Zähmung der Wildkatze
zurechtgekommen, wenn er ihr höhnisch lachend ihre Feigheit unter die Nase gerieben hätte. Schon wieder sah er sie so zärtlich an und Marie ertrug es nicht länger.
„Ich kann nicht mehr, ich will gehen.“
Diese Liebesqual war schlimmer als jeder Peitschenhieb und jetzt erst wurde ihr bewusst, dass er nichts erwidert hatte, als sie ihm die Liebe gebeichtet hatte. Nichts. Das war eindeutig genug.
„Rede mit mir, bitte.“
„Lass mich!“
Nur teilweise zog sie sich an, rannte die Treppe hinauf. Stuart folgte ihr, doch sie entriss ihm ihren Arm, als er sanft nach ihr griff.
„Marie, du muss mit mir reden.“
„Fahr zu Hölle!“
Marie stieg in ihren Wagen und fuhr mit so rasantem Bleifuß zurück in die Stadt, dass jeder Autobahnpolizist seine helle Freude gehabt hätte. Doch Marie achtete nicht darauf. Es war ihr egal.
Stuart sah ihrem Wagen hinterher und legte die Hände an die Hüften. Der Abbruch der Session verwirrte ihn, und Maries Verhalten noch viel mehr. Diese Enttäuschung in ihrer Stimme. Neben ihm tauchte der Sklave auf, öffnete den Reißverschluss seines Latexanzugs über dem Mund und sah ihm ins Gesicht.
„Lag es an mir?“
Stuart schüttelte den Kopf, legte seine Stirn in Falten und kratzte sich durch den Kinnbart. „Es lag wohl eher an mir.“
Ein dunkelblonder Wuschelkopf kam unter der Latexkapuze zum Vorschein und fast schwarze Augen blickten den roten Rückleuchten hinterher. „Wirkt wie ein totaler Absturz, aber, hm, so etwas hab ich wirklich noch nie erlebt.“
Stuart hörte schon nicht mehr richtig zu und wählte Maries Handy an.
Hey du, bin gerade beschäftigt, du kennst das ja mit dem Piep
…
„Verdammt, geh ran.“ Erneut drückte er die Anwahltaste und erreichte wieder den Ansagetext, mehrmals wiederholte er es, bis nicht einmal mehr ihre Voicebox erreichbar war. Marie hatte das Handy ausgeschaltet.
„Verdammt!“
„Stuart, das bringt doch nichts, ihr geht’s gut, Mann. Das sah vielleicht aus wie ein Absturz, aber glaub mir, die ist völlig okay. Frauen sind manchmal so. In der einen Minute stöhnen sie, was das Zeug hält und dann plötzlich flippen sie ohne erklärbaren Grund aus. Sie ist in Ordnung und morgen kriecht sie wieder an. Hormone, weiß doch jeder.“
Stuart blieb vor dem Sklaven stehen, dem das Grinsen im Gesicht gefror. „Hat sie okay ausgesehen? Für meinen Geschmack nicht.“
„Aber …“
„Klappe jetzt, ruf deine Herrin, sie soll dich aus meinem Haus schaffen. Ich weiß sowieso nicht, was du hier überhaupt zu suchen hast. Vor allem … wannbist du … ach, vergiss es, ich will es gar nicht wissen. “
„Aber ich war doch ein Präsent von Madame Dita? Ich sollte …“
Mit einem finsteren Blick brachte er jeglichen Einwand des jungen Sklaven zum Schweigen. Er nickte demütig. Nach wenigen Minuten kehrte Stuart aus dem Haus zurück, zog sich im Gehen eine Lederjacke über und stieg in seinen Wagen, der gleichen Richtung folgend, in die Marie verschwunden war. Damals hatte sie den Absturz nur simuliert, das hier war echt. Stuart fühlte sich wie ein verdammter Anfänger. Er hätte es erkennen müssen, obwohl selbst jetzt noch nicht klar war, was genau schief gelaufen war. Stuart kannte ihre Adresse nicht, also führte ihn sein Weg quer durch die Stadt zu Simons Villa. Als auf sein Sturmklingeln nicht gleich reagiert wurde, hämmerte er mit der Faust heftig gegen die Eingangstür.
„George, wo ist Erica?“
In einem altmodisch anmutenden grün karierten Morgenmantel stand der Chauffeur halb in der Tür und stolperte wegen Stuarts forschem Eintreten rückwärts.
„Miss Erica und Simon sind bereits zu Bett gegangen, Master Stuart.“
Er schloss die Eingangstür, ohne ihn daran zu hindern, die geschwungene Treppe hinauf zu hechten und auf direktem Weg, ohne anzuklopfen, ins Schlafzimmer der beiden zu stürmen.
„Erica, ich brauch die Adresse von Marie. Jetzt.“
Schwierig, dem besten Freund ihres Mannes zu antworten, wenn man gerade einen Knebelball zwischen den Zähnen hatte und die Hände auf dem Rücken mit einem Seil verknotet waren. Erica versuchte sich dennoch an einer Antwort, die natürlich unverständlich ausfiel. Oder wollte sie ihrer Empörung Ausdruck verleihen? Stuart räusperte sich, als ihm bewusst wurde, wie rüde er hier eingedrungen war.
„Was ist passiert?“
Simon legte den schmalen Gürtel aufs Bett und strich Erica zärtlich über den Kopf, die Hilfe suchend zu ihm emporblickte. Ihr Herr zeigte keinerlei
Weitere Kostenlose Bücher