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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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worden war – wahrscheinlich schon vor einigen Monaten – und sie es versäumt hatten, seinen Tod zu betrauern. Und es bedeutete, dass sie einem Dämon vertraut, ihm vielleicht sogar wertvolle Informationen gegeben hatte. Bei diesem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. »Mein Vater trug den Schleier, als er starb. Ryuji-san war der Erste, der nach dem Angriff in die Garage kam.«
    »Du hast den Verdacht, dass er es war, der deinen Vater getötet hat?«
    Kiyoko nickte. »Aber warum hat er uns in dieser Nacht dann nicht alle beide getötet? Warum hat er mich verschont und den Schleier zurückgelassen?«
    »Vielleicht war er einfach am Ende seiner Kraft. Der Kampf mit deinem Vater hat den Dämon sicher viel Energie gekostet. Tatsu-san war ein ausgezeichneter Krieger. Wenn der echte Watanabe-san nach dem Kampf die Garage betreten hätte, wäre der Dämon gezwungen gewesen, auch ihn umzubringen.«
    »Das würde erklären, warum ich den ersten Angriff überlebt habe, aber nicht, warum ich jetzt noch hier bin. Warum hat er mich nicht umgebracht, sobald er sich wieder erholt hatte?«
    Sora kratzte sich am Kinn. »Eine berechtigte Frage.«
    »Irgendetwas übersehen wir.«
    Die Tür zu den Unterkünften fiel zu, und sie blickte auf. Nachdem er offenbar den Nachwuchs in den Quartieren untergebracht hatte, war Murdoch über die Abkürzung zum Haupthaus herübergekommen, ohne den Pfad zu benutzen. Er trug ein graues, langärmeliges T-Shirt und die übliche schwarze Jeans. Das Haar fiel ihm in dunklen Wellen auf den Rücken hinunter. Mit Ausnahme der etwas kürzeren Locken, die ihm so reizvoll ins Gesicht hingen. Die, die er mit einer achtlosen Handbewegung zur Seite schob und die immer wieder zurückfielen, wie um ihn zu ärgern.
    Es war bemerkenswert leicht, ihn sich im Kettenhemd vorzustellen. Wie er ein mächtiges Ross in die Schlacht lenkte. Wie er die Feinde mit seinem Schwert niedermähte und rasch und sicher Gerechtigkeit übte.
    »Hat jemand eine Pinzette?«, fragte er, als er die beiden Stufen zur Veranda hinauf nahm. »Ich habe mir einen Splitter in die Hand gejagt.«
    Kiyokos Lippen zuckten.
    Wer’s glaubt!
    Sie richtete sich auf. »Ich habe eine in meiner Handtasche.«
    Er nickte Sora höflich zu, dann folgte er ihr ins Haus und hinauf in den ersten Stock. »Hast du mit dem Vorstand alles geklärt?«
    »So gut ich konnte«, erwiderte sie. Sie deutete auf den Stuhl am Fenster und begann, in ihrer Handtasche auf der Kommode zu wühlen.
    »Wie lange wird es dauern, bis sie sich damit abfinden, dass er nicht wiederkommt?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie warf ihm die Pinzette zu. »Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Direktor verloren geht.«
    Murdoch widmete sich mit gesenktem Kopf seiner Aufgabe. Er kämpfte mit der Pinzette, versuchte umständlich, den störenden Holzsplitter damit zu packen, und schon fiel ihm das Utensil aus der Hand.
    »Verdammt noch mal!«
    Kiyoko hob die Pinzette vom Boden auf. »Ist der Splitter in deiner rechten Hand?«
    »Aye.« Er blickte auf. »Könntest du ihn vielleicht herausziehen?«
    Ihre Augenbrauen flogen in die Höhe. »Ohne dich zu berühren? Das bezweifle ich.«
    Sein dunkler Blick saugte sich an ihrem Gesicht fest, und sie wusste, wohin seine Gedanken abschweiften. Zu den sinnlichen, wunderbaren Fummeleien, die seine Träume erfüllten. Genau wie ihre Träume. »Theoretisch braucht ja nur die Pinzette mich zu berühren.«
    »Das wäre zu riskant. Ein Ausrutscher, und …«
    »Ich werde dafür sorgen, dass nichts passiert«, versicherte er.
    Es war ein verrückter Einfall. Ein Spiel mit dem Feuer. Aber ihr Puls raste bei der Vorstellung, ihm so nahe zu sein, seinen Geruch einzuatmen und die Wärme zu spüren, die sein Körper ausstrahlte.
    »In Ordnung.«
    Sie beugte sich über Murdochs Hand. Tatsächlich hatte sich ein Holzsplitter tief in den Ballen seines Daumens gebohrt. Doch gleichgültig, in welchem Winkel sie die Pinzette hielt oder ihren Körper drehte, sie bekam den Splitter nicht richtig zu fassen.
    Er öffnete die Beine und wies auf den Boden. »Setz dich mal da hin.«
    Ihr stockte der Atem.
    Dorthin? Zwischen seine Oberschenkel? Sie sollte sich an diesen abgewetzten Jeansstoff lehnen und die Innenseite seiner kräftigen Schenkel streifen, während sie mit der Pinzette hantierte? Wollte er sie beide an den Rand des Wahnsinns treiben? Oder wollte er sich selbst auf die Probe stellen, seine Fähigkeit testen, ihr zu widerstehen?
    Sie sank auf die Knie.
    Wenn er die

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