Zaertlich beginnt die Nacht
Wagen durch die Straßen fuhr. Und etwas Wunderbares und zugleich Beängstigendes rührte sich in ihr.
Bei Bulgari sahen sie sich Eheringe an. Nicolo wollte ebenfalls einen Ring tragen, denn, so sagte er, ein Ehemann brauche dieses Band ebenso wie die Ehefrau.
Diese schlichte Aussage erfüllte Aimee mit Glück.
War es wirklich erst gestern gewesen, dass sie in New York mit eiskaltem Herzen vor einem Friedensrichter gestanden und die Worte gesprochen hatte, die sie für immer an diesen Mann banden?
Jetzt fühlte sie alles andere als Eiseskälte.
„Aimee?“
Sie sah auf. Nicolo betrachtete sie mit einem zärtlichen Lächeln.
„Was meinst du, cara?“
Dass ich mich schrecklich über dich geirrt habe, mein wunderbarer, zärtlicher, großzügiger Ehemann! Doch sie war nicht so dumm, so schnell die Geheimnisse ihrer Seele zu offenbaren. „Ich meine, es ist schwer, eine Wahl zu treffen, da die Ringe alle so wunderschön sind …“
„Dann lass mich die Dinge vereinfachen und …“
„Nicolo“, sprudelte es aus ihr heraus, „bist du sicher, dass du die Bank nicht willst?“
Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Hast du mir diese Frage nicht schon gestellt?“
„Sicher, aber …“
„Aber gar nichts. Du kennst meine Antwort. Es gibt noch andere Banken. Außerdem“, er lächelte schief, „hätte sie an dich übergehen sollen.“
„Das ging aber nicht. Mein Großvater …“
Nicolo brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Was nun die Wahl der Ringe betrifft … Es ist heiß heute, und du warst zu lange auf den Beinen.“
„Wieso? Ich habe doch die ganze Zeit gesessen. Im Auto, in jedem einzelnen Laden, hier …“
„Ein Stückchen weiter die Straße hinunter ist ein Café. Giorgio wird dich hinbringen.“
„Er braucht mich doch nicht zu fahren!“
„Dann lauf hin, wenn dir das lieber ist. Setz dich draußen unter einen Sonnenschirm, bestell dir eine Limonade und einen Espresso für mich. Ich komme gleich nach.“
„Warum habe ich das ungute Gefühl, gerade auf den Arm genommen worden zu sein?“
Sein Grinsen jagte ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken. „Das mache ich, wenn wir wieder zu Hause sind, cara. Aber jetzt … warte in dem Café auf mich, ja? Bitte.“
Wie hätte sie ihm diese Bitte abschlagen können?
Im Straßencafé fand Aimee einen freien Tisch unter einem der gelben Sonnenschirme und bestellte beim Ober die Getränke. Wenig später sah sie auch schon Nicolo auf sich zukommen.
Allerdings verging ihr das Willkommenslächeln, als er sich vor aller Augen vor ihr auf ein Knie niederließ. „Nicolo, was machst du denn da?“
Mit eleganter Geste zog er ein Kästchen aus der Jackentasche, ließ den Deckel aufschnappen und entfachte damit das funkelnde Feuer, dessen ein Zehnkaräter fähig war.
„Das hätte ich schon gestern machen sollen“, sagte er leise. „Aber besagt das Sprichwort nicht, besser spät als nie? Aimee“, er hielt ihre Hand, bereit, ihr den Ring über den Finger zu streifen, „willst du meine Frau sein?“
Tränen traten Aimee in die Augen, sie lachte und weinte gleichzeitig vor Glück. „Ja, Nico. Ja, ja, ja …!“
Applaus und Jubel brandeten in dem Café auf, als Aimee spontan die Arme um Nicolos Hals schlang und ihn innig küsste.
Und genauso jäh traf sie die Erkenntnis, dass sie ihren Mann liebte.
Natürlich hatte er auch die Eheringe gekauft. Einen breiten Reif, mit Diamanten besetzt, für sie, und den gleichen, etwas weniger auffällig, für sich selbst.
Auch jetzt noch, Wochen später, wenn Aimees Blick zufällig auf die Ringe an ihrem Finger fiel, fragte sie sich, wie das alles nur hatte geschehen können.
Brauchte Liebe nicht Zeit? Musste man den anderen Menschen nicht erst kennen? Seine Vorlieben, die Dinge, die er nicht mochte. Was er gerne aß, seine Lieblingsfilme …?
Sie und Nicolo fanden mit jedem Tag Neues über den anderen heraus, aber irgendwie schien das gar nicht so wichtig zu sein.
Ein Blick in die Augen ihres Mannes, in einem Straßencafé, und sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Vielleicht war es auch schon passiert, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Vielleicht war das, was sie in jener ersten Nacht in seinen Armen empfunden hatte, mehr als unglaublicher Sex gewesen.
Vielleicht war es schon damals Liebe gewesen.
Aber war das noch wichtig? Sie liebte ihren Mann. Er war alles, was sie sich je gewünscht hatte, ohne es selbst zu wissen.
Sie wollte es ihm sagen. Wollte
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