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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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selbst gesehen, wie seine Rückenmuskeln angeschwollen waren, und das Gewicht des Berserkers auf ihrem Körper gespürt. »Sora-sensei sagt, dass ein Bindezauber auch nicht funktionieren würde. Jeder Zauber, den ich beschwöre, um dich zu zügeln, wird gegen mich arbeiten.« Sie seufzte. »Die größte Hoffnung bist noch immer du selbst.«
    »Nein«, sagte er, ohne auf die Bitte in ihren Augen einzugehen. »Die größte Hoffnung ist Stefan Wahlberg. Und, bei Gott, ich werde den Kerl jetzt endlich zur Vernunft bringen.«
    Er riss die Zimmertür auf und stampfte hinaus.
    Kiyoko hörte, wie Murdoch die Treppe hinunterging, die Haustür öffnete und dann hinter sich zuknallte. Einen Augenblick später tauchte seine große und unerschütterliche Gestalt an der Hausecke auf und bewegte sich zielstrebig den Kiesweg hinunter. Murdoch war eine Naturgewalt, die man nicht unterschätzen sollte. Vielleicht gelang es ihm ja, Stefan zur Vernunft zu bringen.
    Aber was sollte geschehen, wenn er scheiterte?
    Konnte sie tun, was getan werden musste?
    Konnte sie ihren Plan dann überhaupt noch weiterverfolgen?
     
    Murdoch hämmerte mit der Faust gegen die Tür des Wohnwagens. »Mach die vermaledeite Tür auf, Dika, oder ich schwöre, dass ich sie aus den Angeln reiße!«
    Die Tür öffnete sich.
    Im Rahmen erschien Dika, die Arme über der Brust verschränkt. Wie sie so dastand, in entschlossener Pose und mit gerunzelter Stirn, wirkte sie wie eine bemerkenswert respekteinflößende Barriere, obwohl sie so klein war. »Wie oft muss ich dich denn noch fortschicken?«
    Er legte ihr einen Arm um die Taille, hob sie mühelos in die Höhe und trat in den Wohnwagen. »Ich habe die Nase vom Reden gestrichen voll. Und ich lasse mich nicht mehr wegschicken. Wo ist unser kleiner Houdini?«
    Er stellte Dika in der Küche wieder auf den Boden und ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Es war leer. Er zog die Tür aus geätztem Glas zum Schlafzimmer auf. »Versteckt er sich etwa vor mir?«
    Auch das Schlafzimmer war leer. Ebenso wie das Bad.
    Murdoch kehrte in die Küche zurück.
    Dika wirkte wie auf Krawall gebürstet. Schlank, elfenhaft, aber eben auf Krawall gebürstet.
    »Wo ist er?«, fragte er leise.
    Sie sagte nichts. Aber der Anflug eines triumphierenden Lächelns umspielte ihre Lippen.
    Sein Blick flog zur rückwärtigen Wand des Wohnwagens, die von der Decke bis zum Boden mit schwerem violettem Samt verhangen war.
Mist!
Er ging zu dem Vorhang und schob ihn zur Seite. Eine Mauer aus massiven grauen Steinblöcken voller Moderflecken und Flechten kam zum Vorschein. Kein Durchgang. Keine Tür. Nur der solide, undurchdringliche, fast ein Meter dicke Stein von Schloss Rakimczyk.
    »Ruf ihn her.«
    »Ich kann nicht.«
    Er fuhr zu ihr herum. »Blödsinn, Dika! Ich weiß, dass du ihn erreichen kannst. Es ist
euer
verfluchtes Schloss.«
    »Ich störe ihn nie, wenn er arbeitet.«
    Er arbeitete? Etwa mit dem neuen Zauberbuch? »Woran arbeitet er?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt.« Sie zuckte die Achseln. »Das geht mich nichts an.«
    Murdoch schüttelte den Kopf. »Du magst andere mit diesem dämlichen Affentheater täuschen, Dika, aber mich täuschst du nicht. Ich habe gesehen, wie er dich anschaut, wenn er eine wichtige Entscheidung treffen muss. Er legt Wert auf deine Meinung, und das sagt mir alles, was ich wissen muss.«
    Sie lächelte, erwiderte jedoch nichts. Wandte sich nur zum Herd und rührte etwas in einem großen Topf um, das himmlisch duftete.
    »Wie lange ist er schon da drin?«, fragte Murdoch.
    »Seit dem Morgengrauen.«
    »Na dann«, sagte er und zog einen Ledersessel heran. Er ließ sich hineinfallen. »Irgendwann muss er ja wieder rauskommen, um zu essen. Ich werde einfach auf ihn warten.«
    »Er hat in letzter Zeit nicht viel Hunger.«
    Murdoch schüttelte die Stiefel ab und ließ die Rückenlehne nach hinten sinken. »Keine Angst. Er wird dem Duft deiner Spaghettisauce nicht widerstehen können. Das kann niemand.«
    »Hm.«
    Er sah über die Schulter zu ihr hinüber. »Kann ich vielleicht …«
    Sie reichte ihm einen Teller Spaghetti und eine Gabel.
    »Gott segne dich, Dika. Du bist eine Heilige.«

[home]
18
    A ls die zischenden und stöhnenden Stimmen Emily auch in der zweiten Nacht in Folge weckten, wusste sie, dass sie Uriel rufen musste.
    Sie warf die Decke zurück, schlüpfte in ein Paar Pantoffeln mit Ledersohle und setzte die Baseballkappe auf. Während sie auf Zehenspitzen den Flur entlangschlich, am Zimmer

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