Zähmung der Wildkatze
Ellbogen auf die Werkbank und vergrub das Gesicht in den Händen.
Ihre Stimme summte in seinem Kopf, wie ein weit entferntes Echo und hinter seinen geschlossenen Lidern sah er ihr angewidertes Gesicht. Phoebe! Der CD-Player spielte einen seiner Lieblingssongs und er griff nach der Fernbedienung, um lauter zu stellen.
I wanna do bad things with you
…
Stuart betrachtete erneut das Paddel. N
ieten, es braucht kleine spitze Nieten
… und er griff nach dem Hammer, um aus dem so schon bösen Schmerzbringer noch etwas Böseres und Schöneres zu machen.
Im Haus brannte kein Licht, aber vom hinteren Teil aus drang leise Musik zu ihr, als sie aus ihrem Auto stieg. Statt an der Eingangstür zu klingeln, ging Marie durch den wilden Vorgarten herum und betrat die Terrasse. Je näher sie kam, desto lauter wurde die Musik, die eindeutig aus dem Gartenhaus dröhnte, dessen hohe Bogentür offen stand. Sie lief über den Steinplattenweg, der sich bis zum Gartenhaus schlängelte, und blieb stehen. Ihr Puls raste und dieser Anblick ließ ihre Knie weich werden.
Während Jace Everetts tiefe Stimme über die Lautsprecherboxen der CD-Anlage davon sang, dass er wirklich böse Dinge mit dir anstellen würde, bevor die Nacht vorbei wäre, summte Stuart mit, fiel in manche Textzeilen des Countrysongs ein. Er arbeitete gerade an einem fast fertiggestellten und mit schwarz glänzendem Leder bezogenen Schlagpaddel, das er mit den letzten Spitznieten verzierte. Sein nackter breiter Oberkörper glänzte vor Schweiß. Obwohl er sein schulterlanges Haar im Nacken zu einem Zopf gebunden hatte, fielen ihm feuchte Strähnen ins Gesicht. Seine Konzentration auf die Arbeit wirkte so unglaublich sexy, dass Marie völlig vergaß, warum sie eigentlich hier war. Sie wollte sich beweisen, dass sie ebenso fähig war, Sex von Gefühlen zu trennen. Seine Hände waren so wahnsinnig geschickt. Er maß noch nicht einmal die genauen Abstände, schien ebenso wie an der Peitsche das perfekte Augenmaß zu besitzen.
Marie trat von einem Fuß auf den anderen, erwischte einen trockenenZweig, der unter ihrem Gewicht knackte und ausgerechnet in dem Moment endete das Lied. Sie hielt den Atem an, sah das Schmunzeln auf seinem Gesicht, ohne dass Stuart aufsah.
„Juckt dem Kätzchen schon wieder das Fell?“
Er setzte die letzte Niete, presste sie fest und betrachtete eingehend sein Werk. Erst dann drehte er sich um und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, angefangen von den Füßen langsam bis hinauf zu ihrem Gesicht. Stuart erhob sich von dem Drehhocker und ging auf sie zu. Er lehnte seine Hände gegen den Türbalken und stand so dicht vor ihr, dass sie seinen salzig herben Körpergeruch wahrnahm. Selbst sein Schweiß roch erregend. Seine Brustmuskeln zuckten und die angespannten Oberarme wirkten noch kräftiger als sonst. In Maries Ohren rauschte das Blut so laut, dass sie sogar die Musik nicht mehr wahrnahm. Die feinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf. Was wollte sie sich noch mal beweisen?
Gerade als ihr diese Frage durch den Kopf schoss, umpackte er mit einer Hand ihre Taille und zog sie an seinen Körper.
„So wortkarg kenn ich dich gar nicht.“
Er lächelte und dieses Lächeln spiegelte sich in seinen Augen.
Oh Gott, das kann nicht gut gehen
. Er hob ihr Kinn zu sich empor und so dicht vor ihm stehend, musste sie ihren Kopf weit in den Nacken lehnen, um seinen Blick zu erwidern.
„Warum bist du hier, Kätzchen?“
„Ich … ich brauche …“
Ja, was denn? Gewissheit, dass du ebenso damit umgehen kannst wie er, obwohl du hier mit butterweichen Knien stehst und dir bald das Herz aus der Bluse hüpft?
In diesem Augenblick wünschte sie sich nur eins, er sollte sie heftig züchtigen, weil sie es selbst nicht konnte. Sie hatte es verdient, sie brauchte das jetzt, um wieder klar denken zu können und von dieser verdammten rosa Wolke auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Er wollte verdammt noch mal nur mit ihr spielen. Aber egal, wie oft sie es wiederholte, ihr Herz wollte oder konnte das so nicht akzeptieren. Nur Geilheit, Lust und Schmerz, keine Liebe, keine Gefühle und schon gar keine Beziehung. Ericas Worte drangen wie ein Echo durch ihren Kopf.
„Du brauchst was?“
Wie er sie ansah. Am liebsten hätte sie ihn angefleht, damit aufzuhören, schließlich war das vorher ja auch nicht so. Selbst in seiner Stimme lag etwas so Sanftes und Zärtliches, das ihr unter die Haut ging. Das war ungerecht und gemein.
Schlaf mit mir.
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