Zärtlich verführt
Abend, den sie hier
gemeinsam verbracht hatten. Würde er sie küssen und
berühren? Würde sie den Mut aufbringen, den ersten Schritt
zu tun, wenn er nicht die Initiative ergriff?
Matt
ließ sich neben ihr auf der Decke nieder, hielt aber so viel
Abstand, dass es sie frustrierte. "Ich denke, das Feuer wird
jetzt eine Weile brennen."
"Ich
habe uns etwas Süßes mitgebracht." Sie machte eine
Tüte Marshmallows auf, nahm einen Spieß, bestückte
ihn mit einem Marshmallow und gab ihn Matt. Dann bereitete sie einen
Spieß für sich vor.
"Das
habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht." Matt hielt den Spieß
nah an die Flamme.
Emily
hielt ihren Spieß daneben, obwohl sie eigentlich keine Lust auf
Süßes hatte – es sei denn, Matt würde die
Süßigkeiten von ihrem Körper schlecken. Sie sehnte
sich nach einem Kuss und danach, den leichten Salzgeschmack seiner
Haut zu kosten.
Matt
starrte ins Feuer. "Mir ist aufgefallen, dass du meine Frage nie
beantwortet hast."
"Welche
Frage?"
"Ob
du Alex liebst."
"Ja,
aber nicht so, wie du denkst. In Wahrheit sind wir nur platonisch
befreundet." Sie könnte schwören, die Erleichterung in
seinen Augen sehen zu können. "Aber das darfst du meinen
Eltern nicht erzählen", fügte Emily hinzu. "Oder
meinem Bruder."
"Warum
nicht?"
"Um
meine Nerven zu schonen." Als Matt sie verwirrt ansah, erklärte
sie ihm die Situation. "Meine Eltern sind wild entschlossen,
mich zu verheiraten, und würden keine Gelegenheit auslassen,
mich zu verkuppeln. So zu tun, als sei ich fest liiert, ist der
einzige Weg, das zu verhindern."
"Warum
sagst du ihnen nicht, dass sie es lassen sollen?"
"Matt,
du solltest doch wirklich wissen, dass sie mir einfach nicht
zuhören."
"Wäre
es nicht einen Versuch wert?"
"Einen
Versuch? Das habe ich schon mein ganzes Leben lang versucht",
erklärte Emily aufgebracht. "Ich habe für meine
Unabhängigkeit sehr kämpfen müssen. Solange ich denken
kann, haben meine Eltern entschieden, was ihrer Meinung nach gut für
mich ist. Wenn ich Volleyoder Basketball spielen wollte, hat meine
Mutter mich zum Ballett oder zur Gymnastik angemeldet. Schon im
Kindergarten durfte ich nicht wie Ty Jeans tragen. Stattdessen hat
mich meine Mutter in Kleider gesteckt."
"Ich
kann mich nicht erinnern, dich jemals in einem Kleid gesehen zu
haben. Also musst du den Kampf gewonnen haben."
"Ja,
weil ich damals einfach mein Kleid hochgehoben und den Jungs meine
Unterwäsche gezeigt habe."
Matt
lachte. "Das hast du nicht getan."
"Findest
du es nicht traurig, dass ein sechsjähriges Mädchen zu
solchen Mitteln greifen muss? Es war, als würden sie mich
einfach nicht so akzeptieren, wie ich bin. Das tun sie immer noch
nicht."
"Sie
wollen doch nur das Beste für dich."
"Aber
woher wollen sie wissen, was das Beste für mich ist? Mal
angenommen, ich möchte noch keine feste Bindung?"
Matt
fragte sich, ob er Emily erzählen sollte, was ihre Familie
ausgeheckt hatte, entschied sich aber sofort dagegen. Er wollte ihr
nicht den Eindruck vermitteln, dass ursprünglich nicht er den
Kontakt zu ihr gesucht hatte, sondern von ihrer Familie darum gebeten
worden war. Auf keinen Fall würde er jedoch ihrer Familie etwas
von dem erzählen können, was Emily ihm gerade anvertraut
hatte. Er würde sie nie hintergehen. Also saß er zwischen
zwei Stühlen. Und da Emily nicht mit Alex liiert war, würde
sie auch keinen Grund haben, ihren Job aufzugeben. Das stellte Matt
vor ein vollkommen neues Problem. Wie sollte er herausfinden, in
welche Machenschaften dieser Alex möglicherweise verwickelt war?
Vielleicht sollte er ihr einfach ganz offen von seinem Verdacht
erzählen. Wenn er nichts sagen würde, würde sie sich
vielleicht unwissentlich strafbar machen. Und das würde Matt
sich nie verzeihen.
"Sag
mal, wie vertrauenswürdig ist Alex?" fragte er schließlich.
Sie
steckte ein Stück Schokolade und einen gerösteten
Marshmallow zwischen zwei Cracker. "Ich würde ihm blind
vertrauen. Warum fragst du?"
"Mir
sind nur ein paar Dinge zu Ohren gekommen."
"Was
für Dinge?" Sie nahm einen Bissen von ihrem Spieß,
und die warme Schokolade lief ihr über das Kinn.
Oh,
Mann, ich würde ihr die Schokolade so gern abschlecken, dachte
er. "Stimmt es, dass er oft im Ausland ist?"
Emily
leckte sich die Schokolade von den Fingern. "Ein paar Mal im
Jahr. Er ist dann mit Freunden unterwegs."
"Bekommt
ihr Lieferungen aus anderen Ländern?"
"Ab
und zu. Die meisten Pflanzen kommen aus dem Inland. Matt, pass auf!"
Sie deutete
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