Zähmung der Wildkatze
auszuprobieren.“
„Du willst mir weismachen, dass du es spontan genossen hast, ohne dass dir Zweifel kamen oder dich gefragt hast, wie das passieren konnte?“
Marie betrachtete eingehend das hübsche Gesicht ihrer besten Freundin und hob ihre Hände.
„Du kennst mich, es gibt vieles, in das mich stürze, ohne darüber nachzudenken. Im Nachhinein frage ich mich dann, wie ich in solche Situationen schlittern konnte, aber … manchmal passiert es einfach und dann bleiben keine Fragen offen. Es ist verrückt, ich weiß, aber ich ticke nicht wie du, die immer alles unter die Lupe nehmen muss und bis ins Kleinste seziert. Sex ist so vielfältig und spannend, und hey, du warst diejenige, die mir bei ihrem Outing sagte, ich könnte es erst verstehen, wenn ich es selbst erleben würde. Außerdem …“
Marie brach ab und versteckte sich hinter der Tasse, nahm erneut einen Schluck und spülte ihn von rechts nach links im Mund. Sie wollte es gar nicht erwähnen, aber weil dieser Punkt sie verwirrte und auch beschäftigte,war es ihr rausgerutscht … wenn auch nur halb.
„Außerdem was?“
Marie rollte ihre Augen und seufzte.
„Er enthält sich mir.“
An dem Stirnrunzeln erkannte sie die Verständnislosigkeit in Ericas Mimik.
„Stuart hat …“
Oh, Mann, warum war das so schwer auszusprechen?
„Er … verdammt, er hat nicht einmal mit mir geschlafen, okay? Einmal war es eine Sklavin und das andere Mal war … auf der Party.“
„Als du deinen Schwächeanfall hattest?“
„Das war nicht wirklich ein Schwächeanfall.“
Marie schmunzelte über die hinreißende Naivität ihrer Freundin. Sie sah Erica an, dass sie vor Neugier fast platzte, um dem allerdings auszuweichen, kehrte sie zum Grundpunkt zurück.
„Warum macht der Kerl das? Er sagt, ich hätte mir seinen Schwanz noch nicht verdient. Kannst du dir das vorstellen?“
Die Enttäuschung lag deutlich hörbar in ihrem Tonfall. Zu wissen, was Erica ihr über die Realisierung ihrer geheimen Fantasie erzählt hatte, ließ den Stachel noch tiefer in den Magen dringen. Erica hatte ihr die Entführungsgeschichte im Detail geschildert, an der sowohl George als auch Stuart beteiligt gewesen waren. Ihre Freundin wusste, wie Stuart sich anfühlte, wie er schmeckte und wie er roch, wenn er nackt und erregt war. Sie wusste es immer noch nicht und das, obwohl sie seine Erregung deutlich gespürt und gesehen hatte. Doch er verweigerte sich ihr, kontrollierte und beherrschte sich in ihrer Gegenwart und Marie war klar, dass sie wohl die Einzige in seinem SM-Leben war.
„Du hast mir erzählt, dass Sadisten sich daran erregen, ihre Sklavinnen leiden zu sehen, deswegen tun sie das schließlich alles. Okay, nicht nur, es geht schließlich auch um die Bedürfnisse der Devoten, aber … erklär es mir? Weder hat er sich meinen Mund vorgenommen, noch meine Brüste oder Hände dazu benutzt. Von meiner Pussy ganz zu schweigen und meinen Hintern benutzt er höchstens, um darauf seine Signatur zu hinterlassen. Gar nichts … als würde er es sich aus den Rippen schwitzen oder so. Er ist jedes Mal erregt und sein Schwanz ist … wirklich nicht gerade unübersehbar.“
Jetzt musste sie lachen und schüttelte den Kopf. Sie rieb sich stöhnend mit beiden Händen über das Gesicht. Marie fühlte sich in ihre Teenagerzeit zurückversetzt.
„Warum tut er das? Warum vögelt er nicht einfach mit mir?“
Scheinbar war das eine so komplexe Frage, dass selbst Erica eingehenddarüber nachdachte, ohne auf eine Antwort zu stoßen. Noch immer teilweise in Gedanken versunken rollte die Freundin eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern.
„Hm, eine gute Frage …“
„Ja, danke, diese Antwort hilft wirklich weiter.“
„Nein, ich meine, irgendwas bezweckt er, vielleicht … ach, ich weiß nicht. So gut kenne ich Stuart auch wieder nicht.“
Marie starrte Erica an.
„Nicht so gut kennen? Du hast mir ziemlich viel über ihn erzählt, falls du dich daran erinnerst. Du hast sogar mit ihm …“
„Schon gut, ich weiß, worauf du hinaus willst. Aber ich bin nicht gerade das Paradebeispiel einer erfahrenen Liebessklavin, Marie. Die BDSM-Spiele sind so komplex und ich weiß nicht …“
„Was glaubst du, bezweckt er damit? Dir ist eben etwas durch den Kopf gegangen. Spuck es aus.“
Erica atmete tief durch und man sah ihr deutlich an, dass sich hinter ihrer Stirn eine Idee manifestierte.
„Ich kann auch total danebenliegen, aber mag sein, dass er sich selbst auf die Folter spannt
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