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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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außerhalb ihres Blickfeldes befand, bewegte Asasel sich vorsichtig rückwärts, wobei er es vermied, auf Äste und trockene Blätter zu treten. Besser, er kehrte nach Einbruch der Dunkelheit zurück, wenn Emily mit ihrer Familie im Haus war. Er wich einen weiteren Schritt zurück. Und noch einen.
    »Du weißt, ich könnte mich einfach nach drinnen wünschen«, maulte Emily gerade. Die Bäume dämpften ihre Stimme. »Ich will aber gar nicht ungebeten in deine Privatsphäre einbrechen.«
    Voller Zuversicht, dass er sich weit genug zurückgezogen hatte, als dass sie noch auf ihn aufmerksam werden konnte, drehte Asasel sich um und nahm die Abkürzung durch die Bäume zum Ranchhaus. Da Emily momentan beschäftigt war, bot sich der Zeitpunkt an, um Kiyokos Zimmer zu durchsuchen. Vorausgesetzt, sie vergnügte sich dort nicht gerade mit Murdoch.
    Asasel runzelte die Stirn. Menschenfrauen hatten ihn früher unwiderstehlich gefunden. War Kiyokos Begeisterung für Murdoch Zufall oder etwa ein Zeichen dafür, dass er sein Händchen für Frauen verloren hatte? Er hatte Ewigkeiten in der Zwischenwelt vertrödelt, bevor er stark genug gewesen war, sich wieder eine körperliche Gestalt zuzulegen. War es möglich, dass seine Anziehungskraft während der langen Wartezeit gelitten hatte?
    Das wollte er natürlich nicht hoffen.

[home]
16
    D as ist doch nicht dein Ernst.« In der Hoffnung auf wenigstens den Anflug eines Lächelns starrte Murdoch Kiyoko an. Aber in ihrem hübschen Gesicht sah er nur Entschlossenheit. »Du willst wirklich meinen Berserker wecken, seine Energie anzapfen und mit ihrer Hilfe auf eine höhere Ebene übergehen?«
    »Ja.«
    Er sprang auf. »Du musst den Verstand verloren haben, denn das ist kein Plan. Das ist Selbstmord.«
    »Es ist riskant«, räumte sie ein. »Aber nicht unmöglich.«
    Er sah sie mit finsterer Miene an. »Hör dir doch nur mal selbst zu. Du klingst wie eine Verrückte. Sora hat dir Flausen in den Kopf gesetzt – die ganze Transzendenzgeschichte ist absoluter Schwachsinn. Es gibt nur Leben und Tod. Dazwischen ist nichts, kein ›Mittelding‹. Glaub mir, ich habe genug Tod gesehen, um Bescheid zu wissen.«
    »Und wie erklärst du dir dann die Existenz der Seelenwächter?«
    »Wie eine aufgeschobene Hinrichtung. Eine vorübergehende Angelegenheit.«
    »Aber sie beweist doch, dass es ein ›Mittelding‹ gibt.« Kiyoko erhob sich ebenfalls und berührte Murdoch am Ärmel. »Und was ist mit den heidnischen Göttern? Du behauptest, dass sie existieren, aber hier bei uns auf der mittleren Ebene gibt es sie nicht. Genauso wenig glaube ich, dass sie auf den Ebenen leben, die wir Himmel und Hölle nennen.«
    »Willst du dich allen Ernstes mit einer Gottheit gleichsetzen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich widerspreche nur deiner Behauptung, dass es neben den drei Ebenen, die du kennst, keine weiteren gibt. Das Transzendenzritual versetzt mich in die Lage, meine Seele auf einer dieser anderen Ebenen zu verstecken, so dass die Herrin des Todes nicht ihre Fühler danach ausstrecken kann.«
    Murdoch seufzte. »Wunderbar. Lassen wir mal diese Theorie von der Existenz anderer Ebenen für einen Moment beiseite. Du willst dorthin gelangen, indem du meinen Berserker weckst. Was genau an der Erfahrung, beinahe zu Tode gedrückt zu werden, hast du nicht verstanden?«
    »Das war ein Unfall.«
    »Unfälle sind bei diesem Biest an der Tagesordnung«, erwiderte Murdoch. »Es ist nicht zu kontrollieren.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Habe ich dir nicht eben erst von meiner jämmerlichen Vergangenheit erzählt? Der Vergangenheit, in der ich ein Mädchen nur aus dem einen Grund umgebracht habe, weil sie zwischen mir und dem Mann stand, den ich eigentlich töten wollte?«
    »Doch. Aber ich bin kein hilfloses Burgfräulein. Und du bist nicht mehr derselbe Mann, der du einmal warst.«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Jede Kontrollmöglichkeit, die ich vielleicht habe, steht im besten Fall auf tönernen Füßen. Sobald die Gefahr groß genug ist, bin ich verloren, und der Berserker ergreift Besitz von mir. Ich werde nicht zulassen, dass er noch mal in deiner Gegenwart zum Vorschein kommt. Das kann ich einfach nicht.«
    »Willst du mich lieber sterben sehen?«
    »Natürlich nicht. Das Ganze ist doch auch gar nicht nötig. Der Schleier hält dich am Leben.«
    Sie nickte. »Ich glaube auch, dass ich noch ein paar Monate habe, bevor ich nicht mehr fähig bin, von seiner Energie zu zehren. Ich kann Tag um Tag

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