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Zaertlich ist die Nacht

Zaertlich ist die Nacht

Titel: Zaertlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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hellen schlaflosen Nächten der Liebe, aber jedes Mal, wenn er sich von ihr abwenden wollte, um seine eigenen Dinge zu tun, blieb sie mit leeren Händen zurück. Sie starrte es an, gab ihm viele Namen und wusste doch immer, dass es nur die Hoffnung war, dass er bald zurückkehren würde.
    Er drehte sein Kopfkissen zu einer harten Rolle zusammen, die er sich ins Genick schob wie die Japaner, wenn sie ihren Kreislauf verlangsamen wollen. Dann legte er sich wieder hin und schlief ein.
    Später, als er sich rasierte, wachte Nicole auf, marschierte |278| herum und erteilte den Kindern und Dienstboten abrupte, präzise Befehle. Lanier kam herein, um seinem Vater beim Rasieren zuzusehen. Das Leben in der Nachbarschaft einer psychiatrischen Klinik hatte dazu geführt, dass er ein ganz außergewöhnliches Vertrauen zu seinem Vater hatte und eine große Bewunderung für ihn hegte, während er gegenüber allen anderen Erwachsenen eine übertriebene Gleichgültigkeit zeigte. Die Patienten erschienen ihm vor allem in ihren grotesken Aspekten oder als entseelte, überkorrekte Gestalten ohne Persönlichkeit. Er war ein hübscher, vielversprechender Junge und sein Vater verbrachte viel Zeit mit ihm. Ihre Beziehung war die eines mitfühlenden, aber strengen Offiziers zu einem respektvollen Freiwilligen.
    »Warum hast du eigentlich nach dem Rasieren immer ein bisschen Schaum auf dem Haar?«, fragte Lanier.
    Vorsichtig machte Dick den schaumigen Mund auf: »Das hab ich mir selbst nie erklären können. Ich glaube, es liegt daran, dass meine Finger schaumig werden, wenn ich meine Koteletten rasiere, aber wie der Schaum dann auf meinen Kopf kommt, hab ich mich auch oft gefragt.«
    »Ich werde das morgen mal von Anfang bis Ende beobachten.«
    »Ist das deine einzige Frage vor dem Frühstück?«
    »Ich nenne das eigentlich keine Frage.«
    »Der Punkt geht an dich.«
    Eine halbe Stunde später war Dick auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude. Er war jetzt achtunddreißig, und obwohl er es immer noch ablehnte, sich einen Bart stehen zu lassen, wirkte er doch schon viel mehr wie ein Mediziner als früher an der Riviera. Seit achtzehn Monaten wohnte er jetzt in der Klinik, die sicher zu den modernsten und bestausgestatteten |279| in Europa gehörte. Genau wie Dohmlers Klinik bestand sie nicht aus einem einzigen, finsteren Gebäude, sondern aus mehreren scheinbar spielerisch verstreuten kleinen Chalets, die sich zu einem Quasi-Dorf zusammenfügten. Dick und Nicole hatten mit ihrem Geschmack wesentlich dazu beigetragen, dass die hübsche Anlage so attraktiv war, dass kein Seelenarzt, der in Zürich vorbeikam, darauf verzichtete, sie zu besuchen. Wäre noch ein Haus für die Caddys dazugestellt worden, hätte man die Anlage ohne Weiteres für einen Country Club halten können.
    Das »Buchen-« und das »Rosenhaus«, wo die gänzlich Umnachteten untergebracht waren, hatte man wie gut getarnte Bunker hinter Büschen und Bäumen versteckt, sodass sie vom Hauptgebäude aus unsichtbar waren. Zur Klinik gehörte auch ein großer Gemüsegarten, der zum Teil von den Patienten bestellt wurde.
    Für die Ergotherapie gab es drei Werkstätten, alle unter einem Dach, und hier begann Doktor Diver seine morgendliche Visite. Die sonnendurchflutete Schreinerwerkstatt verströmte den süßen Sägemehlgeruch des vergangenen Holz-Zeitalters; hier waren immer ein halbes Dutzend Männer mit Hämmern, Hobeln und Bohren beschäftigt   – stille Männer, die selten ihre ernsten Blicke von der Arbeit hoben, wenn er vorbeiging. Dick war selbst ein guter Tischler und erörterte einen Moment lang mit einer leisen, interessierten, persönlichen Stimme die Brauchbarkeit gewisser Werkzeuge mit ihnen. Direkt daneben war die Buchbinderei für die Beweglichsten unter den Patienten, die aber keineswegs immer diejenigen waren, bei denen die besten Heilungsaussichten bestanden. Der letzte Raum war der Perlenstickerei, dem Weben und den Messingarbeiten |280| vorbehalten. Die Gesichter der Menschen hier sahen aus, als hätten sie gerade tief geseufzt und sich von etwas Unauflöslichem befreit   – aber ihre Seufzer standen nur am Anfang einer neuen Runde von Grübeleien, die niemals geradeaus führten wie bei normalen Menschen, sondern immer im Kreis. Rundherum, rundherum, rundherum. Für immer nur rundherum. Aber die bunten Dinge, mit denen sie arbeiteten, vermittelten Außenstehenden immer den Eindruck, dass alles so in Ordnung wäre wie in einem Kindergarten. Diese Patienten freuten

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