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Zaertlich beginnt die Nacht

Zaertlich beginnt die Nacht

Titel: Zaertlich beginnt die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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war genau das, was Nicolo jetzt brauchte. Licht. Musik. Frauen.
    Die einzige Möglichkeit, sich zu entspannen.
    „Barbieri! Aristedes!“
    Lucas drängte sich durch die Menge auf sie zu. Die Freunde begrüßten sich mit einer kräftigen Umarmung.
    „Ihr seid immer noch so unansehnlich wie früher“, frotzelte Lucas. „Aber keine Angst, ich habe einige Unwahrheiten über euch beide verbreitet, die euch so interessant machen, dass sich ein paar Leute erbarmt haben und euch kennenlernen wollen.“ Er drehte sich um und zeigte mit dem Arm auf die Galerie. „Mein Tisch ist da oben. Von dort aus kann man den ganzen Raum überblicken, und es ist auch nicht so laut – óptimo! “
    Lucas hatte recht. Von hier oben sah man direkt auf die Tanzfläche hinunter, und die Lautstärke sank auf ein erträgliches Level, sodass man sich auch unterhalten konnte.
    „Welch Szenerie“, kommentierte Damian.
    Sein Freund bezog sich natürlich auf die Frauen. Nicolo nickte zustimmend. Hatte er auch schon erkannt. Wirklich aufsehenerregend, all diese schlanken Körper, die sich im Rhythmus der Musik bewegten.
    War da unten auf der Tanzfläche etwa eine Frau mit blonder Lockenmähne und violetten Augen?
    „Nicolo, was möchtest du trinken?“
    Der Italiener blinzelte. „Whiskey“, antwortete er und ermahnte sich, damit aufzuhören, sich wie ein Idiot zu benehmen und endlich den Abend zu genießen.
    Aber genau das war ja das Problem, nicht wahr? Spaß hatte man nicht, weil man es sich befahl. Um Spaß haben zu können, musste man entspannt sein. Doch jetzt, da sich diese Frau mit den violetten Augen wieder in seine Gedanken gedrängt hatte, war Spaß wohl das Letzte, was er haben würde.
    Er aß. Er trank. Er hörte zu, während Lucas und Damian sich gegenseitig die letzten Neuigkeiten aus ihrem Leben berichteten. Es war das erste Mal seit Monaten, dass sie wieder zusammen waren. Es gab viel zu erzählen. Nicolo zwang sich, an der Unterhaltung teilzunehmen.
    Doch nach einer Weile schweiften seine Gedanken wieder ab. Hin zu der Frau und wie er sich ihr gegenüber benommen hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er.
    Auf sie.
    Auf sich selbst.
    Was für ein Mann war das, der sich von einer Frau zum Narren halten ließ?
    „Nicolo?“
    Diesmal war es Damian, der ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte. „Alles okay mit dir?“
    „Ja, sicher. Ich muss nur an das Meeting am Montag denken.“
    Lucas schnaubte. „Ich kenne dich, mein Freund. Du denkst an kein Meeting, sondern an eine Frau.“
    Nein, das stimmte nicht. Nun … irgendwie doch. Er dachte an eine Frau, aber nicht so, wie Lucas dachte.
    Vor einem Monat hatte er die letzte Beziehung beendet, und er dankte dem Himmel dafür. Die betreffende Dame war, wie so viele andere, schön und anschmiegsam gewesen. Nach einer Weile war sie nur noch schön und langweilig.
    Bei der Blonden konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie anschmiegsam, geschweige denn langweilig sein würde. Sie wäre eine konstante Herausforderung.
    Jede andere Frau hätte seine Entschuldigung akzeptiert. Ha, die meisten hätten sogar mehr getan.
    Bei Frauen hatte er immer Glück gehabt. Sie mochten ihn, und er mochte sie. Eine andere hätte sich mit einem Lächeln bedankt und dann zugegeben, dass die Schuld eigentlich bei ihr lag. Er hätte zurückgelächelt und sie auf einen Drink eingeladen, bei dem man sich dann genauer darüber unterhalten konnte, wer nun wem eine Entschuldigung schuldete …
    Nicolo nippte an seinem Whiskey.
    Verflucht, diese Frau verfolgte ihn! So eine Unverschämtheit! So eine Dreistigkeit! Wieso hatte er ihr das durchgehen lassen? Er hätte ihr eine anständige Lektion erteilen sollen, nicht nur diesen lächerlich flüchtigen Kuss. Er hätte ihr klar zeigen müssen, dass sie eine Frau und er ein Mann war, und dass es trotz der Konventionen dieses jämmerlich fehlgeleiteten Jahrhunderts Dinge gab, die ein Mann fraglos besser beherrschte.
    Doch nichts davon hatte er getan. Wahrscheinlich saß sie jetzt irgendwo in dieser großen Stadt und lachte sich halb tot über ihn. Zusammen mit ihrem Lover. Denn eine Frau mit einem solchen Madonnengesicht musste einen Freund haben.
    Ob sie diesen Mann herumkommandierte? Natürlich. Dabei brauchte die Lady einen Liebhaber, dessen Berührung allein sie zum Erschauern brachte, bei dessen Küssen die eisige Überheblichkeit wegschmolz. Sie brauchte einen Mann, der sie liebte, bis sie um Erbarmen flehte

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