Zaertlich beginnt die Nacht
Frauen waren zu emotional. Sie waren undiszipliniert und launenhaft. Als Assistentinnen machten sie sich gut, manche sogar als Abteilungsleiterinnen, aber als letzte Instanz bei der Entscheidungsfindung?
Die Wissenschaft musste erst etwas erfinden, das dieses ständige Auf und Ab der Hormone bei Frauen ausschaltete. Das weibliche Geschlecht traf keine Schuld. Es war einfach naturgegebener Fakt.
Während er sich eine graue Flanellhose anzog und einen schwarzen Cashmere-Pullover überstreifte, dachte er darüber nach, dass eben diese Tatsache sein Trumpf war. Außerdem war Nicolo der einzige private Investor, der es sich leisten konnte, SCB ohne viel Aufsehen aufzukaufen. Der Alte hatte also gar keine andere Wahl, wenn er sein geliebtes Familienunternehmen nicht in einem der riesigen Bankenkonglomerate verschwinden sehen wollte.
Nicolo war Blacks Rettung, und das wussten beide. Der Moment der Wahrheit war letzte Woche gekommen, als Blacks Sekretärin anrief und ausrichtete, ihr Chef habe einem kurzen Treffen zugestimmt. Natürlich nur aus reiner Höflichkeit.
„Natürlich“, hatte Nicolo erwidert, aber dabei triumphierend die Faust in die Luft gereckt.
Diese Zusage bedeutete nur eins: Der Alte hatte kapituliert und würde verkaufen. Oh, sicher würde er Nicolo noch durch ein paar Ringe springen lassen, aber wie schlimm konnte das schon werden?
Zudem würde Nicolo nicht nach seiner Pfeife tanzen, sondern sich lediglich im richtigen Moment bewegen. Gerade genug, um den Alten bei Laune zu halten.
Und dann gehörte SCB ihm.
Nicht schlecht für einen Jungen, der in Armut aufgewachsen war, obwohl er einen Adelstitel trug.
Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel war grau und wolkenverhangen.
Der Portier winkte ein Taxi heran, als Nicolo vor den Eingang trat.
„Sechsunddreißigste, Ecke Lexington“, nannte Nicolo dem Fahrer die Adresse.
Gestern hatte er mit Damian und Lucas verabredet, sich im Eastside Club, einem exklusiven Fitnessstudio zu treffen, vor allem, da er und Damian gerade erst eingeflogen waren. Ob nun Privatflugzeug oder nicht, ein Interkontinentalflug verspannte die Muskeln eines Mannes.
Danach würden sie irgendwo zusammen essen gehen und sich an die guten alten Zeiten erinnern. Nicolo freute sich darauf. Die drei kannten sich schon Ewigkeiten, um genau zu sein, seit dreizehn Jahren. Seit sie sich in der Kneipe außerhalb des Yale-Campus begegnet waren. Drei Achtzehnjährige aus drei verschiedenen Ländern Europas – Italien, Griechenland und Spanien –, die sich fragten, wie zum Teufel sie in diesem seltsamen Land überleben sollten.
Überleben war nie ein Problem gewesen, im Gegenteil. Die drei waren aufgeblüht. Und ein unzertrennliches Trio geworden. Heute sahen sie sich seltener, jeder hatte seine jeweiligen geschäftlichen Interessen wahrzunehmen, aber sie waren immer noch beste Freunde.
So wie sie auch ungebunden waren. Weil sie es so wollten. Wenn sie sich trafen, begannen sie den gemeinsamen Abend immer mit dem gleichen Trinkspruch.
„Das Leben“, so würde Lucas ernst anheben, „ist kurz.“
„Die Ehe“, würde Damian mit fast grimmiger Miene hinzusetzen, „ist für die Ewigkeit.“
Dann folgte Nicolos Part. „Und die Freiheit, Gentlemen, ist alles!“
Nicolo grinste in sich hinein, als er jetzt daran dachte. Das Taxi hielt vor einem riesigen Ziegelsteinbau aus dem neunzehnten Jahrhundert. Das Gebäude war innen komplett saniert und zu einem sehr exklusiven Fitnessclub umfunktioniert worden.
Das „Eastside“ machte keine Werbung. Weder Schild noch Tafel verrieten, was sich hinter diesen Mauern befand. Eine Mitgliedschaft war nur durch Empfehlung zu bekommen, reserviert für jene, die Privatsphäre schätzten und sich auch die horrenden Beiträge leisten konnten, um diese zu garantieren.
So fehlte dem Club jedes Anzeichen von Snobismus. Man fand keine trivialen Trainingsgeräte, nur weil sie gerade trendy waren, man wurde nicht mit seichter Musik beschallt, weil die angeblich dazugehörte. Die einzige Konzession war die Spiegelwand im Kraftraum. Damit man seine Bewegungen beim Stemmen und Heben überprüfen konnte. Des Weiteren hingen Sandsäcke im Raum, es gab einen Pool und eine höher gelegte Aschenbahn.
Und das Beste von allem – im „Eastside“ hatten nur Männer Zutritt.
Frauen lenken nur ab, dachte Nicolo, als er die Schlüsselkarte durch den Schlitz am Eingang zog. Hier konnte man ihnen für eine Weile aus dem Weg gehen.
In seinem Leben hatte er
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