Zaertlich beginnt die Nacht
sah sie mit einem Lächeln an.
Ihr Herz floss über. Der perfekte Anfang eines neuen Tages. Eines neuen Lebens.
„ Buon giorno, Nicolo“, erwiderte sie sanft.
Fast hätte sie über seinen verdutzten Gesichtsausdruck gelacht. „Du sprichst Italienisch?“
„Natürlich“, gab sie so überzeugt zurück, als wäre die Frage unverschämt. „ Buon giorno, buona notte, grazie, per favore . Oh ja, da wären auch noch espresso , cappuccino und gelato. “ Sie grinste. „Also alles, was wichtig ist.“
Wissend grinste er zurück. „Ich verstehe. Ein Trip mit der Schule nach Italien.“
„Also bitte!“, tat sie empört. „Das war eine ‚Miss Benton-Bildungsreise zu den fünf berühmtesten Städten Europas‘.“ Sie strich mit einer Fingerspitze über seine Lippen und lachte, als er ihr spielerisch in den Finger biss. „Zwölf gesittete junge Damen, drei noch gesittetere Anstandsdamen, fünf Städte in vierzehn Tagen.“ Sie rollte mit den Augen. „Eine wahrhaft denkwürdige Erfahrung, allerdings nicht die, die Miss Benton im Sinn hatte. Evelyn musste sich nach zu viel Zwiebelsuppe in Paris übergeben. In Athen schmuggelte Louise Ouzo ins Zimmer und holte sich einen Schwips …“
„Schwips?“
„Der einzige Ausdruck, den Miss Benton je als angebrachte Beschreibung zugelassen hätte.“ Aimee klang sehr spitz und sehr wohlartikuliert, doch in ihren Augen tanzten lachende Funken.
„Und du, cara ? Hast du auch zu viel Zwiebelsuppe gegessen? Oder dir einen Schwips geholt?“
„Natürlich nicht. Ich war immer das folgsame Mädchen. Nicht, dass es jemandem aufgefallen wäre.“
„Du meinst, dein Großvater beachtete dich nicht.“ Er zog sie in seine Arme und drehte sich mit ihr auf die Seite.
„Ob ich nun folgsam war oder nicht, das änderte nichts daran, dass ich das falsche Geschlecht für ein Black-Enkelkind hatte.“
Am liebsten hätte er den Alten jetzt beim Kragen gepackt und ihn für seine Dummheit geschüttelt, da das jedoch nicht zu realisieren war, tat Nicolo das Nächstbeste. „Ich finde, du hast das perfekte Geschlecht“, murmelte er an Aimees Ohr und streichelte über ihren Bauch.
Wie erhofft, lächelte sie. „Mmh, das finde ich auch.“
„Also, außer dass du brav warst … Wie warst du sonst als Teenager?“
„Schüchtern, sehr still, dünn wie ein Zahnstocher.“
Noch immer streichelte er sie. „Scheint, als wärst du erwachsen geworden.“
Das brachte ihm noch ein Lächeln ein. „ Grazie .“
„Würdest du gern mehr Italienisch lernen?“
Aimee schlang die Arme um seinen Hals. „Zum Beispiel?“
„ Sei molto bella .“
„Das heißt?“
„Dass du sehr schön bist.“
„ Grazie .“
„Das ist die verkehrte Antwort.“
„So?“
„Ja, du musst jetzt sagen: ‚ Baciami, Nicolo‘.“
Sie verstand schnell, er sah es an ihrem Grinsen. Doch sie wiederholte seine Worte.
„Mit Vergnügen“, sagte er, und dann küsste er sie.
Noch ein Kuss. Und noch einer. Küsse, die sehr schnell leidenschaftlicher wurden. Wenn er sich nicht bald zurückzog, das wusste Nicolo, würde nichts mehr den nächsten Schritt aufhalten können.
Ein letztes Mal küsste er sie, dann rollte er sich auf den Rücken. Aimees leiser Protestlaut fuhr ihm direkt ins Herz. Er zog sie eng an sich.
„Wir haben heute wichtige Dinge zu erledigen.“
„Wichtiger als das hier?“
„Nichts ist wichtiger, außer vielleicht dein 10-Uhr-Termin bei Doktor Scrantino. Ich hatte meinen Arzt um eine Empfehlung für einen Gynäkologen gebeten.“
„So schnell?“
„Während Du wieder eingeschlafen warst, habe ich ein paar wichtige Anrufe erledigt“, neckte er sie.
„Und aus welchem Grund bin ich wieder eingeschlafen?“, fragte sie pikiert.
Seine Augen wurden dunkel. „Wenn ich diese Frage beantworte, verpassen wir den Termin.“ Er räusperte sich. „Danach machen wir einen Bummel über die Via Condotti. Welche Designer magst du am liebsten, cara? Gefällt dir Armani? Oder Valentino?“
Ihre bevorzugten Designer waren die Secondhandläden in SoHo. Kein Geld von ihrem Großvater anzunehmen, war zu ihrem Lebensstil geworden. „Nicolo, ich habe einen Koffer mitgebracht, ich brauche keine …“
Doch er ließ sie gar nicht ausreden. „Und dann schauen wir bei Bulgari vorbei, um einen richtigen Ehering für Dich auszusuchen. Einer, der dir passt und an dem die ganze Welt erkennt, dass du mir gehörst.“ Er wurde ernst. „Ich habe heute Morgen noch etwas anderes erledigt. Ich habe deinem
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