Zähmung der Wildkatze
ihn zu.
„Womit kann ich Ihnen heute dienen, Jamie?“
„Oh, so förmlich, nachdem du mich eiskalt auf der Party im Stich gelassen hast?“
„Es tut mir leid, aber es handelte sich … um einen Notfall.“
„Notfall, na gut, ich kann dir ehrlich gesagt nicht lange böse sein. Aber du hättest mir wenigstens sagen können, dass du doch zur Party kommst.“
„Wir haben einige brandheiße Sommerhemden von …“
Er packte nach ihrem Arm und zog sie dicht zu sich.
„Wann wirst du endlich mit mir ausgehen? Du spannst mich ziemlich auf die Folter. Seit du dich beim Tanzen so eng an mich gepresst hast, kann ich an nichts anderes mehr denken. Ich will dich, Marie.“
In seinen himmelblauen Augen funkelte etwas Gefährliches und fast hätte sie aufgeschrien, doch sie wand ihren Arm aus seiner Hand und ging erneut auf Abstand.
„Wir haben auch einige sehr elegante Siegelringe heute geliefert bekommen. Es sind alles Unikate und ich könnte mir vorstellen …“
„Ich kann mir auch so einiges … vorstellen.“
Diesmal ging er ohne Ware aus dem Laden, jedoch mit einem unterschwellig seltsamen Lächeln auf den Lippen, das Marie eine Gänsehaut verursachte. Als die Ladentür hinter dem jungen Engel zuglitt, keuchte Paul laut auf und täuschte einen Herzanfall vor.
„Oh, mein Gott, dieser Junge ist einfach …“
Marie lachte bei seinem Anblick und dennoch blickte sie verwirrt zur Tür hinaus.
Nach Ladenschluss saß sie in ihrem Wagen und starrte durch die Windschutzscheibe, ohne den Motor gestartet zu haben. Wieder kreisten ihre Gedanken um Stuart, die Worte, die Erica ihr gesagt hatte und ihr Gefühlschaos. Sehnsüchtig vermisste sie das Nachbrennen der bereits verheilten Wunden ihrer Haut. Sie ärgerte sich, schalt sich eine sentimentale Närrin, weil ihr Herz schon bei dem Gedanken an ein Spiel mit Stuart schneller schlug. Wenn es eben so war, dass er BDSM und Privatleben strikt trennte, warum sollte sie das nicht auch können.
Was, wenn ich jetzt einfach
…
Noch bevor sie den Gedanken weiter verfolgte, drehte sie den Zündschlüssel und fuhr los.
Stuart band sich die Haare zu einem Zopf im Nacken zusammen und blieb mitten in der Werkstatt stehen. Es roch herrlich nach Holz und Leder. Hier konnte er kreativ sein, vor allen Dingen konnte er sich von den Gedanken ablenken, die seit Tagen in seinem Kopf kreisten.
Sein Handy lag auf der Werkbank. Jedes Mal, wenn der Klingelton hörbar wurde, stieg sein Puls an. Was war nur los mit ihm? Immer wenn dieses verdammte Mobiltelefon losging, dachte er unweigerlich an die kleine Wildkatze. Wenn es schwieg, war er versucht, ihre Nummer anzurufen. Er musste seine Hände beschäftigen, dringend, sonst lief er Gefahr, dass ihm dieses sonderbar reizende und süchtig machende Spiel entglitt, und das wollte und konnte er nicht zulassen.
Stuart schnaubte kopfschüttelnd, als er an die Situation mit Jamie dachte. War er etwa eifersüchtig auf diesen Jungen? Er hatte gewusst, wie gefährlich es werden konnte, sich mit dieser Frau auseinanderzusetzen. Gefährlich, aber reizvoll. Dass es jedoch so anstrengend werden würde, die Kontrolle zu behalten, hätte er sich nicht einmal in den kühnsten Träumen vorgestellt. In den vergangenen Tagen zweifelte er sogar an seinem Urteilsvermögen, fragte sich, ob er zu weit gegangen war. Die Hundepeitsche hinterließ sehr tiefe Striemen auf so sensibler Haut. Stuart atmete erneut tief durch.
Mit einer Hand griff er sich den Rollhocker, setzte sich und zog sich näher an die Werkbank, dann ergriff er das breite Lederpaddel und betrachtete es eingehend. Jedoch ließ seine Konzentration auch hier zu wünschen übrig. Er dachte wieder an ihr Gesicht, ihre funkelnden Augen, die vor Hitze erröteten Wangen, als sie auf Händen getragen die Tanzfläche überquerte und so heftig kam, dass ihm nicht nur das Herz angeschwollenwar. Sein Schwanz machte sich auch jetzt bemerkbar. Es kam ihm vor, als hätte er nie zuvor so eine tiefe Erfüllung darin gefunden, einer devoten Frau Befriedigung, Lust und Hemmungslosigkeit zu schenken. Sie war so wunderschön in diesem Moment.
Die Narbe auf seiner Wange kräuselte sich, als ein Lächeln über seine Lippen glitt, doch plötzlich verdüsterte sich seine Mimik. Warum dachte er jetzt ausgerechnet an Phoebe? Lange Zeit war dieser dunkle Punkt in seinem Leben in der Versenkung verschwunden, doch jetzt mit Marie und ihrer Leidenschaft kehrte die Erinnerung wie ein Bumerang zurück. Stuart stützte beide
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