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Zähmung der Wildkatze

Zähmung der Wildkatze

Titel: Zähmung der Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Winter
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gar Liebe waren deplatziert. Marie sah zornig in den Spiegel über dem Waschbecken, presste ihre Hände so fest auf das Badporzellan, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie spuckte das Gemisch aus Wasser und Zahnpasta ihrem Ebenbild ins Gesicht.
Du bist so dämlich, so unsagbar bescheuert. Was hast du geglaubt? Dass sich dieser Kerl in dich verlieben würde? Dass er tatsächlich fähig wäre, mehr in dir zu sehen als ein verdammtes kleines Spielzeug? Dass er auch nur annähernd in der Lage ist, deine dummen Gefühle zu erwidern? Du bist wirklich so blöd
.
    Marie zog sich das luftige Sommerkleid über, dass Erica ihr als Leihgabe auf die Kommode gelegt hatte, griff nach ihrem Partyoutfit und schlich leise die Treppe zur Eingangshalle hinunter. Sie ging, ohne sich von Simon oder Erica zu verabschieden. Es hätte nur Fragen aufgeworfen, wenn die beiden sie so gesehen hätten. Wütend und außer sich vor Enttäuschung über sich selbst, flüchtete sie, wie sie es immer tat.

12
    Selbst wenn Stuart sich bei ihr gemeldet hätte, sie wäre nicht ans Telefon gegangen. Ihre Wut konzentrierte sich jedoch auf sich selbst, ihre Dummheit, mehr in die ganze Sache interpretiert zu haben, als es tatsächlich gewesen war. Insbesondere, was Stuarts nächtlichen Besuch in ihrem Zimmer betraf.
    „Wenn du weiterhin so böse dreinblickst, bekommst du noch eine dieser hässlichen Zornfalten zwischen deine Augenbrauen, Herzchen.“ Paul betrachtete sie wohl schon längere Zeit.
    Der Tag war heute einer der heißesten in diesem Sommer und die Menschen zog es eher an den Strand oder in gut klimatisierte Bars statt zum Einkaufen in die Stadt.
    „Also, was ist los? Ist dir ein Mann über die Leber gelaufen? Und übrigens, wie war diese kleine Schlampenparty? Ich will jedes noch so schmutzige Detail hören.“
    Marie wandte sich ab und schüttelte den Kopf. Statt einer Plauderrunde ging sie lieber ins Lager, um die Neuware zu sortieren. Paul blieb jedoch am Ball.
    „Okay, also ist dir einer über Leber gelaufen.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Oh, bitte, du rennst seit Anfang der Woche mit einem Gesicht rum wie drei Tage Regenwetter. Diese kleine Furche zwischen deine Brauen entwickelt sich langsam zu einem Krater und du bist ständig mit angestrengtem Gesicht in weiter Ferne. Willst du darüber reden?“
    „Da gibt es nichts zu reden. Ich hab einfach festgestellt, dass ich eine blöde Kuh bin, das ist alles.“
    Paul applaudierte, jedoch so langsam und geziert, dass es eindeutig nicht ernst gemeint war.
    „Nun, Einsicht ist der erste Schritt, wie man so hübsch sagt. Jetzt rede endlich.“
    Er nahm ihr demonstrativ den Kleiderbügel aus der Hand, legte liebevoll den Arm um ihre Schulter und zog sie auf eine der alten, ausgelagerten Sitzrondelle.
    „Es ist meine Schuld. Ich hab in die ganze Sache viel zu viel reingelegt. Diese Gefühlsduselei macht alles kaputt und ist völlig fehl am Platz. Ich hab mich in etwas verrannt, was eh nie geplant war. Es war nur ein verdammtes Spiel.“
    „Hm, ich verstehe. Männer und Gefühle passen nicht immer zusammen. Eigentlich dachte ich, er wäre nicht nur so scharf auf dich, aber was will man machen, oft entpuppt sich auch ein Engelchen als Herzensbrecher.“
    Marie legte die Stirn in Falten und stutzte. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie Stuart in Pauls Gegenwart noch nie erwähnt hatte. Sie lachte leise auf. „Doch nicht Jamie … ja, ich bin ihm auf der Party begegnet …“
    Jamie! Sie hatte ihn völlig vergessen, nachdem Stuart sie auf der Party von ihm weggezerrt hatte.
Oh Gott, wie peinlich, hoffentlich hat er nichts davon mitbekommen. Das fehlte gerade noch
. Das Fingerschnippen vor ihren Augen riss sie aus dem gruseligen Gedankensumpf.
    „Ich hatte gefragt, wen du dann meintest?“
    „Oh, äh, Stuart … er ist ein Freund von meiner besten Freundin und ihrem Mann. Wir haben uns einige Male getroffen und er … ich … ach, vergiss es. Ist nicht wichtig.“
    „Aber wohl doch so wichtig, dass du ständig an ihn denkst.“
    Marie lächelte darüber hinweg und seufzte schwerfällig.
    „Bist du etwa verliebt?“
    Sie spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. Erleichtert hörte sie den Ton des kleinen Türglöckchens, das einen Kunden ankündigte. Sie kehrten gemeinsam in den Verkaufsraum zurück.
    Jamie Manson schob sich die teure Sonnenbrille wie ein Haarreif in die goldenen offenen Locken und lächelte Marie an. Innerlich seufzte sie, straffte ihre Schultern und ging auf

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