber dieser blaue Flipper setzte dem wirklich die Krone auf. Dieser Schwanzersatz besaß nichts Erotisches für Erica, und als Marie ihn ihr das erste Mal präsentiert hatte, war sie in schallendes Gelächter ausgebrochen. Selbst Tage später, wenn auch nur das Wort oder eine Andeutung hörbar wurde, musste sie sich die Lachtränen aus dem Gesicht wischen. Auch jetzt brodelte die Belustigung deutlich sichtbar in ihrem Magen, doch sie unterdrückte den Impuls, zu spotten, und trank ihre Kaffee.
„Aber das ist einfach nicht dasselbe.“
„Kein Wunder, Stuarts Schwanz mit Flippern zu vergleichen…“ Erica bekam einen Lachanfall und rollte sich auf dem Rücken übers Bett, während Marie seufzend eine Schnute zog und zur Decke emporblickte.
Mit amüsierter Mimik betrachtete sie Erica, und als sich die Freundin endlich beruhigt hatte, lagen sie nebeneinander auf dem Rücken. Ein wohliges Gefühl breitete sich in Maries Körper aus, als das Brennen wieder spürbar wurde.
„Er war gestern Nacht hier.“
„Stuart?“
„Ich weiß nicht, was er wollte, aber er dachte, ich schlafe. Bevor er ging, hat er meinen Arsch geküsst.“ Marie lachte leise auf, wurde dann jedoch wieder ernst. „Ich weiß nicht, was das ist, zwischen ihm und mir … Ich will ihn, unbedingt … aber ich weiß einfach nicht, was er denkt oder fühlt oder was er in mir sieht. Wahrscheinlich bin ich für ihn nur eines seiner Spielzeuge.“
Erica drehte sich auf die Seite und strich Marie eine Haarsträhne aus der Stirn. „Bist du verliebt?“
Marie erwiderte ihren Blick, denn diese unterschwellige Sorge passte irgendwie nicht zu der Frage. „Ich weiß es nicht … ich denke an ihn. Irgendwie ständig. Aber er ist so abweisend und distanziert. Im Grunde sind wir uns nur nahe, wenn er mich peitscht oder misshandelt und mir dabei in die Augen blickt. Ganz besonders dann, wenn er mich wieder erdet … Ist dir eigentlich aufgefallen, dass sich seine Augenfarbe verändert, wenn er all diese Dinge tut?“
„Ach, Marie …“ Erica streichelte ihre Wange. „Weißt du, Stuart ist nicht Simon, er trennt diese Dinge gern sehr akribisch. Spiel ist Spiel und alles andere hat ziemlich wenig damit zu tun.“
„Was genau willst du mir damit sagen?“
„Wenn er spielt, ist er Master Stuart, der Sadist, Erzieher, Trainer und der Meister, der Unterwürfigkeit, Gehorsam und Devotion verlangt. Ansonsten ist er Stuart Prescott. Näher als ein Bruder für meinen Mann, ein lieb gewonnener Freund für mich, ein sehr tierliebender Mensch und ein kreativer Kopf, was Leder und Holz betrifft. Ich weiß, dass er sich niemals außerhalb eines Spiels mit einer Devoten einlassen würde. Simon sagt, die Frau, die ihn einmal einfängt, müsste erst gebacken werden, und ich glaube, er hat recht.“
Erneut glitten Ericas sanfte Fingerspitzen über Maries Gesicht, als wolle sie Trost spenden.
„Ich will dich nicht verletzen. Ich will nur, dass du weißt, worauf du dich einlässt. Er ist ein überzeugter Single und außer in Sessions spielen Frauen höchstens über Freundschaften oder sein Geschäft eine Rolle für ihn.“
Für eine Weile schwiegen sie, dann lächelte Marie und spürte, dass es sich weder echt anfühlte noch so aussah.
„Ich will ihn ja nicht heiraten, ich will nur, dass er mich endlich fickt.“
Erica lachte mit geschlossenen Augen und Marie war froh, dass sie nicht zu ihr herübersah und den Schmerz über das Gesagte erkannte. Wieder hallten die geflüsterten Worte aus seinem Mund in der schönen fremden Sprache seiner Heimat in ihrem Kopf nach. Gern hätte sie ihre Freundingefragt, was sie bedeuteten, schließlich war Simon ebenfalls Italiener, aber sie behielt es für sich, denn es schien nicht mehr wichtig. Erst, als Erica sie wieder allein gelassen hatte, damit sie sich frisch machen und anziehen konnte, spürte sie den Stachel deutlich. Spiel und Freundschaft, mehr konnte sie also nicht erwarten. Gefühle oder
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