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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Besserung.
    Erst nachdem er den Pick-up in der Garage abgestellt hatte und sie auf dem Pfad zum Haus ihrer Eltern verschwunden war, fiel ihm auf, dass sie gar nicht gesagt hatte, was genau sie an Watanabe störte.
     
    Als Kiyoko die Tür aufstieß und die klimatisierte Arena betrat, blickte Lena auf. Hätte sie das nicht getan, hätte Kiyoko auf dem Absatz kehrtgemacht. So aber war ein Gruß angebracht. »Verzeihung. Ich habe Sora-sensei gesucht.«
    »Er ist nicht hier.«
    »Das sehe ich«, erwiderte Kiyoko, schon im Rückzug begriffen. »Dann suche ich mal weiter.«
    »Wir können uns nicht bis in alle Ewigkeit aus dem Weg gehen.«
    Kiyoko lächelte grimmig. »Ich hatte nicht an alle Ewigkeit gedacht, sondern eher an ein paar Wochen.« Sie öffnete die Tür.
    »Warte, bitte!« Lena stieß das Schwert, mit dem sie trainiert hatte, zurück in die Scheide und ging über den Sand auf Kiyoko zu. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Es wäre nett, wenn du mich wenigstens anhören würdest.«
    Kiyoko blieb stehen, schloss die Tür aber nicht.
    Groß und dunkelhaarig war Lena von einer exotischen Schönheit, die sie mit einem straffen Pferdeschwanz und schlichter Kleidung herunterzuspielen versuchte. Kiyoko hatte sie selten nervös gesehen. Aber heute schien sie tatsächlich nicht sie selbst zu sein.
    Lena streckte die Finger der einen Hand und entspannte sie wieder. »Ich hätte ehrlicher zu dir sein sollen, was meine Lage betraf. Ich hätte dir sagen sollen, dass die Hörigen Dämonen mich erpressten, oder dich vielleicht sogar um Hilfe bitten sollen. Aber darin bin ich noch nie gut gewesen. Um Hilfe zu bitten.«
    Kiyoko wartete, ob noch mehr kam.
    Es kam noch mehr. Gestelzt und ungeschickt, aber zutiefst bewegt. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich dich in meinen Handel mit den Judasmünzen hineinziehen wollte. Ich wollte Heather unbedingt retten, und ich wusste, dass du es nie gutgeheißen hättest, eine dunkle Reliquie an die Dämonen auszuliefern. Es ist unverzeihlich, dass ich dich und die anderen Onmyōji dazu missbrauchen wollte, mir zu helfen. Es tut mir leid.«
    Der Stachel saß noch immer tief. Sie waren acht Jahre lang befreundet gewesen. Seit sie einander bei der Versteigerung eines günstigen Satzes viktorianischer Ausgrabungswerkzeuge in London zu überbieten versucht hatten. Doch irgendwann sollte man damit beginnen, die Angelegenheit wieder in Ordnung zu bringen.
    »Ich nehme deine Entschuldigung an«, sagte Kiyoko.
    Lena stieß einen leisen Seufzer aus. »Danke.«
    Früher hätten sie sich umarmt. Jetzt gaben sie sich die Hand.
    »Wie geht es Heather?«, fragte Kiyoko.
    »Von Tag zu Tag besser. Nach dem Entzug in der Rehaklinik hat sie angefangen, dort zweimal wöchentlich ehrenamtlich zu arbeiten. Das hat ihr gutgetan. Sie geht weiter regelmäßig zur Therapie und hat zwischendurch noch immer ziemlich schlechte Tage, aber ich habe Hoffnung.«
    »Es ist gut, dass sie dich hat.«
    Lena nickte. »Brian war großartig zu ihr. Sie sind ziemlich innig miteinander. Er hat ihr eine Wohnung in der Stadt besorgt, ihr bei der Jobsuche geholfen und sie zu den Narcotics Anonymous gebracht.«
    »Ich mag Brian«, sagte Kiyoko. »Aber ich verstehe das böse Blut zwischen ihm und Murdoch nicht.«
    Lena verzog das Gesicht. »Ich auch nicht. Sie hacken ständig aufeinander herum, und wenn sie gegeneinander kämpfen, sitze ich wie auf Kohlen. Sie gehen jedes Mal an die Grenzen. Manchmal kommt Brian mit Schnittwunden am ganzen Körper nach Hause. Das Schräge daran ist: Ich weiß, dass sie sich gegenseitig respektieren.«
    »Diese gestörten Männer!«
    »Ganz genau!« Lena sah sie an. »Apropos gestörte Männer: Was hast du Murdoch von deinem Vater erzählt?«
    »Mein Vater war nicht gestört!«, protestierte Kiyoko. »Er hat doch nicht absichtlich andere Leute verletzt.«
    »Nein, aber er hat zwei vollkommen voneinander getrennte Leben gelebt und in beiden unglaublich großen Erfolg gehabt. Tagsüber war er dynamischer Geschäftsmann und nachts Anführer der Onmyōji. Ich habe mich immer gefragt, ob er vielleicht an einer besonderen Form der Schizophrenie litt.«
    »Das ist nicht witzig.«
    »Dein Vater hätte darüber gelacht.« Lenas lange Finger drückten Kiyokos Arm. »Ich habe Tatu-san vergöttert. Das weißt du. Er war ein wunderbarer Mann, und ich bin froh, dass er so gestorben ist, wie er es sich gewünscht hätte: während er die Welt gegen die Dämonen verteidigte. Aber ich bin traurig, dass er nicht

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