Zähmung der Wildkatze
du nicht.“
Marie holte Luft, um zu widersprechen, doch er ließ es nicht zu.
„Du versteckst dich hinter einer stacheligen Panzerwand und es ist verdammt schwer, zu dir durchzudringen. Jetzt sehe ich dich an, und alles, was davon übrig ist, bist du.“
Seine Stimme senkte sich zu einem weichen, zärtlich Flüstern. „Und mir gefällt, was ich sehe.“
Er schien einen Augenblick zu zögern, darüber nachzudenken, was gerade geschehen war. Marie seufzte leise. Ihr Körper fühlte sich leicht an, weich und nachgiebig. Er fesselte sie mit seinem Blick, diesen eisblauen Augen, die nicht kalt wirkten, sondern eine Wärme ausstrahlten, die sie erst jetzt wirklich bemerkte. Sein Mund näherte sich ihr.
„Zeit für deinen Preis.“
Als seine Lippen die ihren berührten, spürte sie den Kuss mit jeder Faser ihres Körpers. Ein süßes wohliges Prickeln breitete sich aus ihrem Nacken über ihre ganze Haut aus. Sie schmeckte, fühlte und erlebte ihn mit einer Sinnlichkeit, dass sie glaubte, sie könne fliegen. Nichts war mehr real, außer er und dieser unendlich leidenschaftliche Kuss. Seine Zunge entlockte ihr ein sehnsüchtiges Stöhnen und tanzte in ihrer Mundhöhle mit der ihren. Die Intensität steigerte sich mit der Umarmung und löste eine regelrechte Kettenreaktion in ihren Synapsen aus. Als Marie ihre Augen schloss und sie sich ihm hingab, explodierten in der Dunkelheit hinter ihren Lidern kleine Sterne. Ihre Beine zitterten und ihre Knie wurden weich. Wohlige Schauder erhitzten ihre Haut, und als er sich von ihren Lippen löste, war sie atemlos.
„Heiliger!“
Als er sie aus seinen Armen entließ, schwankte sie und blinzelte verträumt. Stuart sammelte ihre Kleidungstücke vom Boden auf, auch den Rock, den Alexander mitgebracht hatte. Sie ließ selig lächelnd zu, dass er sie anzog wie eine Puppe, und bewegte sich kaum. Er löste die Hand- und Fußmanschetten und nahm ihr das Halsband ab. Als er die knopflose Bluse in ihrer Taille verknotete, schlang sie die Arme um seinen Nacken.
„Es heißt, dass neunzig Prozent aller Männer nicht gut küssen können.“
„Wirklich?“
Marie nickte heftig. „Mach das noch mal und überzeug mich, dass du wirklich zu den zehn Prozent gehörst.“
Er griff so plötzlich nach ihrem Gesicht, bedeckte ihren Mund abermals mit seinen Lippen und küsste sie so heftig und leidenschaftlich, dass es ihr glatt die Schuhe wieder ausgezogen hätte. Es fühlte sich an wie eine Explosionihrer Sinne. Küssend drängte er sie vor sich her, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen, denn seine Lippen machten sie süchtig. Ihm schien es ähnlich zu ergehen. Heftig atmend zwang er sich, innezuhalten.
„Ich will nicht, dass du überdosiert wirst.“
„Du …“
Wieder hauchte er, diesmal ganz sacht, einen Kuss auf ihren Mund, um ihre Beschimpfung zu ersticken.
„Ich werde dich jetzt hier wegbringen.“
Es klang wie ein süßes Versprechen nach mehr von ihm, von dem hier und überhaupt. Ohne Gegenwehr ließ sie sich von ihm bei der Hand aus dem Swingerclub führen. Die Fahrt durch die Stadt über konnte sie kaum ihre Augen von seinem Profil lösen.
„Zu mir oder zu dir?“
„Weder noch.“
Stuart hatte sein Ziel erreicht und hielt vor dem Pflegeheim. Marie erkannte es erst, als sie bereits einige Minuten auf dem Parkplatz standen. Ihr Herz klopfte wild und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Du weißt davon?“
„Ich möchte, dass du mir eine Frage ehrlich beantwortest, Marie.“
„Warum klingt das jetzt so, als würde davon ein Leben abhängen?“
„Weil ich eine Entscheidung treffen muss.“
Sie schnaubte und sank in den Beifahrersitz.
„Eine Entscheidung, die du triffst und abhängig davon ist, was ich dir antworte? Das klingt nicht sonderlich fair.“
Er schwieg und wartete ab.
„Als du mich an diesen Küchenstuhl mit der Folie gefesselt hast, hab ich Panik bekommen. Weißt du, warum?“ Sie wartete nicht ab, ob er reagierte. „Du hast mir eine Heidenangst eingejagt. Ich hatte das Gefühl, als könntest du mich durchschauen und all meine Schwächen und Diskrepanzen erkennen. Ich bin launisch und wirklich manchmal zickig. Ich mache oft Dinge, ohne darüber nachzudenken und sitze dann meist richtig tief in der Tinte. Natürlich will ich meine Schwäche für mich behalten und auch nicht jedem zeigen, welche Punkte mich verletzen. Das ist doch normal. Mach dich so unangreifbar, wie es geht. Sonst geht man heutzutage
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