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Zaertlich ist die Nacht

Zaertlich ist die Nacht

Titel: Zaertlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Ihrem herrlichen Garten zu Abend zu essen.«
    »Ja, natürlich.« Um Mr Dumphrys Begeisterung etwas zu dämpfen, wechselte Dick in die unpersönliche Chronologie. »Das muss neunzehnhundertvierundzwanzig, oder   –fünfundzwanzig gewesen sein   –«
    |374| Dick war stehen geblieben, aber obwohl er zunächst so schüchtern erschienen war, nutzte Mr Dumpry sofort die Gelegenheit und fing an, mit Francisco zu flirten. Dem jungen Mann schien das recht peinlich, denn er bemühte sich genau wie Dick, Mr Dumphry die kalte Schulter zu zeigen. Vergeblich.
    »Ach, Doktor Diver, eins wollte ich Ihnen noch sagen, ehe Sie gehen: Diesen Abend in Ihrem Garten werde ich niemals vergessen   – wie nett Sie und Ihre Frau waren. Es ist eine meiner schönsten und glücklichsten Erinnerungen. Ich habe nie wieder eine Gesellschaft von so kultivierten Menschen erlebt.«
    Dick setzte eilig seinen krebsartigen Rückzug in Richtung der nächsten Tür des Hotels fort. »Es freut mich, dass sie ihn in so angenehmer Erinnerung haben. Jetzt muss ich   –«
    »Ich verstehe«, sagte Royal Dumphry mitfühlend. »Ich habe schon gehört, dass er im Sterben liegt.«
    »Wer liegt im Sterben?«
    »Oh, vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen   – aber wir haben denselben Arzt.«
    Dick holte Luft und starrte ihn verblüfft an. »Von wem reden Sie eigentlich?«
    »Nun ja, von Ihrem Schwiegervater   – vielleicht   – ich   –«
    »Mein
was

    »Ich dachte   … Heißt das womöglich, dass ich der Erste bin, der   –«
    »Wollen Sie damit sagen, dass der Vater meiner Frau hier in Lausanne ist?«
    »Na ja, ich dachte, Sie wüssten das   – ich dachte, deshalb wären Sie hier.«
    »Bei welchem Arzt ist er denn in Behandlung?«
    |375| Dick kritzelte den Namen in sein Notizbuch, entschuldigte sich und eilte zu einem Telefon.
     
    Es passte Doktor Dangeu durchaus, Doktor Diver sogleich in seinem Haus zu empfangen. Er war ein junger Arzt aus Genf, der zunächst fürchtete, er könnte einen lukrativen Patienten verlieren, aber als ihn Dick in dieser Hinsicht beruhigte, gab er zu, dass Mr Warren tatsächlich im Sterben lag.
    »Er ist noch keine sechzig, aber die Leber hat aufgehört, sich zu erneuern. Der auslösende Faktor ist sein Alkoholismus.«
    »Reagiert er auf die Behandlung?«
    »Der Mann kann nur noch Flüssigkeiten zu sich nehmen   – ich gebe ihm noch drei Tage, höchstens noch eine Woche.«
    »Weiß seine ältere Tochter, Miss Elizabeth Warren, von seinem Zustand?«
    »Auf seinen eigenen Wunsch hin weiß niemand Bescheid außer seinem persönlichen Diener. Er weiß es selbst erst seit heute Morgen. Ich hatte das Gefühl, dass ich es ihm sagen müsste. Er war sehr aufgeregt, obwohl er seit Beginn der Krankheit eher in einer religiösen und resignierten Stimmung gewesen ist.«
    Dick überlegte. »Na gut«, sagte er langsam. »Ich werde mich von der Familienseite her um ihn kümmern. Ich gehe davon aus, dass sie auf eine zweite Meinung Wert legen würden.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Ich weiß, dass ich im Sinne der Familie spreche, wenn ich Sie bitte, Doktor Herbrugge aus Genf herzurufen   – er ist einer der bekanntesten Internisten am ganzen See   –«
    |376| »Ich habe auch schon an ihn gedacht.«
    »Ich werde auf jeden Fall noch einen Tag hier sein. Ich melde mich bei Ihnen.«
    Am Abend ging Dick zu Señor Pardo y Ciudad Real, um mit ihm zu reden.
    »Wir haben große Ländereien in Chile«, sagte der alte Mann. »Mein Sohn könnte sich gut darum kümmern. Ich könnte ihn auch in einem Dutzend verschiedener Unternehmen in Paris unterbringen   –« Er schüttelte den Kopf und wanderte vor den Fenstern auf und ab, hinter denen ein Frühlingsregen niederging, der so heiter war, dass sich nicht einmal die Schwäne vor ihm versteckten. »Mein einziger Sohn! Können Sie ihn nicht mitnehmen?«
    Der Spanier fiel plötzlich vor Dick auf die Knie. »Können Sie ihn nicht heilen, meinen einzigen Sohn? Ich glaube an Sie. Sie können ihn mitnehmen und heilen.«
    »Es ist nicht möglich, jemanden mit einer solchen Begründung einzuweisen, und ich würde es auch nicht tun, wenn ich könnte.«
    Der Spanier stand wieder auf. »Ich war zu hastig   – ich habe mich hinreißen lassen   –«
    Als Dick in die Eingangshalle hinunterfuhr, traf er im Aufzug Doktor Dangeu.
    »Ich wollte Sie gerade anrufen«, sagte der Arzt. »Können wir auf der Terrasse reden?«
    »Ist Mr Warren tot?«, fragte Dick.
    »Sein Zustand hat sich nicht

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